Eishockey, Bayernliga
„Hauptgrund war die Trainer-Problematik“

Der scheidende Abteilungsleiter Alexander Dost spricht über die Katastrohpen-Saison des EC Pfaffenhofen

13.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:23 Uhr

Leistungsträger und Identifikationsfigur Nick Endreß wird in der kommenden Saison nicht mehr für den EC Pfaffenhofen auflaufen. Der Angreifer wechselt zum Bayernliga-Kontrahenten Miesbach. Mit 18 Toren war der ECP-Kapitän gefährlichster Angreifer der zurückliegenden Saison. Foto: Stolle

Pfaffenhofen – Wirrwarr auf Trainerposition, zahlreiche Verletzte und zuletzt die Nachwehen der Corona-Pandemie: Hinter dem EC Pfaffenhofen liegt eine Saison zum Vergessen: Nach dem vorletzten Platz in der Bayernliga-Vorrunde mit nur 15 Punkten aus 25 Spielen kamen in der Abstiegsrunde nur noch fünf weitere Zähler hinzu. Am Ende hatten die Eishogs Glück, dass der Verband aufgrund der Corona-Situation den Abstieg aussetzte und sie in der kommenden Saison erneut in der Bayernliga antreten dürfen. Abteilungsleiter Alexander Dost (kl. Foto), der an diesem Samstag sein Amt abgibt, spricht im Interview über die Gründe für das katastrophale Abschneiden und gesteht dabei selbst Fehler ein.

Herr Dost, wie lautet Ihr Saisonfazit ?
Alexander Dost: Das war eine Saison deutlich hinter den Erwartungen, natürlich hatten wir uns mehr erhofft. Ich möchte aber betonen, dass ich der Mannschaft keinen Vorwurf mache. Unser katastrophales Abschneiden hatte andere Gründe.

Welche sind dies Ihrer Meinung nach?
Dost: Diese sind vielschichtig. Hauptgrund war sicher die Trainer-Problematik während der Vorrunde. Als uns kurz vor Saisonbeginn Elmar Boiger verließ, gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Nachfolger schwierig und langwierig, da fast alle guten Trainer irgendwo unter Vertrag standen.

Nach einigen Spielen ohne Trainer holten Sie dann Andreas Bentenrieder aus Schongau. Dost: Ja, mit ihm hatten wir uns natürlich einen Aufschwung erhofft. Es war unglücklich, dass er uns nach so kurzer Zeit wieder verließ. Für ihn war die tägliche An- und Abreise aus Schongau zu kräftezehrend.

Es schien so, als sei erst mit Steve Pepin auf der Trainerposition wieder Ruhe eingekehrt.
Dost: Ja, das sehe ich auch so. Mit ihm haben wir uns stabilisiert, auch wenn es am Ende nur zum vorletzten Platz in der Vorrunde gereicht hat.

Wie schlimm war die Corona-Situation?
Dost: Während der Abstiegsrunde hat uns Corona extrem hart getroffen, darum konnten wir auch nur acht Spiele bestreiten. Ich weiß, dass es von anderen Bayernligisten Beschwerden gab, weil wir Spiele sehr kurzfristig absagt haben. Wenn jedoch alle drei Torhüter und drei weitere Spieler Corona-bedingt nicht spielen können und eine Freitestung nicht möglich war, dann kann eine Spielabsage erst am Tag zuvor erfolgen.

Gibt es Spieler, von denen Sie sich mehr erwartet hätten?
Dost: Wie bereits erwähnt: Von der Mannschaft bin ich nicht enttäuscht, weil wir neben der Corona-Problematik viel Pech mit Verletzungen hatten. Ich erinnere beispielsweise an die langfristigen Ausfälle von Freddy Kolesnikov, Leonardo Uhl oder Robert Neubauer. Unglücklich – und da muss ich mir an die eigene Nase fassen – war sicherlich die Besetzung unserer beiden Ausländerpositionen. Da hätte ich mir mehr erwartet, zumal uns Connor Sanvido dann auch noch verließ. Unsere Mannschaft hätte auf jeden Fall das Potenzial gehabt, um die Plätze acht bis zehn mitzuspielen.

