2. Tischtennis-Bundesliga
Kraftakt in der Dreiflüssestadt

TV Hilpoltstein behält auch in Passau mit 6:3 die Oberhand und festigt Rang drei

14.11.2022 | Stand 19.09.2023, 22:11 Uhr

Punktegarant im hinteren Paarkreuz: Hilpoltsteins Russe Petr Fedotov überzeugt im bisherigen Saisonverlauf mit einer Bilanz von 11:2 Siegen. Auch gegen die Fortuna aus Passau gewann er seine beiden Einzel. Foto: Tschapka

Von Wolfgang Winkel

Passau – Das war nichts für schwache Nerven: In einer an Dramatik kaum zu überbietenden Begegnung behielt der TV Hilpoltstein auch in der Dreiflüssestadt Passau Oberwasser und rang den TTC Fortuna nach fast vier Stunden Spielzeit mit 6:3 nieder. Damit bleiben die Franken Bayerns Aushängeschild in der 2. Tischtennis-Bundesliga und kletterten mit nunmehr 11:5 Punkten auf einen ausgezeichneten dritten Tabellenplatz.

Dass sich beide bayrischen Teams zum Verfolgerduell gegenüberstanden, mag in der Historie der 2. Bundesliga Seltenheitswert haben, doch sportlich spiegelt das mit Plätzen im Vorderfeld durchaus der Realität wieder. Während sich Hilpoltstein als aktueller Vizemeister an gehobene Positionen langsam zu gewöhnen scheint, kommt das starke Abschneiden der Passauer Fortuna doch ein wenig überraschend. Schließlich sind die Niederbayern nur mit knapper Not, lediglich aufgrund des besseren Satzverhältnisses gegen die DJK Sportbund Stuttgart, dem Abstieg in die 3. Bundesliga Süd entronnen und wurden im Vorfeld der Saison als heißer Abstiegskandidat gehandelt.

Doch der Zweitliga-Dino aus der Dreiflüssestadt mit nicht weniger als 23 Jahren auf dem Buckel, hat seine Mannschaft gehörig umgekrempelt. Drei Neue bilden das Gerüst des FC. Vorne schlagen mit dem Russen Vyacheslav Krivosheev und dem Chilenen Gustavo Gomez zwei bisher weitgehend unbekannte Spieler auf. Im hinteren Paarkreuz vertraut Passau auf die Spielkünste von Daniel Rinderer, der vom Drittligisten FC Bayern München kam, und dem Italiener John Oyebode, dem einzig verbliebenen Akteur. Eine Mischung, die offenbar stimmt, denn alle Spieler hatten zumindest vor dem Bayern-Derby eine positive Bilanz. Beeindruckend war vor allem der 6:3-Erfolg bei Hertha BSC Berlin, und das ohne den frisch gebackenen Doppel-Vize-Südamerikameister Gomez. Ein Auftritt, der offenbar auch das Selbstvertrauen gestärkt hat. Kein Wunder, dass die Passauer auf der Homepage verkünden, „die Kräfteverhältnisse in Bayern wieder zurechtrücken zu wollen“. Eine Kampfansage an die Mittelfranken, die genau wussten, was auf sie am Sonntag zukam. „Passau ist gut“, lobt Hilpoltsteins Abteilungsleiter Ulrich Eckert die Spielstärke der Fortuna.

Doch auch der TV Hilpoltstein ist in diesen Tagen eine Macht. Und beide Mannschaften schenkten sich nichts. In diesem „krassen Fight“ (TV-Mannschaftskapitän Alexander Flemming) wurden von den insgesamt neun Partien nicht weniger als fünf erst im finalen fünften Satz entschieden. Ständig wechselte die Führung und Matchbälle wurden hüben wie drüben gleich reihenweise vergeben. „Es hätte auch völlig anders ausgehen können“, räumte Flemming nach dem vierstündigen Kraftakt ein.

Passau ging in den Doppeln mit 2:0 in Führung. Anschließend gewannen Andy Pereira, Flemming und Petr Fedotov jeweils ihre beiden Einzel – mal deutlich (Pereira), mal hauchdünn (Fedotov) – und erwiesen sich damit einmal mehr als eifrige Punktesammler.

Leer ging lediglich Hannes Hörmann aus, der am Sonntag besonders im Fokus stand. Der Röttenbacher, der trotz einiger überzeugender Auftritte im bisherigen Saisonverlauf nur eine Bilanz von 2:8 aufwies, hatte sich in Passau einiges vorgenommen. Die nüchternen Zahlen mögen über sein wahres Leistungsvermögen ein wenig hinwegtäuschen – Hörmann war häufig nahe dran – doch am Ende des Tages zählen nun einmal die Ergebnisse. Und auch bei der Fortuna lief es beim Hilpoltsteiner Eigengewächs nicht rund. Gegen Italiens Nachwuchsstar Oyebode, den er in der vergangenen Saison noch bezwungen hatte, kassierte er eine happige 0:3-Niederlage. Mit dem gleichen Ergebnis musste er sich später auch Rinderer beugen. Glück im Unglück für Hörmann, dass das mit Spannung erwartete Duell der beiden ehemaligen Jugend-Nationalspieler, die auch privat eine Freundschaft verbindet, nicht mehr in die Wertung einging.

Die Passauer Entscheidung, dem Bayerwäldler als Mannschaftskapitän Verantwortung zu übertragen, hat sich als richtig erwiesen, denn Rinderer ist in jeder Hinsicht in der Liga angekommen und befindet sich schon jetzt dort, wo TV-Eigengewächs Hörmann noch hin möchte. Dafür hat er aber noch ein wenig Zeit. Rinderer ist nämlich ein Jahr älter.

HK