TV-Star aus Manching im Interview
„Krasse Mentalität“: Markus Kavka beleuchtet sein Idol Lothar Matthäus in Podcastserie

03.04.2024 | Stand 04.04.2024, 11:27 Uhr

Moderator, DJ, Buch-Autor, Musikjournalist: Der gebürtige Ingolstädter Markus Kavka ist auch ein großer Bayern-Fan – und Weltfußballer Lothar Matthäus eines seiner Idole. Foto: Imago Images

Als ehemaliges Gesicht des Musiksenders MTV ist der Manchinger Markus Kavka (Landkreis Pfaffenhofen) im ganzen Land bekannt. Der Moderator und Musikjournalist ist auch ein großer Fußballfan und hat sich für eine mehrteilige Podcastserie bei RTL+ einem seiner Idole angenähert: Lothar Matthäus. Kaum ein deutscher Spieler war so erfolgreich – und polarisiert dennoch bis heute. Ein Gespräch.



Herr Kavka, was ist Ihr Lieblings-Fußballlied?
Markus Kavka: Das darf man ja eigentlich fast nicht sagen, aber es ist „Three Lions (Football’s Coming Home)“, das beste Fußballlied aller Zeiten; natürlich jetzt nicht für die deutsche Nationalmannschaft und auch nicht für den FC Bayern. Aber ich feiere das Lied bis heute.

„Major Tom“ als Torhymne? „Das haut schon hin!“



Sollte „Major Tom“ von Peter Schilling die Torhymne der deutschen Nationalelf werden, wie Tausende Fans aktuell fordern?
Kavka: Ja, ich finde, das passt super. So eine Torhymne soll euphorisch sein, und auch vom Text her ist der Song ganz gut geeignet. Als er beim ersten Tor gegen die Niederlande gespielt wurde, da dachte ich mir, aha, ja, das haut schon hin. Ich fand den Song, als er in den 1980ern rauskam, auch schon prima. Also von daher gerne.

Mei, so könnte man sagen, der Kavka kennt sich gut mit Musik aus, aber er ist auch ein großer Fußballfan. Wie kam Ihre Leidenschaft?
Kavka: Ich war schon Fußballfan, bevor ich mich intensiver mit Musik beschäftigt habe. So mit sieben hat mich mein Papa das erste Mal ins Olympiastadion zu den Bayern mitgenommen. Ein Spiel gegen den 1. FC Köln, da lag Bayern zur Halbzeit, glaube ich, mit 2:3 hinten. Und am Ende haben sie 6:3 gewonnen, die legendäre Mannschaft mit Beckenbauer, Müller, Maier und so. Ich weiß noch, dass ich einen kleinen Kneipenblock mitgenommen habe, darauf wollte ich die alle unterschreiben lassen. Im riesigen Olympiastadion! Da habe ich ein bisschen geträumt. Aber so ging es los.

Sie haben auch eine kleine Fußballerkarriere, wie weit ging’s?
Kavka: Daheim beim SV Manching habe ich ein bisschen gespielt, ich konnte zwar rennen, aber war ja immer der Kleinste. Da hat sich schnell als 12-, 13-Jähriger herausgestellt, dass Fußball vielleicht jetzt nicht das ist, was ich beruflich später mal machen werde (lacht).

Fußballkarriere beim SV Manching in Puma-Schuhen



Welche Schuhe trugen Sie: Puma – wie Lothar Matthäus?
Kavka: Meine ersten „Schleich“, wie man dazu gesagt hat, waren so No-Name-Dinger mit zwei Streifen. Da wurde ich natürlich aufgezogen: Hey, dein billiges Klump. Mein erstes Markenmodell, war dann glaube ich, der „Beckenbauer“ von Adidas, also der Klassiker. Und als ich dann Matthäus-Fan wurde – den fand ich schon sehr früh cool –, bin ich wirklich wegen ihm von Adidas auf Puma umgestiegen.

Sie sind als Jahrgang 1967 etwas jünger als Matthäus, aber als eine Generation aufgewachsen. Sehen Sie weitere Parallelen?
Kavka: Man weiß natürlich, was los ist, wenn man in so einer Kleinstadt wie in Herzogenaurach oder in einem Dorf wie ich aufwächst. In Manching gab es eine Ampel, zwei Supermärkte und eine Dorfdisco – und dort immer wieder mal eine zünftige Schlägerei. Lothar hatte auch einen Flüchtlingspapa, der kam aus Schlesien, meiner aus Sudetendeutschland. Und beide haben eine Einheimische vor Ort geheiratet. Das waren für die als Vertriebene krasse Zeiten. Das hat Matthäus teilweise in seiner Biografie aufgeschrieben. In so ein Aufwachsen auf dem Land kann ich mich schon reinfühlen.

