Triathlon-WM auf Hawaii
Liepold und Wittmann sind fit für den Ironman

Die Köschingerin Kristin Liepold und der Wettstettener Andreas Wittmann über ihre Vorbereitung für den Triathlon-Klassiker

04.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:58 Uhr

Saisonhighlight Ironman-WM: Kristin Liepold ist zum sechsten Mal in Kona am Start. Foto: privat

Von Norbert Roth

Ingolstadt – Die Triathlon-WM auf Hawaii gilt als einer der härtesten Wettkämpfe überhaupt. Die Köschingerin Kristin Liepold (38) geht bereits zum sechsten Mal als Profi an den Start, für den Wettstettener Altersklassenathlet Andreas Wittmann (31) ist es die Premiere. Im Vorfeld sprechen beide über ihre spezielle Vorbereitung, die Faszination dieses Rennens und ihre persönlichen Ziele.

1 Wie haben Sie sich konkret
auf Ihren Saisonhöhepunkt vorbereitet?



1Kristin Liepold: Vor etwas mehr als zwei Wochen habe ich beim „Ironman Italy“ mitgemacht und bin Fünfte geworden. Ich wollte ganz bewusst nochmal einen Langdistanz-Wettkampf machen. Beim Schwimmen und Radfahren habe ich mich auch echt gut gefühlt, was mich in Richtung Hawaii nochmal bestärkt hat. Beim Laufen war ich mit der Zeit von 3:01 Stunden für den Marathon nicht so zufrieden, nachdem ich wenige Wochen zuvor auf der Mitteldistanz noch eine Halbmarathon-Zeit von 1:19 Stunden hinlegen konnte. Ich weiß, dass ich die volle Distanz eigentlich unter drei Stunden laufen kann. Ob das aber jetzt ausgerechnet auf Hawaii gelingt, ist schwer zu sagen. Ansonsten habe ich mich durch mein Indoor-Training zumindest etwas auf die Hitze vorbereitet. Auf dem Laufband oder dem Rad schwitzt man bei 20 Grad und ohne Wind doch ganz schön.
Andreas Wittmann: Nach meiner letzten Langdistanz in Roth (Anfang Juli, Anmerk. der. Red.) hatte ich leider wieder Probleme im Oberschenkel, die sich bis Ende August gezogen haben. Im Grunde bin ich erst seit etwas mehr als drei Wochen wieder im normalen Lauftraining. Meine intensiveren Tempoläufe habe ich zum Glück im Therapiezentrum Mailing auf einem speziellen Laufband absolvieren können, bei dem die Muskulatur nur mit 80 Prozent des Körpergewichtes belastet wird. Das tat sehr gut und hat mir gerade zuletzt auch nochmal einen richtigen Aufschwung gegeben. Außerdem habe ich bei diversen Indoor-Sessions mit dem Rad oder eben auf dem Laufband ganz bewusst ohne Ventilator trainiert und ordentlich geschwitzt, um mich ein Stück weit auf die wärmeren Temperaturen vorzubereiten. Auf Testwettkämpfe, wie etwa den Halbmarathon in Eichstätt, musste ich aber natürlich verzichten.

2Hawaii ist das Triathlon-Mekka: Warum und auf was
freuen sich sich besonders?


2Liepold: Das Flair vor Ort ist natürlich etwas ganz Besonderes. Egal wo man hinschaut, ob es um die mediale Begleitung geht, um die Top-Athleten aus der ganzen Welt oder die Szenerie in Kona – überall liegt der Fokus voll auf diesem Rennen. Ich bin jetzt schon zum sechsten Mal dabei, aber ich freue mich auch dieses Mal darauf, diese Stimmung aufzusaugen und mit in den Wettkampf zu nehmen. Ich werde in den Tagen nach meiner Ankunft am Kailua Pier sicher wieder die Chance nutzen, um im offenen Meer zu schwimmen und so im Training nochmal zumindest einen Teil der Strecke absolvieren. Ansonsten habe ich aber natürlich den Vorteil, dass ich hier schon ein paar Mal gestartet bin und mich grundsätzlich auskenne.
Wittmann: Da kommt natürlich einiges zusammen – angefangen bei den paradiesischen Bedingungen, Hawaii ist schließlich eine klassische Urlaubsinsel. Um dabei zu sein, betreiben die Athleten einen riesen Aufwand, haben in den meisten Fällen eine sehr weite Anreise und am Ende treffen sich dort die besten Langdistanz-Triathleten der Welt. Natürlich freue auch ich mich, verschiedene prominente Sportler direkt aus der Nähe zu erleben. Seit Kurzem weiß ich zudem, dass auch ein Freund aus meiner Schulzeit vor Ort sein wird. Aron Reitz startet für den RSC Kelheim, lebt jetzt in Erlangen und hat sich kurzfristig in Finnland noch qualifiziert. Wir werden uns sicher schon vor dem Rennen das erste Mal treffen und die eine oder andere lockere Einheit gemeinsam machen.

