Portrait über den Senkrechtstarter
Simon Batz gewinnt als erster Weitspringer seit elf Jahren die Hallen-DM mit über acht Metern

21.02.2024 | Stand 23.02.2024, 12:01 Uhr
Julian Meier

Der leichte anfängliche Ärger nach dem vergangenen Wochenende ist bei Weitspringer Simon Batz längst verflogen. Nach dem Titel bei der Hallen-DM hat der 21-Jährige nun neue Ziele im Blick. Foto: Imago Images

Mit Bestmarken kennt sich Simon Batz mittlerweile aus. Am vergangenen Sonntag kam nun eine neue hinzu: Als erster Athlet seit elf Jahren sicherte sich der Weitsprung-Senkrechtstarter die Deutsche Meisterschaft in der Halle mit einer Weite von über acht Metern.

Genau 8,01 Meter reichten ihm, um seiner Favoritenrolle gerecht zu werden und seinen Titel aus dem Vorjahr souverän zu verteidigen. Der Stolz über diese Leistung kam allerdings erst mit etwas Verspätung.
So hatte Batz wenige Minuten nach seinem letzten Sprung noch gesagt: „Der Wettkampf heute war doch relativ zäh. Ich habe es ein bisschen zu sehr erzwungen.“ Am Tag darauf war diese kurzzeitige „Frustration“, wie er es nannte, schon wieder verflogen. „Man hat natürlich immer den Anspruch, noch mehr zu zeigen, was man kann. Aber das klappt nicht immer. Mit dem Ergebnis muss man eigentlich schon zufrieden sein“, erklärte der 21-Jährige.

Noch dazu, weil er ja eigentlich alles erreicht hat, was er erreichen wollte: den mittlerweile dritten deutschen Meistertitel eingefahren und vor allem die Acht-Meter-Marke geknackt, womit er in die Fußstapfen von Christian Reif tritt, der 2013 eine Weite von 8,06 Meter geschafft hatte. „Wenn man überlegt, dass in der Zeit ja viele gute Weitspringer aktiv waren, ist es schon eine große Ehre, dass man als Erster nach elf Jahren diese Marke übertrifft. Da kann man schon stolz sein“, sagte Batz.
Letztlich waren die 8,01 Meter genau das, worauf eigentlich alle gewartet haben. Denn nach seinem sensationellen 8,18-Meter-Sprung beim Hallenmeeting in Lyon (Frankreich) vor eineinhalb Wochen gab es eigentlich keine zwei Meinungen, wer die die Deutsche Meisterschaft wohl gewinnen würde. Die Favoritenrolle ist für Batz neu. Doch er hat sie sich in seiner noch jungen Karriere kontinuierlich erarbeitet. Dabei ist es gar nicht so lange her, dass er noch im Elf gegen Elf mit dem Ball am Fuß auflief. Erst 2018 wechselte der Offendorfer (Landkreis Eichstätt) vom Fußball zum Weitsprung – der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht auserzählt ist.
Wenn Batz heute an seine Anfänge zurückdenkt, wirkt das wie eine andere Welt: „Ich weiß noch, zu der Zeit bin ich 6,20 Meter, 6,30 Meter gesprungen. Wenn du auf Wettkämpfen warst und jemand da war, der sieben Meter gesprungen ist, dann war das schon immer ein Highlight, neben ihm auf der Anlage zu stehen.“ Inzwischen ist er in ganz andere Sphären vorgestoßen, und er arbeitet hart daran, dass die 8,18 Meter noch nicht das Ende der Fahnenstange sind.

Seit Herbst 2022 trainiert Batz bei der MTG Mannheim unter der Anleitung von Sebastian Bayer. Jener Sebastian Bayer, der 2009 den bis heute gültigen Hallen-Europarekord von 8,71 Meter aufgestellt hatte. Die Entscheidung, seine Heimat zu verlassen, fiel Batz damals dennoch nicht leicht: „Den Schritt habe ich relativ selbstständig getroffen, und er war natürlich auch mit einem gewissen Risiko verbunden. Aber ich wusste: Wenn ich vorankommen will, muss ich auch ein Risiko eingehen.“ Nach eineinhalb Jahren und einer schier unglaublichen Entwicklung bereut er seinen Wechsel nach Mannheim nicht: „Man merkt schon, dass es sich auszahlt. Ich bin unglaublich froh, dass ich den Schritt so gegangen bin.“
Bis zu siebenmal in der Woche trainiert Batz, auch zum Lernen muss noch Zeit übrigbleiben. Batz studiert Sportmanagement an der IU Internationale Hochschule. Das klappt vor allem deswegen, weil er eine langsamere Zeitvariante gewählt hat, bei der er erst nach vier Jahren den Bachelor in der Tasche haben wird. Aufgrund des Fernstudiums kann er sich relativ selbstständig einteilen, wann er lernt. „Ich merke schon, dass in der Wettkampfphase der Fokus natürlich auf dem Sport liegt. Aber dafür ist das auch gedacht, dass man nicht bestimmte Fristen hat, wo Klausuren geschrieben werden müssen, sondern man ein bisschen freier ist. Man kann das so auf jeden Fall gut unterbringen.“
Vielleicht muss er schon bald wieder die volle Konzentration auf einen Wettkampf legen. Anfang März steht die Hallen-WM in Glasgow an. Ende dieser Woche wird sich entscheiden, ob Batz zugelassen wird oder nicht. Wenn er im Fall einer Qualifikation bei der Medaillenvergabe mitreden will, wird er wohl den nächsten Acht-Meter-Sprung zeigen müssen. Wer weiß, vielleicht wackelt ja eines Tages auch die Hallen-Bestmarke seines Trainers. Bayer würde es Batz wohl mehr als nur vergönnen.