Titelverteidigung beim Challenge
Triathlon in Roth: Däne Ditlev pulverisiert Frodenos Weltrekord um fast elf Minuten

25.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:37 Uhr

Bei seinem Sieg im Vorjahr war Magnus Ditlev um neun Sekunden an der Weltbestzeit vorbeigeschrammt. Heuer schockte der Däne mit seiner Fabelzeit die Konkurrenz – Fotos: Karmann, dpa/Fischer

Was für eine Leistung von Magnus Ditlev, der Jan Frodenos Triathlonbestzeit beim Challenge Roth um unglaubliche elf Minuten unterboten hat.



Nach der historischen Leistung war das Empfangskomitee nicht nur herausragend besetzt, sondern auch bestens bemüht. Gerade erst war seine bisherige Weltbestzeit von Magnus Ditlev pulverisiert und um fast elf Minuten verbessert worden, doch Jan Frodeno (41) kümmerte sich vorbildlich um seinen erst 25 Jahre alten Nachfolger als schnellster Langdistanz-Triathlet aller Zeiten. Der deutsche Star kühlte mittels Wasserflasche die glühenden Arme und Beine des völlig erschöpft im Zielraum liegenden Dänen. Die Goldmedaille des Challenge Roth baumelte bereits um Ditlevs Hals.

Dass das Rennen schnell werden würde, hatte man erwarten können. Aber der Vorstoß in eine Dimension überraschte vollends: 7:24:40 Stunden vom „Fliegenden Dänen“, der bei seiner Titelverteidigung in der fränkischen Triathlon-Hauptstadt vor geschätzten 300000 Zuschauern an der Strecke nicht einen Moment der Schwäche zu haben schien. Auch der wie im Vorjahr erneut Zweitplatzierte Patrick Lange blieb in 7:30:04 noch unter Frodenos alter Marke (7:35:39) am Tag der Rekorde in Roth (siehe auch Artikel zum Frauen-Rennen); der Dritte, Ben Kanute aus den USA, lag nur knapp darüber (7:37:01).

Ditlev: „Ich weiß nicht, wie das heute gelaufen ist“



„Ich weiß nicht, wie das heute gelaufen ist“, sagte Ditlev über sich selbst staunend. Im Vorjahr hatte er in Roth als Neuling völlig ohne Druck sein damals erst zweites Langdistanz-Rennen überhaupt gewonnen. Dieses Mal war er der Gejagte und sei entsprechend nervös gewesen. „Ich hätte nie erwartet, so schnell zu sein“, sagte er über seine Fabelzeit, „es hat einfach alles funktioniert“. Weltbestzeit! Das muss er sich noch öfter vorsagen, „das bedeutet mir sehr viel“, meinte Ditlev, der auch in der Stunde des Triumphs wie immer höflich, freundlich, bescheiden und zurückhaltend wirkte – und dazu äußerst lernfähig. Nicht nur beherrschte er das Feld, sondern inzwischen auch die Feier-Gepflogenheiten. Den riesigen Stutzen mit Bier schüttete er sich heuer im Ziel – anders als im Vorjahr – brav über den Kopf und bekam bei den alleine schon schweißtreibenden Außentemperaturen noch Kühlung ab.

21,7 Grad warm war am Morgen das Wasser im Kanal, sodass noch im Neporenanzug geschwommen werden durfte. Auch das beflügelte die Rekordjagd. Auf dem Rad zerlegte Spezialist Ditlev mit dem Hawaii-Zweiten Sam Laidlow die Konkurrenz. Als Duo knackten beide – nachdem Ditlev den jungen Franzosen (24) mehrfach zur Führungsarbeit aufgefordert hatte – letztlich als Erste überhaupt die Vier-Stunden-Marke für die 180 Kilometer im Sattel.

Sam Laidlow fällt mit Wadenkrämpfen weit zurück



Seite an Seite rollten die „Young Guns“ mit knapp 12 Minuten Vorsprung auf Läufer-Ass Lange (36) und den schnellsten Schwimmer Kanute (30) auch auf die Laufstrecke, wo Ditlev am Kanal das Tempo erhöhte und Laidlow abhängte. Mit Wadenkrämpfen fiel der Franzose nach Gehpausen hoffnungslos zurück. Er quälte sich aber durch den Marathon auf Rang acht und kam mit fast einer halben Stunden Rückstand auf den Sieger ins Ziel – just als während der Siegerehrung reichlich Schampus von Ditlev, Kanute und Lange vergossen wurde.

Letzterer, immerhin zweifacher Hawaii-Sieger, „könnte den Marathon seines Lebens laufen und würde sie nicht mehr einholen“, so Frodenos Einschätzung nach dem Wechsel zum Laufen; bevor Laidlow zurückfiel. Auf Ditlev halbierte Lange den Rückstand noch und wusste, dass er „alles auf der Strecke gelassen“ hatte. „Magnus ist der König von Roth“, würdigte Lange den Weltrekordhalter, wie einst Lothar Leder für fünf Roth-Siege gefeiert wurde. „Er ist mein Kryptonit“, nahm Lange danach zu Ditlev noch eine Anleihe aus „Superman“ , „ich habe ihn noch nie geschlagen.

Patrick Lange trödelt und verpasst zwei wichtige Schallmauern



Er selbst verlor im Überschwang nach seiner Aufholjagd die Zeitmessung vor dem Ziel aus den Augen, als er mit den Zuschauern feierte. Fast wie Rumpelstilzchen wollte er sich zerreißen, als sein Blick nach Überqueren des Zielstrichs darauf fiel – 7:30:04 (Gesamtdistanz) und 2:30:27 für den Marathon. Zwar vier Sekunden schneller als bei seinem Disziplin-Weltrekord beim Ironman Israel, aber doch beide Schallmauern verpasst. „Ja, ja, ja“, sagte Lange, „tatsächlich ärgert mich das jetzt.“ Zumindest „weiß ich, woran es gelegten hat“. Doch am Tag der Rekorde war das letztlich eine Randnotiz.