Fussball, Regionalliga Bayern
„Möchte nicht alles über den Haufen werfen“

Nach dem Rücktritt von Nikola Jelisic: Frank Peuker neu im Trainerteam des FC Pipinsried

02.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:51 Uhr

Dunkle Wolken über dem Sportgelände des FC Pipinsried: Frank Peuker möchte nun tatkräftig dabei mithelfen, dass bei den Gelbblauen zumindest in sportlicher Hinsicht bald wieder die Sonne scheint. Foto: M. Schalk

Pipinsried – Jetzt soll es Frank Peuker richten. Der in Weichs (Landkreis Dachau) wohnhafte 50-Jährige hat beim FC Pipinsried die Nachfolge des erst am Sonntag zurückgetretenen Nikola Jelisic angetreten und gehört mit sofortiger Wirkung zum verantwortlichen Trainerstab des akut abstiegsgefährdeten Fußball-Regionalligisten. Die sportliche Vita von ihm liest sich auf jeden Fall sehr gut. So hatte Peuker in seiner aktiven Zeit für den FC Bayern München, den TSV 1860 München, den BC Aichach, den FC Augsburg und den SSV Jahn Regensburg gekickt. Seine bisherigen Trainerstationen hießen ASV Dachau, TSV Jetzendorf und TSV Indersdorf. „Ich bin froh, dass wir Frank so kurzfristig von diesem Engagement überzeugen konnten. Und ich bin zuversichtlich, dass er mit seiner Erfahrung unserer Mannschaft die nötigen Impulse geben kann, damit von ihr wieder entsprechende Leistungen auf dem Platz gezeigt werden“, sagt Tarik Sarisakal, der Sportliche Leiter beim FCP. Wie Peuker selbst seine neue Herausforderung bei den Gelbblauen sieht, was er verändern möchte? Der 50-Jährige verrät es im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Peuker, seit Wochenanfang sind Sie nun der neue Hoffnungsträger beim FC Pipinsried. Was muss sich Ihrer Meinung nach konkret schon in nächster Zeit tun?
Frank Peuker: Zunächst einmal darf man sich sicher sein, dass ich nicht alles komplett über den Haufen werfen werde. Die Mannschaft hat schließlich nicht erst ein paar Punkte geholt, sondern liegt nur ein paar wenige Punkte unter dem Strich. Was mir ebenfalls wichtig ist: Ich bin nun nicht der absolute Chef, sondern möchte mit Pablo Pigl auf Augenhöhe zusammenarbeiten – und Tarik Sarisakal befindet sich ebenfalls mit im Boot.

Ihre bislang letzte Trainerstation war der TSV Indersdorf. Aber das ist ja mittlerweile eine gewisse Zeit her...
Peuker: Das stimmt. Nachdem wir in der abgebrochenen „Corona-Saison“ 2019/21 nur aufgrund der Koeffizientenregelung abgestiegen waren, hatte zunächst mal keine Lust mehr auf Fußball. Diese aus meiner Sicht große Ungerechtigkeit tat mir zu sehr weh.

Und weshalb geht’s jetzt für Sie doch einigermaßen spontan zurück auf die Trainerbank?
Peuker: Das liegt vor allem an Tarik und dem FCP-Vizepräsidenten Martin Schmidl. Wenn ich die Beiden nicht von früher noch so gut gekannt hätte, hätte ich nun sicher nicht Ja zur Anfrage aus Pipinsried gesagt. Wobei mir natürlich auch wichtig war, dass von meiner Frau ebenfalls ein Okay in diese Richtung kam.

Wann beziehungsweise wo war denn der gute Kontakt zu Sarisakal und Schmidl entstanden?
Peuker: Das ist bereits einige Jahre her. Mit dem Martin etwa hatte ich gemeinsam in der Jugend des FC Bayern gespielt – und die Wege von Tarik sowie mir kreuzten sich auch schon erstmals im Nachwuchsbereich. Später, in der Saison 1995/96, standen wir noch zusammen im Kader des FC Augsburg – und mittlerweile kicken unsere beiden Söhne gemeinsam beim TSV Jetzendorf in der Landesliga. Martin sowie Tarik sind tatsächlich bereits seit vielen Jahren gute Weggefährten, von denen ich weiß, dass sie ihrer Aufgabe in Pipinsried sehr leidenschaftlich nachgehen. Deswegen sprang ich dort nun auch gerne auf den Trainerzug auf.

Nur so am Rande: Wie war Tarik Sarisakal denn so als Fußballer gewesen?
Peuker: Er war ein wahnsinnig guter Linksfuß, der brutale Freistöße schoss. Zudem konnte man ihn als feinen sowie guten Techniker bezeichnen – als richtig tollen Zehner. Aber letztlich hat ihm wohl ein bisschen die Überwindungskraft gefehlt, um komplett über die eigenen Grenzen zu gehen. Ansonsten hätte Tarik vielleicht noch mehr erreicht als sowieso schon geschehen.