Wie war das damals als Bayern-Fan in Manching?
Kavka: Es gab halt einen MTV und einen ESV in Ingolstadt, aber da war man jetzt nicht notwendigerweise Fan. So blieben drei Möglichkeiten: Bayern, Sechzig oder Nürnberg. Da mein Papa schon Bayern-Fan und ich mit im Stadion war, war es klar, das muss dann auch Bayern sein. Ich kam wirklich immer so in voller Montur in die Schule und wurde auch ein bisschen verarscht von den anderen Jungs. Fan-Merchandise war damals noch nicht so üblich. Ich habe es vielleicht auch ein bisschen übertrieben: Schal, Trikot, ein Halstuch – und dann noch Aufnäher auf meinem Federmäppchen. Jetzt kannst du ja von den Bayern wirklich alles kaufen.

Lothar Matthäus reißt die Mannschaft mit



Sie sprechen von Lothar Matthäus als Idol: Was hat Sie an ihm fasziniert?
Kavka: Der ist ein geborener Anführer. Was ich bei ihm immer toll fand: Man hat total gemerkt, verlieren ist verboten. Er hatte so eine krasse Mentalität. Wenn es nicht so gut läuft, ist er der Erste, der die Mannschaft mitreißt. Auch seine Dynamik fand ich immer krass.

Was ist für Sie das schönste Tor, das Matthäus je geschossen hat?
Kavka: Zum einen natürlich bei der WM 1990 das Tor zum 3:1 gegen Jugoslawien nach seinem Solo. Das ist die Quintessenz von Matthäus. Und jetzt rein ästhetisch das Tor zum 2:1 für Bayern gegen Leverkusen, das dann auch „Tor des Jahres“ wurde, wo die Ecke von Mehmet Scholl kam, dann Volleyschuss unter die Latte. Fantastisch.

Sie haben Matthäus für Ihren Podcast nicht sprechen können, ihn aber persönlich mal getroffen. Wie haben Sie ihn erlebt?
Kavka: Ich war bei „Sky 90“ zu Gast, wo er fest in der Gesprächsrunde war. Wir haben uns länger unterhalten, vor der Sendung und auch danach. Er war ein super verbindlicher, super freundlicher Typ. Es ging nicht nur um Fußball, sondern auch um Musik, er ist ja eher der Rockfan. Das Treffen hat mich besonders gefreut, weil das immer aufregend ist, wenn man ein Idol aus Jugendtagen trifft. So ging es mir auch, als ich meine Musik-Idole getroffen habe.

Für den Podcast haben Sie mit vielen von Matthäus’ Weggefährten gesprochen. Wie hat sich Ihr Bild von ihm bestätigt oder vielleicht verändert?
Kavka: So gut wie niemand hat ein schlechtes Wort über Lothar gesagt. Die ihn wirklich gut kennen, die bestätigen, dass er dieser super verbindliche, bodenständige Typ auch ist. Aber man hat von Lothar so eine Wahrnehmung, was sein Auftreten in der Öffentlichkeit betrifft, vor allem im Zusammenhang mit der Boulevardpresse, mit seinen Frauengeschichten und der nächsten deutlich jüngeren Frau aus Osteuropa. Der Einzige, der ein bisschen was Negatives gesagt hat, war ein Redakteur, mit dem er lange ganz eng war. Der bestätigte dann schon, dass Lothar sich viel verbaut hat durch sein Auftreten in der Öffentlichkeit und seine Nähe zum Boulevard. Hinzu kommt diese wirklich nicht gelungene Reality-Doku „Lothar – immer am Ball“ bei Vox. Die war nix, das weiß er auch selber.

Herzogenaurach spielt eine wichtige Rolle für den Weltfußballer



Welche Rolle spielt die Heimat Herzogenaurach für ihn?
Kavka: Ich glaube, die ist sehr wichtig für ihn, seinen Heimatverein 1. FC Herzogenaurach unterstützt er nach wie vor. Das erdet den so nachhaltig, dass er genau da herkommt und nie vergisst, wo er herkommt. Und das fand ich toll, weil das geht mir ähnlich: Wenn ich nach Manching zurückkomme, ist es für mich immer auch eine Erdung. Und ich möchte es nie missen, dass ich regelmäßig meine Familie besuche und es keine Rolle spielt, dass ich seit 20, 30 Jahren im Fernsehen bin. Hier bin ich einfach der Markus aus Manching. Und er ist dort der Lothar aus Herzogenaurach. Ich kann natürlich meine Vita überhaupt nicht mit seiner vergleichen, weil er ist ein Weltstar. Aber klar, man verlässt das Dorf und wird im weitesten Sinne prominent. Aber man vergisst halt trotzdem nie, wo man herkommt.

Matthäus ist der einzige deutsche Weltfußballer. Bekommt er in der Öffentlichkeit die Anerkennung, die er eigentlich verdient hätte?
Kavka: Lange Zeit war das in Deutschland nicht so. Da war er auch nicht unschuldig daran, das weiß er, weil du nach der aktiven Karriere in erster Linie die Frauengeschichten mitbekommen hast und seine leidlich erfolgreiche Trainerkarriere dann ein Übriges getan hat. Aber mittlerweile, seit er sich als Experte einen Namen gemacht hat, kriegt er spät, aber vollkommen verdient die Anerkennung, die er sich selbst in Deutschland immer gewünscht hat. Im Ausland, gerade in Italien, da gilt er ja nach wie vor als „Lothar Il Grande“ und als unbestrittener Superstar. Deutschland hatte immer so ein bisschen ein Problem mit ihm. Das ist hier ja generell so, dass gegenüber Leuten, die sehr, sehr erfolgreich sind, irgendwann dieses Neid-Ding hochkommt – und man will fast seine Stars fallen sehen. Das war bei Boris Becker so, und du kannst ja noch ein paar andere nennen. Bei Lothar war es ähnlich.

