Fußball - Regionalliga
Wieder mal ein Neuanfang

Trotz zahlreicher Baustellen zeigt sich der FC Pipinsried mit der Saison 2021/22 zufrieden – Nun steht ein Umbruch bevor

12.06.2022 | Stand 13.06.2022, 11:07 Uhr

Einer der besten Pipinsrieder der Frühjahrsrunde verlässt den Verein: Der Ex-Ingolstädter Albano Gashi (in blau, hier gegen Unterhaching) wechselt zum Ligarivalen Türkgücü München. Foto: Kramer

Pipinsried – Eigentlich sollten die Verantwortlichen des FC Pipinsried die Wochen seit dem Abschluss der Regionalliga-Spielzeit 2021/2022 genossen haben: Der Dorfklub beendete seine zweite Aufstiegssaison (nach 2017) auf dem 13. Tabellenplatz, mit beruhigenden sieben Punkten Vorsprung auf den obersten Relegationsrang 16.

Das erste Fazit von Tarik Sarisakal, dem Sportlichen Leiter, lautete daher: „Wir haben die Klasse erhalten, also haben wir alles richtig gemacht.“ Der frühere Profi, der später unter anderem den Bezirksligisten TSV Jetzendorf trainierte, hatte sich freilich einen anderen Saisonverlauf gewünscht: Ohne Zittern zur Winterpause, ohne Trainerentlassung im November, als der Baar-Ebenhausener Andreas Thomas vorzeitig gehen musste und der Unterhachinger Andreas Pummer übernahm. Und vor allem mit deutlich weniger Langzeitverletzten und Corona-Erkrankten. „Dass der Kader die Qualität hatte, in der Regionalliga gut mitzuspielen, war mir klar“, sagt Sarisakal. „Doch mit dieser Anzahl von Verletzten konnte niemand rechnen.“

So kam der frühere Eichstätter Atdhedon Lushi gerade einmal auf 46 Pflichtspiel-Minuten. Kurz vor Saisonstart zog sich der Torjäger in einem Testspiel eine schwere Knieverletzung zu, die ihn fast fünf Monate außer Gefecht setzte. Im März riss ihm dann ein Kreuzband und verschiedene Außenbänder, Lushi verkündete dann seinen Rücktritt. Der frühere FCI-Profi Benjamin Kauffmann erlitt mit einem Kreuzbandriss im November ein ähnliches Schicksal.

Das Corona-Virus schlug auch in Pipinsried hart zu. So musste Thomas im Oktober mit nur einem Ersatzspieler nach Aschaffenburg fahren. Eine Problematik, die sich die gesamte Saison durchzog. Dass es den Torjäger Serhat Imsak (22 Spiele, acht Tore) im Winter zum Regionalligateam des Zweitligisten FC St. Pauli zog, machte die Sache nicht besser. Ebenso wenig, dass dessen Ersatz, dem Ex-Löwen Matthew Durrans, Angang März die Achillessehne riss.

Anfang November hatten Sarisakal und Sportvorstand Martin Schmidl die Reißleine gezogen und sich von Thomas getrennt. Der langjährige FCI-NLZ-Fußballlehrer hatte zwar einen famosen Start hingelegt, nach 20 Spielen aber nur 21 Zähler vorzuweisen. Sein Nachfolger Pummer riss mit seiner entschlossenen Art das Ruder herum. Obwohl er schon im Januar verkündete, den Dorfklub im Sommer wieder verlassen zu wollen. Nicht wenige hielten den 39-Jährigen nun für eine „lame duck“, doch er strafte alle Zweifler Lügen: Tatsächlich zerriss sich das Team von nun an in jedem Spiel – was vorher nicht immer so war. Pummers Bilanz spricht für sich: Er holte 27 Punkte in 18 Spielen, selbst am letzten Spieltag in Burghausen kämpfte das Team 90 Minuten – obwohl acht Akteure aus der Startelf den Verein verlassen: Tormann Alexander Eiban konzentriert sich auf den Beruf, Peter Guinari wird mit französischen und österreichischen Profiklubs in Verbindung gebracht, Dominik Wolfsteiner kehrt zum VfB Eichstätt zurück, Jakob Zitzelsberger in seine Oberpfälzer Heimat zum Regionalliga-Aufsteiger DJK Vilzing. Paolo Cipolla wird demnächst beim FSV Pfaffenhofen zu sehen sein. Offen scheinen derzeit noch die Schicksale von Lucas Schraufstetter, Dominik Schröder und Jannik Fippl zu sein. Eren Emirgan hat beim Drittliga-Zwangsabsteiger Türkgücü München unterschrieben. Dorthin zieht es nun auch Mittelfeldmann Albano Gashi. „Albano ist ein Unterschiedsspieler, er wird nur schwer zu ersetzen sein“, bedauerte Sarisakal. Der Manager hatte Mitte Mai vom Wechselwunsch des früheren FCI-U23-Profis erfahren und alles getan, um den 26-Jährigen halten – vergeblich.

Einer der Gründe, warum Sarisakal in diesen Wochen nicht die Beine hochlegen kann. Er hat zwar schon neun Zugänge präsentiert, mehrheitlich interessante Talente, darunter den FCI-U23-Defensivmann Fabian Willibald, der aus dem Dachauer Land stammt. Doch Routiniers fehlen. Einzig der schnelle Ryosuke Kikuchi (28) verfügt über Regionalliga-Erfahrung (29 Spiele für Burghausen und Garching), Nickoy Ricter ist immerhin ein routinierter Bayernliga-Stürmer.

Mit anderen Worten: Der FC Pipinsried steht wieder einmal vor einem Neuanfang. Wie zu Zeiten des Gründungspräsidenten Konrad Höß, der schon mal 20 Spieler im Laufe einer Saison austauschte. Mit den Spielertrainern Nikola Jelisic und Pablo Pigl, Abwehrallrounder Alexander Langen, den Torjägern Marvin Jike und Halit Yilmaz, den Mittelfeldmännern Daniel Jelisic und Ahanna Agbowo sowie Linksfuß Faton Dzemailji konnte Sarisakal immerhin einige Stützen halten. „Wir werden in den kommenden Wochen einige Gastspieler sehen“, kündigte Sarisakal an.

htk