Challenge Roth
Ryf für den Rekord: Schweizerin zerschmettert Triathlon-Weltbestzeit

25.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:37 Uhr

„Das war das Letzte, was ich noch nicht geschafft habe“: Daniela Ryf (links) ist nach fünf Ironman-WM-Titeln nun auch Weltrekordlerin und feierte mit der bisherigen Inhaberin Chrissie Wellington. Foto: Löb, dpa

Der Challenge Roth hat sich 2023 wie erwartet zum Festival der Weltrekorde entwickelt: Doch wie der Frauen-Bestmarke von Daniel Ryf zerschmettert wurde, überraschte dann doch.



Mit ihren 46 Jahren hat Chrissie Wellington offensichtlich nur wenig von ihrer Spritzigkeit verloren, wie am Sonntag eindrucksvoll im Zielbereich des Challenge Roth zu beobachten war. Die vierfache Ironman-Weltmeisterin und dreifache Roth-Siegerin sprintete in Zivilkleidung vor einem fünffachen Ironman-WM-Champion davon, der seit dem gestrigen Sonntag nun auch dreimal in Mittelfranken gewonnen hat – und das in der Weltbestzeit von 8:08:21 Stunden. Das wollte die Schweizerin Daniela Ryf als schnellste Frau aller Zeiten entsprechend feiern, doch der Bierdusche wich Wellington im Ziel geschickt aus.

Davor und danach fielen sich die Frauen um den Hals. Wellington war anfangs sogar auf die Knie gegangen, um Ryf zu huldigen, die nun endlich den Weltrekord der Britin aus dem Jahr 2011 (8:18:13 Stunden) geknackt hat. Ja sogar mit zehn Minuten Unterschied „zerschmettert“, wie Wellington selbst sagte. Sie war extra angereist, um die Rekordjagd mit Ansage in dem extrem starken Frauenfeld mitzuerleben.

Ryf: „Das war das Letzte, was ich noch nicht geschafft habe“



„So hart es ist, ihn zu verlieren – aber so muss es im Sport sein“, sagte Wellington. Rekorde seien eben dazu da, um gebrochen zu werden. Und das hätte wohl keine Athletin mehr verdient als Ryf, die als beste Triathletin aller Zeiten gilt, vor den Corona-Jahren fast unschlagbar war. „Das fühlt sich ganz speziell an“, sagte die Schweizerin über den Rekord, „ich dachte schon lange, dass er zu knacken sein muss.“ Einen Teil ihres Antriebs zog die 36-Jährige nach den vielen großen Siegen (Hawaii-Königin 2015 bis 2018 und Weltmeisterin 2022 im nach St. George verlegten WM-Rennen) daraus. „Das war das Letzte, was ich noch nicht geschafft habe.“

Bei der Challenge-Presskonferenz hatte sie orakelt, die Siegerin würde wohl den Rekord benötigen. Am Sonntag erwischte Ryf selbst den perfekten Tag, ließ der stärksten Konkurrenz jemals in Roth keine Chance. Die Schweizerin konnte sich im Kanal an die Füße der schnellsten Schwimmerin Fenella Langridge heften und stieg mit ihr zusammen als Führende aus dem Wasser. Auf dem Rad eilte Ryf auf Nimmerwiedersehen allen davon. „Das Setup“, ihrer Rennmaschine, „war richtig geil.“ Mit fast 20 Minuten Vorsprung ging die Schweizerin auf die Laufstrecke. Irgendwann habe sie sich gedacht: Heute alles oder nichts! Es folgte: „Mein bester Marathon ever!“

Mehr als 13 Minuten vor Titelverteidigerin Anne Haug (8:21:09) aus Bayreuth kam Ryf an, setzte gelöst einen halben Kilometer vorher schon das Siegerlächeln auf. Auf die Dritte Laura Philipp (8:25:31) aus Heidelberg war es mehr als eine Viertelstunde. „An so einem historischen Tag für Frauen-Triathlon ist es super, auf dem Podium zu stehen“, sagte Philipp, die sich den Tag über nach vorne gekämpft hatte.

Anne Haug holt im Marathon wieder stark auf



Noch mehr war das wieder bei Anne Haug nötig, die als tolle Läuferin wie so oft auf der Marathon-Strecke noch nach vorne flog. „Es war für mich trotzdem ein gutes Rennen, vor allem auf der Laufstrecke“, sagte sie. Die Hawaii-Siegerin von 2019 und Roth-Siegerin der vergangenen beiden Jahre lag nach einem durchwachsenen Schwimmen und einer noch durchwachseren Radrunde weit zurück. Alles sah danach aus, als würde die amtierende Weltmeisterin Chelsea Sodaro (USA) hinter Ryf aufs Treppchen laufen. Doch die 32-Jährige kollabierte auf der Strecke beinahe und musste rund zehn Kilometer vor dem Ziel sogar aussteigen. Haug und Philipp waren da schon an ihr vorbeigezogen.