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Bei ihm fiel früher auf, dass er oft in der dritten Person von sich gesprochen hat. „Ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal“ und solche Sprüche. Suche nach Anerkennung? Geltungsdrang? Selbstbewusstsein?
Kavka: Er ist sehr, sehr selbstbewusst, so ein Alpha-Männchen. Aber er war ja auch zu Bayern-Zeiten nie unumstritten. Man wusste, wenn man Lothar etwas im Vertrauen erzählt, dann muss man aufpassen, ob es dann nicht einen Tag später in der „Bild“-Zeitung steht. Und auch heute ist Selbstkritik nicht so seins. Wenn er dann mal selbstkritisch ist, redet er vorsichtshalber von sich in der dritten Person – als würde ihn eigentlich jemand anderes kritisieren. Das war für ihn aber nicht einfach, dass er nach dem Karriereende nicht mehr diese Heldenverehrung erfährt.

Zu viel Herz statt Hirn



Hat Matthäus zu viel mit dem Herz als mit dem Hirn gedacht?
Kavka: Das sagt er ja auch selber, dass er halt ein Herzensmensch ist – und deswegen so oft geheiratet hat. Man kann schon fragen: So, Lothar, musst du dann immer gleich heiraten und wenn du dich dann scheiden lässt, nicht unerhebliche Teile deines Vermögens an deine jeweiligen Ex-Frauen überweisen? Muss das sein? Und er hat halt gesagt: Naja, wenn er das Gefühl hat, er bleibt für immer mit dieser Frau zusammen, dann will er die natürlich heiraten. Und ja, das hat dann nicht immer so hingehauen, wie er sich das vorgestellt hat. Da musste er wohl auch ein paar Mal auf die Fresse fallen und lernen, nicht alles in der Öffentlichkeit zu verhandeln. Ich werte es zum Beispiel als sehr, sehr gutes Zeichen, dass ich gar nicht wüsste, mit wem Lothar aktuell liiert ist.

Hätte Matthäus mal eine Chance als Trainer in der Fußball-Bundesliga verdient gehabt?
Kavka: Fachlich auf jeden Fall! Aber das ist eben auch das Problem, dass man halt wusste, wenn man sich ihn als Trainer ins Boot holt, dann kommt mehr als nur Fußballexpertise. Dann muss man auch mit dem Drumherum klarkommen. Das hat viele Vereine, vor allem in der Bundesliga, abgeschreckt. Ich glaube, dass er als Vereinstrainer nur so bedingt infrage kommt, weil dieses Graubrot-Tagesgeschäft, das ist nichts für ihn. Als Bundestrainer hätte man ihn sich an irgendeinem Punkt gut vorstellen können. Das hat auch Mehmet Scholl im Podcast zu mir gesagt. Und da geht es mir ähnlich. Aber jetzt ist er als Experte etabliert und hat ein paar Duftmarken gesetzt. Er hat eine starke Meinung und traut sich Sachen auszusprechen, die unpopulär sind. Da ist er happy mit seiner Rolle.

Die Scorpions sollten die Hymne für Lothar Matthäus einspielen



Herr Kavka, abschließend: Welcher Song passt perfekt zu Lothar Matthäus?
Kavka: (überlegt) Ist jetzt vielleicht ein Klischee, aber so was wie „We Are The Champions“ von Queen ist schon wie für ihn gemacht. Er hat nahezu alles gewonnen und verkörpert für mich diese totale Gewinnermentalität. Eigentlich müssten die Scorpions eine Cover-Version machen und die „I Am The Champion“ umdichten – und das ist dann die offizielle Lothar-Matthäus-Hymne.

ZUR PERSON



name

Markus Kavka




GEBURTSTAG

27. Juni 1967 in Ingolstadt




BERUF

Moderator, DJ, Buch-Autor, Musikjournalist




MARKENZEICHEN

Früher die Begrüßung der (TV-)Zuschauer als „Herrschaften“ und die Verabschiedung mit den Worten „Hamma wieder was gelernt“.




GUT zU WISSEN I

Alle Folgen von Kavkas Podcast „11 Leben – Die Welt von Lothar Matthäus“ sind ab sofort auf RTL+ abrufbar und werden auch Folge für Folge auf vielen anderen Podcast-Plattformen veröffentlicht.




GUT ZU WISSEN II

Kavkas Auftritt als DJ in der Diskothek „Suxul“ in der Ingolstädter Innenstadt wurde an Heiligabend 2006 von der Polizei verhindert – wegen angeblicher Ruhestörung.




WAS ER SAGT

„Ich bin auch stolz drauf, dass ich aus Manching komme. Ich mag mein Dorf. Und ich komme immer wieder gern dahin zurück.“