0:1 zu Hause gegen den TSV Rain
FC Pipinsried in der Offensive harmlos und in der Defensive mit Riesentorwartfehler

03.03.2024 | Stand 03.03.2024, 10:07 Uhr

Hängen geblieben: In dieser Szene gab es für Pipinsrieds Pablo Rodriguez-Benitez (r.) kein Vorbeikommen an Etienne Perfetto. Der Schütze des entscheidenden Rainer Treffers, Marc Sodji (hinten), schaute hierbei ganz genau zu. Foto: M. Schalk

Hubert Fesl reagierte blitzschnell: Kaum war das Heimspiel gegen den TSV Rain abgepfiffen, da ließ der Stadionsprecher des FC Pipinsried „Steh’ auf, wenn du am Boden bist“ durch die Lautsprecher dröhnen. Jenen mutmachenden Kultsong der „Toten Hosen“ also – während die Kicker der Gelb-Blauen auf dem Rasen standen und einfach nur ratlos in die Gegend blickten. Mit 0:1 (0:1) hatten sie soeben in der Bayernliga Süd verloren – trotz gefühltermaßen an die 80 Prozent Ballbesitz über die gesamte Distanz.

Ja, das tat weh. Zumal die Pipinsrieder rein selbst daran schuld waren, dass sie in ihrem ersten Punktspiel des neuen Kalenderjahres komplett leer ausgingen. Also kein Schiedsrichter, kein Pech, kein unebenes Spielfeld. „Wahrscheinlich hätten wir noch zwei, drei Stunden weitermachen können – aber ein Tor wäre uns wohl auch dann noch nicht gelungen gewesen“, sprach Co-Spielertrainer Ludwig Räuber schließlich genau das aus, was sich die meisten der offiziell 248 Zuschauer dachten. Die Harmlosigkeit des FCP an diesem Samstagnachmittag in der Offensive: schlichtweg erschreckend. Beziehungsweise in höchstem Maße ernüchternd.

„Im Normalfall geht so ein Spiel dann 0:0 aus, und du hast wenigstens einen Punkt auf deinem Konto“, sinnierte Räuber. Aber nicht einmal dazu reichte es für die Gelb-Blauen – weil sich ihr Keeper Maximilian Retzer in der 36. Minute einen totalen Blackout leistete und innerhalb seines eigenen Fünfmeterraums nahezu teilnahmslos dabei zusah, wie der direkt neben ihn hochspringende Marc Sodji zum 1:0 des TSV Rain einköpfte.

Die Gäste vom Lech konnten ihr Glück anschließend kaum fassen. Ihr Cheftrainer David Bulik sprach gar von „Bonuspunkten“, die sein Team nun in Pipinsried geholt hätte. Ganz anders natürlich die Gemütslage bei Martin Weng. „Das Ganze ist nur schwer zu verdauen“, so der hauptverantwortliche FCP-Coach: „Wir haben zu oft die falsche Entscheidung getroffen, haben zu oft die falschen Mittel gewählt. Aus diesen 90 Minuten gibt es eine Menge für uns zu lernen.“

Co-Spielertrainer Räuber pflichtete ihm da hundertprozentig bei: „Wir versuchten immer wieder, die Dinge rein spielerisch zu lösen – und starben letztlich in Schönheit.“ Ob das mit einem Kevin Gutia, der kurzfristig wegen Magen-Darmproblemen passen musste, anders gelaufen wäre? „Mit seinen 1,96 Metern wäre er vielleicht genau der Zielspieler gewesen, den wir bei weiten Bällen in die Offensive so dringend benötigt hätten“, nickte Räuber zustimmend: „Aber auch ohne ihn hätte es uns gelingen müssen, zwingender vor dem Rainer Tor aufzutreten.“

Tatsächlich brachte es das FCP-Team fertig, sich in den gesamten 90 Minuten keine einzige Topchance zu erarbeiten – trotz haushoher optischer Überlegenheit, trotz regelrechter Belagerung der Rainer Spielhälfte. Räuber selbst besaß in der ersten Halbzeit noch die beste Torgelegenheit der Gelb-Blauen – aber aus kurzer Distanz köpfte er nicht ins Netz, sondern seinen Mannschaftskameraden Nenad Petkovic an (10.). Ansonsten galt: Nichts los direkt vor dem Kasten der Rainer, deren Keeper Florian Rauh verbrachte einen dementsprechend ruhigen Nachmittag – trotz aller Pipinsrieder Dominanz.

Auch im zweiten Durchgang wurde der TSV-Schlussmann kein einziges Mal so richtig gefordert. Die klarste Ausgleichschance für den FCP besaß noch Angelo Mayer, als die Kugel nach einem zu kurz abgewehrten Eckstoß direkt vor seinen Füßen landete – aber die Direktabnahme des 27-Jährigen ging rund eineinhalb Meter über den Querbalken (56.).

„Meine Mannschaft mochte ja. Ich spreche ihr keinesfalls die Bereitschaft ab, dass sie nicht alles probieren wollte“, so Weng. Aber weshalb versuchte sie es bis zum Schluss mit „Kunstrasenfußball“, der auf diesem Untergrund schlichtweg nicht möglich war? Wieso packte sie nicht irgendwann die berühmt-berüchtigte „Brechstange“ aus, um den Ausgleich im wahrsten Sinne des Wortes zu erkämpfen? Wie hatte Weng zuvor schon so treffend formuliert: Aus diesen 90 Minuten gibt es für die Pipinsrieder eine Menge zu lernen.

Am kommenden Samstag geht’s für sie zum SV Erlbach, ehe am 16. März das nächste Heimspiel (gegen den SV Kirchanschöring) auf dem Programm steht – dann bitte schön ohne „Steh’ auf, wenn du am Boden bist“ zum Schluss, sondern stattdessen mit „An Tagen wie diesen“. Nur zur Info: Letzterwähnter Song der „Toten Hosen“ wird immer dann gerne gespielt, wenn es etwas zu feiern gibt. Und Fesl hat ihn ganz bestimmt auch in seinem Repertoire.

SZ