Fussball, Kreisliga Ostschwaben
Erfolg nicht mehr um jeden Preis

Beim TSV Pöttmes soll das Augenmerk auch wieder auf andere Dinge gelegt werden

05.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:50 Uhr

Namhafte Verstärkung: Der Ex-Weilacher Nikolaos Pitsias (vorne) wechselt mit sofortiger Wirkung zum TSV Pöttmes. Foto: M. Schalk (Archiv)Namhafte Verstärkung: Der Ex-Weilacher Nikolaos Pitsias (vorne) wechselt mit sofortiger Wirkung zum TSV Pöttmes. Foto: M. Schalk (Archiv)

Von Roland Kaufmann

Pöttmes – Es sind bescheidene Töne, die aktuell vom TSV Pöttmes zu hören sind. „Wenn wir am Saisonende auf Tabellenrang vier stehen würden, dann wäre für uns das fast schon wie der Gewinn der Meisterschaft“, sagt Teammanager Granit Gabrica. Momentan liegen die Seinen auf Position neun der Fußball-Kreisliga Ostschwaben – im breiten Mittelfeld, nur drei Zähler vom Abstiegsrelegationsplatz entfernt.

„Gemeinschaft soll wieder im Vordergrund stehen“

Auf den ersten Blick wirkt das enttäuschend – gerade für einen Klub, der in der Saison zuvor noch um Bezirksligapunkte gekämpft hatte. Auf den zweiten jedoch wird klar: In Pöttmes haben sich die Werte verändert. Das stete Streben nach dem puren Erfolg – koste es, was es wolle: Es war einmal. „Wir gehen jetzt einen neuen Weg“, bestätigt Gabrica: „Unser Ziel ist es, das Vereinsleben wieder so richtig aufleben zu lassen. Die Gemeinschaft soll wieder im Vordergrund stehen – ohne dabei sportliche Ziele komplett aus den Augen zu verlieren.“

Im Konkreten bedeutet das, dass der TSV vermehrt aus Eigengewächse setzen möchte – beziehungsweise auf Personal, das eine gewisse Verbindung zu Pöttmes hat. Wie beispielsweise Nikolaos Pitsias: Der einstige Langenmosener beziehungsweise Weilacher wird den Kreisliga-Tabellenneunten schon in der Restsaison 2022/23 verstärken, er kommt vom TSV Aindling. Ein Transfer, der Sinn macht, denn der 27-Jährige hat seinen Lebensmittelpunkt schon seit einiger Zeit in Pöttmes, wohnt dort und leitet ein schmuckes griechisches Restaurant.

Seine fußballerischen Fähigkeiten sind sowieso unbestritten, nicht von ungefähr hat er seit dem Sommer 2019 bis jetzt 61 Bezirksligapartien für den TSV Hollenbach und eben den TSV Aindling bestritten. „Für mich geht es beim Fußball vor allem darum, Spaß zu haben“, verrät Pitsias: „Und mittlerweile glaube ich, dass dies beim TSV hundertprozentig möglich ist. Dafür gehe ich auch gerne eine Spielklasse nach unten – zumal ich aus beruflichen Gründen nicht mehr so viel Zeit habe, mich meinem Lieblingssport zu widmen.“

Die Verpflichtung des 27-Jährigen (Gabrica: „Sie tut uns brutal gut“) ist allerdings nicht der einzige Transfercoup, der den Pöttmeser Verantwortlichen jetzt gelungen ist. Zudem vermelden sie stolz, dass sich Florian Tarnick ihnen anschließen wird. Zwar erst zur Saison 2023/24, aber immerhin – schließlich gilt der 27-Jährige als einer der besten Goalgetter aus dem gesamten Donaumoos. Seit dem Sommer 2016 erzielte er für den SV Grasheim 87 Tore in 119 Punktspielen, also im Schnitt 0,73 pro Match.

„Mit ihm holen wir uns eine Verstärkung ins Boot, die in der Konstellation mit Niko Pitsias und unserem Spielertrainer Fabian Scharbatke eine richtige Waffe unserer Offensive werden kann“, glaubt Gabrica: „Aber auch menschlich passt er mit seiner offenen und ehrgeizigen Persönlichkeit super in unser Team.“ Nur weshalb geht Tarnick im Sommer den Schritt zu den Pöttmesern? „Weil es für mich nach sechs schönen Jahren beim SV Grasheim an der Zeit für eine sportliche Veränderung ist“, erklärt der Angreifer in einer offiziellen Pressemitteilung des TSV: „Nach intensiven und guten Gesprächen mit Scharbatke sowie seinem Trainerteam war ich von dem Vorhaben zur neuen Saison überzeugt. Ich freue mich auf meine neue Herausforderung beim TSV.“

Komplett ohne externe Spieler geht es nicht

Die Kritik, dass sich sein Verein nun doch wieder woanders „bedient“, weist Gabrica schnell von sich. „Erst, nachdem wir gehört hatten, dass ,Flo‘ zur neuen Saison etwas Neues wagen möchte, haben wir uns mit ihm an einen Tisch gesetzt. Ganz davon abgesehen darf man nicht so blauäugig sein und glauben, dass wir beim TSV so schnell mal ohne externe Spieler auskommen“, so der 29-Jährige: „Natürlich wäre es unser Wunsch, dass unser Kader aus 20 Pöttmesern besteht – aber das geht halt nicht, zumal aus dem eigenen Nachwuchsbereich aktuell nicht viel nachkommt.“

Also doch kein neuer Weg beim TSV? „Doch“, antwortet Gabrica energisch: „Wir holen einen ,Externen’ jetzt nur noch, wenn er sich mit uns hundertprozentig identifizieren kann und er menschlich hundertprozentig zu uns passt.“ Demzufolge bleiben die Pöttmeser Zukunftsträume – zumindest, wenn man sie mit denen aus den vorherigen Jahren vergleicht – vergleichsweise bescheiden: „Das Wichtigste ist zunächst mal, dass sich unsere Jungs weiterentwickeln und richtig in der Kreisliga ankommen“, so der 29-Jährige, der zusammen mit Johannes Brandner die Pöttmeser Fußballabteilung leitet: „Natürlich hoffen wir, in der kommenden Saison ein bisschen weiter oben mitmischen zu können – allerdings ohne deswegen gleich vom Aufstieg zu reden. Ein Platz in den Top Fünf wäre da auch schon hervorragend.“

„Bereits jetzt zu sehen, dass unser Weg Früchte trägt“

Wie es eben heuer der vierte Rang wäre. „Wir befinden uns aktuell zwar nur auf der neunten Position – aber das mit einem der jüngsten Teams der gesamten Kreisliga Ostschwaben. Es ist also bereits jetzt zu sehen, dass unser Weg Früchte trägt“, betont Gabrica: „Gerade in Sachen Zusammenhalt kann ich unserer Mannschaft nur eine ,Eins mit Stern‘ geben.“ Das war in früheren Jahren in Pöttmes weiß Gott nicht immer der Fall gewesen.

SZ