3Wie sieht Ihr Reiseplan aus, wie die letzten Tage
vor dem Start und wer unterstützt Sie?


3 Liepold: Ich reise knapp eine Woche vor dem Start mit meinem Mann und meiner Tochter Mira nach Hawaii. Die Zeit braucht man einfach, um sich akklimatisieren zu können. Zunächst werden wir in Kona wohnen, ehe wir dann zwei Tage vor dem Rennen nach Waikoloa umziehen, rund 30 Kilometer vom Startpunkt entfernt. Das Frauenrennen ist ja erstmals am Donnerstag, sodass sicher spannend wird, ob und inwieweit der Highway für die Anreise und das anschließende Radrennen gesperrt ist. Hoffentlich haben sich die Veranstalter hier genug Gedanken gemacht.
Wittmann: Zehn Tage vor dem Start werde ich mit meiner Frau Tanja, meinem eineinhalbjährigen Sohn Toni und meinem Vereinskollegen Olaf Borsutzky vom TSV Gaimersheim eine Ferienwohnung 30 Kilometer südlich von Kona beziehen. Dann werde ich sicher die Zeit nutzen, um Teile der Strecke kennenzulernen. Von Markus Stöhr (ESV Ingolstadt, Anmerk. d. Red.), der 2018 hier gestartet ist, habe ich unter anderem den Tipp bekommen, dass auf der Radstrecke der Rückweg vom Wendepunkt in Hawi zurück nach Kona durch die aufkommenden Winde sehr speziell sein kann. Und dann muss ich natürlich noch ein- oder zweimal zum „Coffee Boat“ schwimmen (lacht). Das liegt direkt auf der Schwimmstrecke, rund einen Kilometer vor Kailua, und bietet jeden Morgen zwischen sieben und neun Uhr einen frischen Kaffee an.

4

Mit welchen persönlichen Zielen gehen Sie bei der Ironman-WM in Ihr Rennen?

4 Liepold: Mein Töchterchen hat mich auch schon gefragt (lacht). Ich habe ihr mal gesagt, dass ein Platz in den Top-20 im Bereich des Möglichen ist. Grundsätzlich will ich natürlich das Bestmögliche aus meinem Körper rausholen und werde sicher um jeden Platz kämpfen. Was dann möglich ist, kann ich vorher schwer einschätzen. Dadurch, dass sich in diesem Jahr deutlich mehr Frauen qualifizieren konnten, erscheint mir die Leistungsdichte insgesamt viel höher. Meine bisher beste Platzierung, der Platz 15 aus dem Jahr 2013, wäre da schon ein riesen Ding (lacht). Ich denke, alle müssen schauen: Wer kommt am Renntag am besten mit den Temperaturen und den Windverhältnissen zurecht, und wer geht – mit Blick auf die eigene Saisonplanung – tatsächlich ausgeruht an den Start. Da muss auch ich mich ein Stück weit überraschen lassen.
Wittmann: Natürlich kann ich vor meinem Debüt noch nicht wirklich einschätzen, wie ich mit dem Wind und der Hitze klarkomme. Grundsätzlich liegt auf der Hand, dass ich dort beim Pacing noch mal etwas konservativer rangehe. Aber ich fühle mich gut, habe zuletzt beim Schwimmen und beim Radfahren sicher noch eine Schippe drauflegen können und denke schon, dass ich gerade in diesen Disziplinen in meiner Age-Group mit der Weltspitze mithalten kann. Was dann durch die nicht ganz optimale Vorbereitung beim Laufen noch drin ist, muss ich schauen. Ich will für mich persönlich einfach ein starkes Rennen abliefern und in meiner Altersklasse 30-34 auf jeden Fall versuchen, unter die Top-10 zu kommen.

DK


IRONMAN HAWAII

Die Triathlon-WM auf Hawaii über 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,2 km Laufen findet in diesem Jahr erstmals an zwei Tagen statt. Die Frauen starten am 6. Oktober (Donnerstag) um 18.25 Uhr MEZ, die Männer am 8. Oktober (Samstag), ebenfalls um 18.25 Uhr. Die Altersklassen-Athleten starten jeweils kurz nach den Profis. Das ZDF bietet beim Frauenrennen ab 18.15 Uhr einen Internet-Livestream und beginnt ab 0.45 Uhr mit der TV-Liveübertragung. Auch bei den Herren gibt es am Renntag ab 18.15 Uhr einen Livestream, die TV-Übertragung startet um 0.25 Uhr.