Am Ende reichte aber auch der letzte Platz in der Abstiegsrunde zum Klassenerhalt, weil der Verband entschied, den Abstieg auszusetzen. Wie beurteilen Sie die Entscheidung des Verbandes?
Dost: Es war sicher die einzig richtige Entscheidung, da Corona-bedingt kein fairer Wettbewerb möglich war.

Warum hat der Verband die Entscheidung erst so spät bekannt gegeben?
Dost: Dies müsste man den Verband fragen. Sicherlich bestand die Sorge, dass einige Kommunen in ihren Sportstätten das Eis abtauen und damit verbunden dann auch der Nachwuchs keine Spielmöglichkeit gehabt hätte.

Nach sechs Jahren als Abteilungsleiter stellen Sie sich an diesem Samstag nicht mehr zur Wahl, wie blicken Sie auf Ihre Zeit in dieser Funktion beim EC Pfaffenhofen zurück?
Dost: Es gab einige Höhen und Tiefen. Insbesondere die letzten eineinhalb Jahre mit der Corona-Problematik waren sehr anstrengend. Dennoch überwiegt das Positive und besonders die Zeit und die Erfolge mit Chris Heid als Cheftrainer möchte ich nicht missen.

Das Gespräch führte
Christoph Enzmann


Der Kapitän geht: Nick Endreß wechselt nach Miesbach


Pfaffenhofen – Der EC Pfaffenhofen verliert einen seiner wichtigsten Leistungsträger: Nick Endreß wechselt zum Bayernliga-Spitzenteam TEV Miesbach. Der 24-Jährige war in der zurückliegenden Saison nicht nur Kapitän, sondern mit 18 Treffern auch der beste Torschütze der Eishogs.

„Ich bin mit Miesbach schon länger in Kontakt. Sie haben eine erfahrene Mannschaft, die jede Saison um den Titel in der Bayernliga mitspielt. Ich glaube, dass es der richtige Schritt für mich ist, um mich weiterzuentwickeln“, sagt Endreß. Die Miesbacher verpassten zuletzt den Aufstieg nur knapp.

Selbstverständlich war die vergangene Spielzeit mit dem EC Pfaffenhofen auch für Endreß eine große Enttäuschung. „Die Saison war von Anfang an verhext“, erklärt der Angreifer. „Die vielen Trainerwechsel waren sicher nicht förderlich, dazu kamen die verletzungsbedingten Ausfälle und die Corona-Situation.“ Doch diese Punkte alleine will Endreß nicht als Ausrede dafür gelten lassen, dass Pfaffenhofen die Vorrunde als Vorletzter und die Abstiegsrunde als Schlusslicht beendete. „Unsere Leistungsträger haben nicht das gezeigt, was sie können“, erklärt er und packt sich an die eigene Nase: „Zu allererst muss ich mich selbst nennen, ich war mit meiner Leistung überhaupt nicht zufrieden. 18 Tore in 30 Spielen sind für mich viel zu wenig. Woran es letztlich lag kann ich nicht sagen“, sagt Endreß.

Auch wenn diese Spielzeit gar nicht nach seinen Erwartungen lief, blickt Endreß gerne auf seine 3,5 Jahre in Pfaffenhofen zurück. „Es war eine sehr schöne Zeit. Nach meinem Wechsel aus Garmisch-Partenkirchen konnte ich hier den nächsten Schritt gehen und habe mich zu einem Führungsspieler entwickelt“, erklärt der 24-Jährige. Besonders gerne erinnert sich Endreß an die Zeit unter Trainer Chris Heid. „Er hat mich extrem weiter gebracht, die Jahre unter ihm möchte ich nicht missen. Es war eine erfolgreiche Zeit.“ Endreß war in Pfaffenhofen auch deshalb beliebt, weil er sich um die Weiterentwicklung der ECP-Juniorenspieler kümmerte. „Einige Nachwuchsspieler sind mir während meiner Zeit hier ans Herz gewachsen.“ Verfolgen wird Endreß die Eishogs auch weiterhin, er bleibt in Pfaffenhofen wohnen und wird zu Spielen und Trainingseinheiten nach Miesbach pendeln. Und wer weiß, vielleicht gibt er irgendwann sein Comeback beim ECP. „Aus meiner Sicht ist die Tür sicher nicht zu“, sagt er.

enc