Keine Zeit für ausgiebige Feier
Nach dem Pokalsieg: ERC-Frauen haben in dieser Saison noch einen weiteren Titel im Visier

06.02.2024 | Stand 06.02.2024, 9:43 Uhr
Martin Wimösterer

Eine Verteidigerin für die wichtigen Tore: Lena Düsterhöft half beim Pokalfinale gegen Memmingen mit, dass die ERC-Frauen ohne Gegentor blieben – und erzielte den 1:0-Siegtreffer. Foto: City-press

Ein wenig Sekt floss beziehungsweise spritzte dann doch in der Kabine des ERC Ingolstadt: Teammanager Thorsten Krestel hatte in weiser Voraussicht eine Flasche zum Final-Four-Turnier nach Füssen mitgebracht. Die frischgebackenen DEB-Pokalsiegerinnen in ihren dunkelblauen Trikots lagen sich auch in den Armen oder klatschten sich ab.

„Es war eine Mischung aus Freude und Erleichterung“, beschreibt Lena Düsterhöft die Minuten nach dem Erfolg im umkämpften Endspiel gegen die ECDC Memmingen Indians. „Wir waren alle sehr happy, dass wir den Pokal gewonnen haben.“ Gerade gegen Memmingen – die Kontrahenten sind das Nonplusultra des deutschen Frauen-Eishockeys. Von einer „gewissen Rivalität“ spricht entsprechend auch Düsterhöft.

Der Verteidigerin gelang der turnierentscheidende Treffer. „Ich schieße nicht so viele Tore“, sagt die 27-Jährige schmunzelnd. Kurioserweise war ihr im Finale vor einem Jahr, ebenso gegen Memmingen, eines nach sehr ähnlichem Strickmuster gelungen, ebenfalls auf Vorlage der Kapitänin Theresa Wagner. Auch bei jenem 3:0-Sieg im Januar 2023 war es das 1:0, diesmal aber eben der einzige Treffer des Spiels. „Mit das wichtigste Tor der Karriere“ sei das gewesen, sagt Düsterhöft abwägend und verweist auf einen Schuss im College von ähnlich bedeutender Tragweite. Düsterhöft – eine Verteidigerin für die wichtigen Tore.

Wer nach dem Pokal-Sieg allerdings an eine tagelange Party, wie bei den Männern nach dem DEL-Meistertitel 2014, dachte, lag kräftig daneben. Nach dem Sieg traten die ERC-Frauen, zumeist in Kleinbussen angereist, nach einer kurzen Feier und dem Frischmachen ziemlich schnell die Heimreise an. Eine Gruppe – Spielerinnen, die in Ingolstadt wohnen – feierte dann am Abend noch auf der Schanz weiter, aber eher gemütlich. Ansonsten fiel die große Party bei den ERC-Frauen (erst einmal) aus – und das aus verschiedenen Gründen.

Denn die Frauen spielen trotz ihrer erstklassigen Leistungen nicht unter Profibedingungen, sondern mussten am Montag früh wieder raus. Pokal-Heldin Düsterhöft hatte Glück im Unglück, sie konnte sich ihren Arbeitsbeginn einigermaßen frei im Home Office einteilen, zwischen 8 und 9 Uhr stieg sie in ihre Woche ein. Ihr Arbeitgeber PWC (eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft), sagt sie dankerfüllt, handhabe das recht locker. Verständlich, wenn man die Zuverlässigkeit und das Pflichtbewusstsein der 27-jährigen Verteidigerin mal vom Eis auf ihren Beruf überträgt.

Während die eine Gruppe an Panthern montags, um eine Goldmedaille reicher, zurück in die Arbeit kam, traten sechs Spielerinnen die Reise zur deutschen Nationalmannschaft an. Die Südtirolerin Sara Kaneppele machte sich auf den Weg zur Auswahl Italiens.

Düsterhöft, die auch zum Kreis der deutschen Nationalmannschaft gehört (91 Länderspiele) wurde für das Fünf-Nationen-Turnier im tschechischen Liberec nicht in den Kader des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) berufen. Etwas überraschend übrigens auch keine andere der ERC-Verteidigerinnen, ohne die die Panther kaum 14 Zu-Null-Spiele in dieser Saison hätten einfahren können. Aus der Defensivabteilung ist aber zumindest Torhüterin Lisa Hemmerle bei der WM-Generalprobe dabei. Doch Düsterhöft hofft, bei der WM im April in den USA mit dabei zu sein, wieder einmal. „Die WM ist immer klar ein Saisonhighlight“, betont sie.

Doch erst einmal stehen andere Dinge an. Zum Beispiel die Überlegung, wohin denn nun mit der Goldmedaille von Sonntag – Düsterhöft und ihr Freund, sie ist mit einem Eishockeyspieler zusammen, haben ihre Wohnung bislang nicht offen mit Trophäen geschmückt. Auf dem Programm steht für die, die nicht zu ihren Nationalmannschaften reisten, nun auch Ausspannen. Sie haben ein paar Tage frei vom Eishockey, ehe es mit dem Hauptrunden-Endspurt und dann schließlich mit den Meisterschafts-Play-offs weitergeht.

Und genau darum fiel die Party nach dem Triumph in Füssen auch verhältnismäßig klein aus. Trainer Christian Sohlmann, für stoisches, erfolgsorientiertes Gemüt bekannt, sagte zu seinen Stunden nach dem Pokalsieg: „Ich habe gesagt: Ich feiere jetzt 20 Minuten und ab dann bereite ich mich auf die Play-offs vor.“

Ganz klar: Der ERC, in der Frauen-Bundesliga DFEL in der Pole Position, hat Hunger auf mehr. Das Videomaterial und weitere Erkenntnisse, die die Panther aus dem Pokal-Endspiel mitgenommen haben, dienen als wertvolle Quelle für das Kommende. Ingolstadt gegen Memmingen, so könnte schließlich auch das DFEL-Finale heißen. Sollte das aus Schanzer Sicht ähnlich gut ausgehen wie das Pokal-Endturnier, dürfte die Party des ERC in der Folge eine deutliche Spur größer ausfallen.

DK