Zurück zum FC Pipinsried: Bereits am Montagabend leiteten Sie dort zusammen mit Pablo Pigl ihre erste Trainingseinheit. Welchen Eindruck gewannen Sie da von der Mannschaft?
Peuker: Natürlich herrscht in ihr aktuell eine gewisse Unruhe, das ist nach einem Trainerwechsel nichts Ungewöhnliches. Aber die Qualität in ihr ist auf keinen Fall schlechter als bei vielen anderen Teams in der Regionalliga Bayern. An die zehn, elf Mannschaften bewegen sich dort auf nahezu dem gleichen Niveau – und wir gehören dazu.

Also liegt das aktuelle Problem bei Ihren Spielern zu einem Großteil in den Köpfen?
Peuker: Das ist nach den jüngsten Ergebnissen nicht verwunderlich. Wir müssen es nun ganz einfach ganz schnell schaffen, wieder leidenschaftlich miteinander kämpfen zu wollen. Dahingehend sehe ich auf jeden Fall Verbesserungsmöglichkeiten. Aber ich betone nochmals: Ich möchte jetzt nicht alles komplett über den Haufen werfen. Pablo wird von mir bei irgendwelchen Entscheidungen hundertprozentig mit ins Boot geholt.



Es gibt ja immer noch Befürchtungen, dass Pigl aus Loyalität zu Nikola Jelisic nun ebenfalls seinen Dienst beim FCP quittieren könnte. Wie froh wären Sie darüber, wenn er als Co-Spielertrainer doch in Pipinsried bleiben sollte?
Peuker: Pablo nimmt in meinen Überlegungen eine sehr wichtige Rolle ein – und ich werde ihm das auch nochmals persönlich klarmachen. Er kann sicher sein, dass ich ihn nicht nur als Hütchenaufsteller sehe – genauso wenig, wie ich einer sein möchte. Ich bin mir sicher, dass wir einen guten Konsens finden, wie unsere Zusammenarbeit ab sofort ausschauen könnte.

Ihr Vorgänger Jelisic wirkte an der Seitenlinie immer ausgesprochen ruhig. Nach Ansicht von einigen Fans vielleicht sogar zu ruhig...
Peuker: In dieser Hinsicht bin ich anders. Ich sehe es sogar als eine meiner Hauptaufgaben an, von draußen aus zu reagieren und gegebenenfalls umzustellen, wenn es die Situation auf dem Feld erfordert.

Also ist mit einem eher lautstarken Frank Peuker an der Seitenlinie zu rechnen?
Peuker: Ich will der Mannschaft ganz einfach helfen – und dazu gehört meiner Meinung nach eben auch, durch Coaching von draußen aus auf sie einzuwirken. Der eine Spieler auf dem Feld braucht ein bisschen mehr Input von der Seitenlinie aus, der andere vielleicht ein bisschen weniger – da gilt es halt, den richtigen Mittelweg finden. Aber dass das Ganze grundsätzlich sehr hilfreich ist – diesen Eindruck hatte ich einst, als ich selbst noch als Kicker auf dem Rasen stand, sehr wohl so wahrgenommen.

Viel Zeit, sich einzugewöhnen, bekommen Sie ja nicht – denn bereits an diesem Samstagnachmittag steht das sogenannte „Sechs-Punkte-Heimspiel“ gegen die SpVgg Greuther Fürth II auf dem Programm, die sich aktuell ebenfalls auf einem Direktabstiegsplatz befindet...
Peuker: Es ist so, wie’s ist. Und jeder von uns muss in diesen 90 Minuten bereit sein, zu 100 Prozent alles zu geben. Aber selbst, wenn dann der allerschlimmste Fall eintreten sollte, also dass wir verlieren: Dann hätten wir trotzdem noch 18 Rückrundenpartien vor uns, in denen wir unser Ziel – also den Klassenerhalt – doch noch erreichen können.

Wird man am Wochenende bereits eine gewisse Handschrift von Ihnen erkennen können?
Peuker: Wenn damit eine Systemumstellung oder Ähnliches gemeint sein sollte, dann auf keinen Fall. Das würde unsere Mannschaft nur zusätzlich verunsichern.

Sie wohnen in Weichs, haben bereits bei einigen Klubs in der näheren Umgebung als Trainer gearbeitet. Könnte das eventuell den einen oder anderen Zuschauer zusätzlich in die Hazrolli-Arena locken?
Peuker: Ein bisschen baue ich schon darauf. Ich frage mich sowieso, weshalb der Pipinsrieder Zuschauerschritt zuletzt so gering war. Ich kenne das aus meiner Zeit als aktiver Fußballer noch anders. Und gerade in der jetzigen Phase wäre es enorm wichtig, dass unsere Jungs auch von außen so richtig unterstützt werden.

SZ

Das Gespräch wurde geführt von Roland Kaufmann.