Interview
Vom Bankdrücker zum Helden: ERC-Torhüter Kevin Reich erlebt besonders emotionalen Abend mit den Panthern

26.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:26 Uhr

Glücklicher Goalie: Kevin Reich hielt sein Tor sauber und ermöglichte dem ERC den Einzug ins Halbfinale. Foto: Bösl

Kevin Reich wurde am Freitagabend eine besondere Rolle zuteil: Der Goalie, der in der Viertelfinalserie gegen die Düsseldorfer EG noch keine Sekunde gespielt hatte, kam nach 40 Minuten beim Stand von 3:6 für Stammtorhüter Michael Garteig aufs Eis. Während die Panther mit drei Treffern im letzten Drittel den Ausgleich und Stefan Matteau in der Verlängerung den Siegtreffer erzielte, hielt Reich auf der anderen Seite sein Tor sauber und hatte damit einen großen Anteil, dass der ERC den Halbfinaleinzug perfekt machte.

Herr Reich, wie war die Stimmung in der Kabine nach dem Sieg?

Kevin Reich: Wir haben uns unglaublich gefreut. Das ist wirklich sehr emotional, nach drei Gegentoren noch mal zurückzukommen und dann in der Verlängerung zu gewinnen. Jeder ist überhappy.

Wie schwierig war es für Sie, nach 40 Minuten und zu einem Zeitpunkt, als der ERC mit drei Toren zurücklag, ins Spiel zu kommen?
Reich: Optimal ist es nicht. Ich habe mir gesagt: Ich werde mein Bestes tun, der Mannschaft noch eine Chance zu geben, dass wir dieses Spiel gewinnen. Ich weiß, dass wir zurückkommen können, egal, ob wir mit einem, zwei oder drei Toren hinten liegen. Ich wollte der Mannschaft einfach noch mal ein Zeichen geben, dass ich ruhig bin, dass ich da bin.

Sie saßen die gesamte Viertelfinalserie auf der Bank. Wie gehen Sie mit Ihrer Rolle als Nummer zwei im Team der Panther um?
Reich: Ich glaube, ich bin in jedem Spiel im Viertelfinale genauso drin gewesen wie die anderen. Ich bin total heiser, weil ich auch auf der Bank rumschreie (lacht). Es ist einfach etwas ganz Besonderes mit den Jungs dieses Jahr, wir können ganz weit kommen. Gerade in den Play-offs musst du da sein, auch wenn ich die Nummer zwei bin. Das akzeptiere ich und bin da, wenn ich gebraucht werde.

Die ausverkaufte Saturn-Arena verwandelte sich am Freitag in einen Hexenkessel. Wie haben Sie die Stimmung erlebt?
Reich: Als wir den Ausgleich geschossen haben – so etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Das war unglaublich. Jeder lag bei jedem in den Armen. Man konnte sein eigenes Wort nicht hören, so laut war es in der Halle.

Sie hatten in dieser Saison sowohl sportlich als auch privat große Rückschläge zu verkraften. Vor allem der schlimme Unfall Ihres Bruders belastete Sie sehr. Wie gut tut es, nach einer so schwierigen Spielzeit in den Play-offs mithelfen zu können, die Serie zu gewinnen?
Reich: Das tut sehr gut. Es ist kein Geheimnis, dass es wirklich die schwerste Saison für mich war, auch aufgrund der Dinge, die in meiner Familie passiert sind. Das letzte Hauptrundenspiel, in dem ich noch mal die Chance bekommen habe zu spielen, war für mich ein Dosenöffner. Das hat mir noch mal gezeigt, dass ich vom Kopf her wieder da bin. Ich versuche mich immer bereitzuhalten. Ich bin voll da, weil ich einfach weiß, wie viel ich in der ganzen Saison schon von der Mannschaft zurückbekommen habe.

DK