„Desolater Zustand“
Footballer der Ingolstadt Dukes ziehen sich wegen Schuldenberg aus GFL1 zurück – Haaf hört auf

03.02.2024 | Stand 03.02.2024, 11:00 Uhr

Steht für einen erneuten Neuaufbau nicht zur Verfügung: Nach 17 Jahren als Trainer verlässt Eugen Haaf die Ingolstadt Dukes. Foto: Lüger

Die Reaktionen in den Sozialen Medien fielen heftig aus: „So kann man die Leidenschaft für diesen Sport auch mit Füßen treten, der interessante Sport hier wird jetzt mit Gewalt getötet“ oder „Alles, was in den letzten Jahren mit so viel Einsatz, Energie, Leidenschaft und harter Arbeit aufgebaut wurde – auf einen Streich ausgelöscht.“

So urteilten die Fans der Ingolstadt Dukes über den überraschenden Ausstieg der Footballer aus der Bundesliga (GFL 1) wenige Wochen vor dem Saisonstart.

In der Tat können die wenigsten Anhänger verstehen, dass es nun erneut ein paar Klassen runter gehen soll. Nach dem misslungenen Einstieg in die European League of Football (ELF) – unter dem Namen Ingolstadt Praetorians – waren die Footballer des TV 1861 im Jahr 2021 diesen Weg schon einmal gegangen, um dann von der Regionalliga in die höchste deutsche Klasse durchzumarschieren – wo sie im vergangenen Jahr auf Anhieb wieder die Play-offs erreichten.

Haaf will nicht wieder neu anfangen

Ein zweites Mal will Headcoach Eugen Haaf diese Mission aber nicht in Angriff nehmen. Für Sebastian Jänicke, den neuen Abteilungsleiter der TV-Footballer, ist das durchaus nachzuvollziehen. Der neue Dukes-Chef erklärt aber auch, dass – und warum – er dem Wunsch des 17 Jahre lang ehrenamtlich tätigen Coaches nicht nachkommen konnte. Haaf wollte natürlich wie viele andere auch weiter in der GFL1 spielen. „Eugen ist für mich der beste und krasseste Trainer, den es gibt“, sagt Jänicke dem DONAUKURIER. „Aber seine sportlichen Ansprüche sind verständlicherweise sehr hoch, und wir konnten das einfach nicht stemmen“, erklärt er die Trennung im „beiderseitigen Einvernehmen“.

Sechsstelliger Schuldenstand

Und die Gründe dafür benennt der Funktionär sehr deutlich: „Ich habe die Abteilung im Oktober übernommen und in einem enorm desolaten Zustand vorgefunden. Ich spreche da von einem sechsstelligen Schuldenbereich, der auf die Misswirtschaft der letzten Jahre zurückzuführen war.“ Da konnte nur der TV 1861 als Mutterverein der Dukes weiterhelfen, ein Großteil der Schulden sei inzwischen beglichen, so Jänicke.

Haaf selbst will sich zu dem Rückzug nicht weiter äußern, auch wenn er darauf hinweisen könnte, dass er sich immer mit dem mutmaßlich geringsten Etat aller Teams in der GFL1 behaupten musste. Das gelang ihm mit seinem Näschen für Talente – wie David Bada oder Christopher Ezeala, die sogar in der NFL gelandet sind.

Zukunftsziel: Talente fördern

In welcher Klasse es nach dem Rückzug nun für die Dukes weitergeht, hängt auch davon ab, wer dem Team erhalten bleibt. Aber Jänicke ist klar, dass die Attraktivität des Football in Ingolstadt erst einmal leiden wird. Deshalb sieht er es als primäres Ziel an, junge Talente aus der Region zu fördern. Und er will den vielen Jugendlichen, die beim Flag-Football für einen regen Zulauf gesorgt haben, weiter ermöglichen, ihren Sport zu betreiben.

Eine große Aufgabe wartet zudem auf Jänicke und seine Helfer: Sie müssen das Vertrauen möglicher Sponsoren zurückgewinnen. „Da ist leider in der Vergangenheit sehr, sehr viel Negatives vorgefallen. Wenn wir heute bei Firmen vorstellig werden, winken die meisten sofort ab. Wir müssen erst einmal Schritt für Schritt wieder Vertrauen aufbauen“, weiß Jänicke. Ob es dann noch einmal GFL-Football in Ingolstadt zu sehen gibt? „Ich hoffe, dass wir irgendwann soweit sind, dass wir diesen Schritt wieder wagen können“, gibt sich Jänicke vorsichtig optimistisch.

Bei einer Abteilungsversammlung soll baldmöglichst über den zukünftigen Weg gesprochen werden.