Sonntag bei Eisbären Berlin
Quo vadis, ERC Ingolstadt – und wie sieht Wayne Simpsons Zukunftsplanung aus?

17.02.2024 | Stand 17.02.2024, 10:22 Uhr

Töchterchen Lulu bekommt eine Schwester: Panther-Stürmer Wayne Simpson und Ehefrau Lindsey erwarten Ende Mai ihr zweites Kind. „Wir freuen uns sehr“, sagt der 34-Jährige. Foto: Traub

Wayne Simpson hatte lange nicht mehr getroffen. Für seine Verhältnisse war es sogar eine Ewigkeit. Als der Stürmer des ERC Ingolstadt am Donnerstag gegen die Düsseldorfer EG nach 18 torlosen Spielen den Puck endlich wieder im Netz versenkt hatte, schien selbst die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) überrascht zu sein.



„@benjamin_marshall14 stellt für die Bayern auf 2:0“, postete die Liga auf Instagram. Wenig später wurde der Beitrag korrigiert: Anstelle des mittlerweile für Schwenningen verteidigenden Ex-Ingolstädters war Simpson als Torschütze vermerkt.

Als „erleichternd“ bezeichnete der 34-Jährige seinen Treffer beim 4:3-Sieg nach Verlängerung, bei dem er den Puck im Powerplay am kurzen Pfosten über DEG-Torwart Henrik Haukeland hinweg ins Netz gehoben hatte. „Ich habe einfach versucht, die Scheibe aufs Tor zu bringen und war froh, dass sie reinging. Vor allem war es schön, dass es in Überzahl passiert ist, denn so viele Gelegenheiten hatten wir in diesem Spiel nicht“, berichtete er.

Auch Pietta, Stachowiak und Kozun mit wichtigen Toren

Neben Simpson belohnten sich auch Daniel Pietta mit seinem ersten Treffer aus dem Spiel heraus seit dem 1. Dezember, Wojciech Stachowiak nach zuvor acht torlosen Partien und Brandon Kozun mit dem Siegtreffer in der Verlängerung. „Ein paar Jungs haben wichtige Tore erzielt. Je öfter das passiert, desto lockerer werden wir“, sagte Simpson mit Blick auf das Auswärtsspiel bei Tabellenführer Eisbären Berlin an diesem Sonntag (14 Uhr/Magenta Sport).

Zwar hätte der ERC das Duell mit der DEG durchaus schon in der regulären Spielzeit entscheiden können. „Wir sollten nicht mit dem verlorenen Punkt hadern, sondern uns über den zweiten Sieg in Folge freuen“, meinte Simpson jedoch. „Es geht in die richtige Richtung.“

French lobt Simpson trotz schwächster Saison

Der US-Amerikaner spielt an Toren (acht) und Vorlagen (18) gemessen die schwächste seiner mittlerweile fünf Saisons als Panther. Sein Trainer hat allerdings genauer hingeschaut. „Wenn man die Torchancen für und gegen uns betrachtet, wenn er auf dem Eis ist, gehört er zu unseren produktivsten Spielern“, sagt Mark French. „Sicher sucht er häufig noch mal den Pass, das ist seine Spielweise. Daher war es gut zu sehen, dass er zum Tor gezogen ist.“ Simpsons Wert für den ERC bemesse sich zudem nicht rein an den Statistiken. „Ich bin zuversichtlich, dass ,Simmer’ in den verbleibenden Spielen für uns einen Unterschied machen kann“, prognostiziert French.

Bestenliste des ERC Ingolstadt: Doug Ast in Reichweite

Das hat Simpson schon häufig getan, seit er 2019 in Ingolstadt anheuerte. Gleich in seinem Premierenjahr als Panther krönte er sich mit 56 Punkten zum ersten DEL-Topscorer aus Reihen der Ingolstädter, auch in den drei folgenden Spielzeiten war der Flügelstürmer verlässlich für einen Punkt pro Spiel gut. Obwohl er diesen Schnitt in der aktuellen Saison nicht halten konnte, kommt Simpson in 242 DEL-Partien inzwischen auf 216 Scorerpunkte (78 Tore/138 Assists). Einer noch, und er zieht mit Doug Ast (217 in 260 Spielen) auf Rang vier in der ERC-Bestenliste gleich.

Um es aufs Stockerl zu schaffen, müsste er John Lalibertes 248 Zähler (in 313 Partien) übertreffen – und dafür wohl ein weiteres Jahr im ERC-Trikot dranhängen. Simpsons Vertrag läuft allerdings aus. Will er bleiben oder denkt er sogar über das Karriereende nach? Reichen seine Leistungen für einen neuen Vertrag bei den Panthern? „Es gab Gespräche. Ich bin seit einer Weile in Ingolstadt, wir werden sehen was passiert“, sagte Simpson, der zumindest eine Rückkehr nach Nordamerika als Profi ausschloss. Auch ERC-Sportdirektor Tim Regan lässt sich nicht in die Karten blicken.

Simpson wird im Mai zum zweiten Mal Vater

Bei seiner letzten Vertragsverlängerung im Februar 2023 hatte Simpson über Ingolstadt gesagt: „Meine Familie konnte sich keinen anderen Ort vorstellen.“ Die bekommt nun Zuwachs: Nach der bald dreijährigen Lulu erwartet Ehefrau Lindsey eine weitere Tochter, Geburtstermin ist Ende Mai. Auch das neue Familienmitglied spielt bei den Planungen natürlich eine Rolle.

Ben Marshall hat im Übrigen jüngst einen neuen Vertrag in Schwenningen unterschrieben. Ob er in der kommenden Saison auf einen ERC mit Simpson trifft, bleibt abzuwarten.

Personal: Voraussichtlich mit dem Aufgebot vom Sieg gegen Düsseldorf reisen die Panther nach Berlin, wo an diesem Sonntag (14 Uhr) die Partie beim Tabellenführer ansteht. Das bedeutet: Casey Bailey, Enrico Henriquez, Andrew Rowe und Travis St. Denis fehlen weiter. „Der Ausfall Rowes ist bitter, aber so etwas passiert anderen Klubs ja auch. Es bringt nichts, uns selbst zu bemitleiden. Wir sagen das ganze Jahr, dass wir einen tiefen Kader haben − jetzt müssen wir es beweisen“, sagt Wayne Simpson.

Gegner: Die Eisbären untermauern ihre Titelambitionen mit einer starken Hauptrunde. Das Team von Trainer Serge Aubin verfügt über den treffsichersten Angriff der Liga. Das überraschende Karriereende von Verteidiger Ben Finkelstein kompensierten die Berliner jüngst mit der Verpflichtung des Kanadiers Thomas Schemitsch (27). Stürmer Yannick Veilleux fehlt am Sonntag gesperrt, Ex-Panther Ty Ronning ist im Aufbautraining. „Wir müssen es schaffen, offensiv gefährlich zu werden, ohne unsere Defensive zu vernachlässigen. Gegen die DEG haben wir teils zu viel zugelassen, das kann man sich gegen Berlin nicht leisten“, sagt ERC-Trainer Mark French. Alle drei Saisonduelle gingen aus Panther-Sicht verloren (nur zwei eigene Treffer) – beim 1:2 nach Penaltyschießen am ersten Spieltag ergatterte Ingolstadt in Berlin aber einen Punkt.