Heißes Debüt
Ironman Hawaii: Wettstettener Andreas Wittmann trotzt Hitze und Schlaglöchern

14.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:35 Uhr

Herausforderung Ironman: Beim abschließenden Marathon musste Andreas Wittmann auf Hawaii mächtig kämpfen, war mit seiner Gesamtzeit von 9:05,05 Stunden aber „mega happy“. Foto: privat

Von Norbert Roth

Es war so anstrengend wie wohl noch nie in seiner Karriere. Dabei hat der Wettstettener Triathlet Andreas Wittmann durchaus schon einige Langdistanz-Rennen absolviert.



Die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen bei der Ironman-WM auf Hawaii hinter sich zu bringen, ist dann aber doch etwas Besonderes. „Aufgrund der Hitze war das echt noch mal eine ganz neue Erfahrung. Hinten raus, gerade beim Laufen, war es auch ganz schön zäh. Aber unterm Strich bin ich echt gut durchgekommen und mega happy mit meinem Wettkampf“, erzählt der 31-Jährige beim Telefonat aus Kailua-Kona. Mit einer Gesamtzeit von 9:05,05 Stunden wurde Wittmann in der leistungsstarken Altersklasse M30-34 schließlich 25.

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Schon im Vorfeld war klar, dass bei seinem Startdebüt im Triathlon-Mekka gerade die letzte Disziplin zur Herausforderung werden dürfte. Oberschenkelprobleme hatten die Lauf-Vorbereitung zu einem Wettlauf mit der Zeit werden lassen, obgleich sich Wittmann grundsätzlich gut fühlte. „Ich habe beim Schwimmen und Radfahren noch eine Schippe drauflegen können. Was dann beim Laufen noch drin ist, muss ich schauen“, hatte er in den Tagen vor dem Start erklärt.

„Mit gutem Gefühl auf die Laufstrecke“

Nach dem Startschuss in Kailua-Kona fand der Athlet des TSV Gaimersheim dann tatsächlich gut in den Wettkampf. „Ich konnte mich beim Schwimmen gleich vorne platzieren, weil das Tempo nicht zu hoch war. Auch wenn es nach der Wende auf dem Rückweg durch einige entgegenkommende Starter eine Art Slalomschwimmen war, bin ich gut durch das Chaos gekommen und nach 57:15 Minuten ungefähr als 35. aus dem Wasser gestiegen.“

Beim anschließenden Radfahren bekommen es die Athleten spätestens auf dem Highway dann zum ersten Mal richtig mit den Temperaturen um die 35 Grad zu tun, gegebenenfalls auch mit den gefürchteten warmen Winden. Wittmann war darauf vorbereitet, hatte dann aber plötzlich ein ganz anderes, unerwartetes Problem: „Auf der Strecke gab es einige krasse Schlaglöcher, sodass mir schon nach fünf Kilometern die erste Trinkflasche aus der Halterung geflogen ist, nach rund 60 Kilometern war dann auch noch die zweite weg.“ In Anbetracht der rund viereinhalb Stunden auf dem Rennbike eine echte Herausforderung, schließlich befindet sich in den Flaschen nicht nur eine Menge individuell zusammengemixter Energie, der Athlet weiß vor allem, dass sein Magen unter Belastung genau dieses Getränk verträgt. Doch Wittmann hatte keine Wahl: „Jetzt musste ich zu Plan B greifen und ab sofort jede Verpflegungsstation des Veranstalters anfahren“, erzählt er. Nicht immer einfach, die entsprechenden Gels, Wasserbecher und kühlenden Tücher im Vorbeiradeln aufzunehmen, doch das gelang. „Ich habe zwar vielleicht nicht ganz so viel Energie aufnehmen können, wie ich wollte, habe aber alles gut vertragen, sodass ich mit einem guten Gefühl auf die Laufstrecke gegangen bin.“ Mit seiner Radzeit von 4:38,11 Stunden hatte er sich zu diesem Zeitpunkt in seinem Altersklassenfeld inzwischen sogar an die Top-Ten herangepirscht.

Als Belohnung Familienurlaub auf Hawaii

Entsprechend begann er den abschließenden Marathon wie zuvor geplant. „Die ersten zehn bis zwölf Kilometer konnte ich mit einem Schnitt von 4:10 bis 4:15 Minuten pro Kilometer starten, was zu einer Endzeit von rund drei Stunden gereicht hätte“, erzählt er. Doch auf Hawaii sind Hitze und Luftfeuchtigkeit nun mal unerbittlich. „Kurz darauf habe ich dann gemerkt, dass die Kräfte schwinden und ich dieses Tempo nicht mehr halten kann. Ich habe versucht, an jedem Verpflegungsstand Eis und kühlende Tücher zu nehmen, aber bei den Temperaturen verpufft das alles unglaublich schnell. Unterm Strich konnte ich dann nur noch zusehen, dass ich so gut es geht durchkomme.“ Mit seiner Laufzeit von 3:23,02 Stunden war Wittmann dann auch nicht so ganz zufrieden, vor allem, weil er sich in seiner Altersklasse dann doch eine etwas bessere Platzierung erhofft hatte. Aber immerhin konnte er sich darüber freuen, dass sein Oberschenkel gehalten hatte und weder im Rennen noch danach irgendwelche Schmerzen auftraten. „Und die Endzeit von 9:05 ist auf Hawaii eh super. Entsprechend trauere ich jetzt auch nicht irgendwelchen Dingen nach, sondern bin echt zufrieden“, sagt er.

Als Belohnung nach der Tortur gönnt sich Wittmann mit seiner Frau Tanja und dem eineinhalbjährigen Sohn Toni im Übrigen gleich noch ein paar Urlaubstage auf der Insel. „In den Tagen bis zum Rennen war ja kaum Zeit für Sightseeing, das holen wir jetzt nach“, erzählt er lachend. Auch wenn die Lebenshaltung vor Ort herausfordernd sei – ein Toastbrot kostet schlappe fünf Dollar, Essengehen mit der Familie locker 60 bis 70 Dollar – will er in den kommenden rund zwei Wochen noch Baden gehen, Vulkanlandschaften besichtigen und die eine oder andere Wanderung machen. Alles aber vermutlich in ganz gemütlichem Tempo, Anstrengung hat er zuletzt schließlich genug erlebt.

DK



Liepold auf Rang 27

Kailua-Kona/Hawaii – Zum bereits sechsten Mal war Profi-Triathletin Kristin Liepold bei der Ironman-WM auf Hawaii dabei. Im Rennen der weltbesten Athletinnen kam die 38-jährige Köschingerin nach 9:55,23 Stunden ins Ziel und belegte damit Rang 27. Nach 1:15,03 Stunden hatte sie die 3,86 Kilometer Schwimmen hinter sich gebracht, für die anschließenden 180,2 Kilometer auf dem Rad benötigte sie 5:24,55 Stunden, ehe sie mit ihrer Marathonzeit von 3:09,26 hinten raus noch einmal einige Plätze gut machen konnte. Auch Liepold hat auf Hawaii einen Kurzurlaub angehängt und war noch nicht erreichbar.

nor