Funk bleibt die Nummer eins
„Es geht immer um Vertrauen“: FCI-Trainer Köllner über Teambuilding und angriffslustige Youngster

18.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:06 Uhr

Der Fußballerklärer: FCI-Trainer Michael Köllner mit Außenbahnspieler Marcel Costly. Foto: Bösl

Nach dem einwöchigen Trainingslager im Allgäu ist der FC Ingolstadt in die Heimat zurückgekehrt. Mit Trainer Michael Köllner zogen wir eine kleine Zwischenbilanz zum Stand der Vorbereitung.



Nach zwei freien Tagen bereiten sich die Schanzer dann ab Donnerstag auf die letzten Testspiele gegen den 1. FC Heidenheim (Samstag, 15 Uhr, Platz vier auf dem Trainingsgelände am Audi-Sportpark), Borussia Mönchengladbach (26. Juli, 18 Uhr in Rottach-Egern) und die SpVgg Unterhaching (Termin offen) vor, ehe am 6. August bei Erzgebirge Aue (19.30 Uhr) der Punktspielauftakt ansteht.

Herr Köllner, welche Fortschritte haben Sie im Trainingslager gesehen?

Michael Köllner: Wir haben alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben, und zwar auf allen Ebenen. Auf dem Fußballplatz, im Zusammensein mit der Vereinsführung und unseren Partner sowie auch im Umfeld. Die Mannschaft hat positiv überzeugt und sehr gut gearbeitet. Der einzige Wermutstropfen ist leider die Verletzung von Benjamin Kanuric.

Wie kamen Sie beim Thema Teambuilding voran? Auf spektakuläre Maßnahmen wie Rafting, Canyoning und dergleichen haben Sie ja verzichtet.

Köllner: Von Aktionen, bei denen beispielsweise von Wolkenkratzern gesprungen wird, halte ich nicht viel. Wichtig sind für mich individuelle Gespräche und das generelle Miteinander, dafür haben wir die ideale Plattform geschaffen. Wir haben uns untereinander und als Gruppe besser kennengelernt, mehr Details zu uns als Person preisgegeben. Beim Teambuilding geht es immer um Vertrauen, dazu muss man die Menschen ein Stück weit besser kennenlernen, damit jeder spürt, dass man es ehrlich miteinander meint. Wir haben klasse Charaktere dabei und als Gemeinschaft sehr gute Fortschritte gemacht.

Sie haben die Mannschaft taktisch mit einer Dreierkette neu ausgerichtet. Sind Sie mit den Abläufen zufrieden?

Köllner: Die Dreierkette kann eine Startformation sein, gute Mannschaften zeichnet aber Flexibilität aus. Wir haben uns jetzt mit einer Grundformation vertraut gemacht und darauf geschaut, wer auf welcher Position der richtige Spieler ist. Jetzt geht es im nächsten Schritt darum, an Variabilität zuzulegen um die Gegner vor Herausforderungen zu stellen. Wir wollen extrem unberechenbar sein.

Ist in der Abwehr der Konkurrenzkampf besonders groß?

Köllner: Wir sind hinten sehr gut besetzt, da fällt kein Spieler ab. Auch für die jungen Spieler war es eine wertvolle Woche. Jetzt geht es darum, uns als Mannschaft weiterzuentwickeln, damit jeder dem anderen auch den Erfolg gönnt, denn ein gewisser Konkurrenzkampf ist ja immer gegeben. Die, die mit Anpfiff auf der Bank sitzen, dürfen die Flinte nicht ins Korn werfen, sondern müssen darauf brennen, schon im nächsten Spiel ihre Chance zu bekommen. Und eines ist sowieso klar – wir brauchen jeden Einzelnen, um erfolgreich zu sein.

Sie haben sich im Tor von Beginn weiter auf Marius Funk als Nummer eins festgelegt. Warum gibt es keinen offenen Konkurrenzkampf?

Köllner: Die Rollen sind klar verteilt: Markus Ponath ist unser zweiter Torwart. Für ihn geht es darum, zu reifen. Er kann Marius in einzelnen Bereichen Druck machen, aber aktuell noch nicht im kompletten Torwartspiel. Wenn Markus aber weiter so hart an sich arbeitet, kann er einen Entwicklungssprung machen und dann Marius angreifen, aber jetzt einen Konkurrenzkampf auszurufen, ist für den Moment zu früh.

Ist Funk nach der schwierigen Saison stabil genug, eine sichere Nummer eins zu sein?

Köllner: Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir in der Mannschaft mehr Stabilität erreichen können. Marius ist, seitdem ich beim FCI bin, stabiler geworden und hat gute Leistungen gezeigt. Aber natürlich muss jeder Einzelne weiter mutig an sich arbeiten. Das gilt sowohl für unsere jungen als auch erfahrenen und dienstälteren Spieler, damit wir unsere Ziele erreichen können. Sie alle müssen ihr Spiel in Teilbereichen weiter optimieren, nur so können wir stärker werden.

Welche jungen Spieler machen Druck?

Köllner: Auf der Außenbahn ist David Udogu ein Herausforderer für Marcel Costly, auf der anderen Seite hätte Moritz Seiffert Druck auf Leon Guwara machen können, aber jetzt ist Moritz leider verletzt. An möglichen Alternativen mangelt es uns aber nicht, da einige Spieler auch drei, vier Positionen bekleiden können. Yannick Deichmann kann unter anderem rechts auf dem Flügel spielen, ebenso wie Arian Llugiqi dies auf der linken Seite kann. Wir wollen den Kader bewusst klein halten, damit alle Spieler die Chance haben, auf ihre Einsatzzeiten zu kommen. Wichtig ist eine leistungsfördernde Stimmung.

Im Offensivbereich scheint der Konkurrenzkampf nicht so groß zu sein?

Köllner: Mit Daouda Beleme, Jannik Mause und Julian Kügel, der aus der zweiten Mannschaft nach oben gekommen ist, haben wir schon unterschiedliche Positionsprofile. Der eine hat seine Stärken im Ballbesitz, der andere im Umschaltspiel. Wichtig war, dass sich Pascal Testroet nach der langen Verletzung wieder zurückgemeldet hat. Wir haben ihn sehr gepusht und stark unterstützt, damit er für sich selbst ein gutes Gefühl hat und so den Trainingsrückstand der letzten Monate schnell aufholen konnte. Jetzt geht es darum, abzuschätzen, wer für wen der geeignete Partner ist, weil wir immer mit zwei Stürmern spielen wollen.

Sie haben mit Tobias Bech (13 Tore) und Patrick Schmidt (10) die beiden treffsichersten Stürmer verloren. Muss der FCI im Angriff noch nachlegen?

Köllner: Wir halten im Offensiv-Bereich die Augen offen – wenn wir uns in der Spitze verbessern können und das finanzierbar ist. In der Breite haben wir einen sehr guten Kader.

Im Mittelfeld haben Sie bisher meistens auf einen Sechser und zwei Achter gesetzt. Welche Kandidaten sehen Sie da vor?

Köllner: Auf der Sechs ist Yannick Deichmann ein extrem variabler Spieler, weil er als Sechser, Achter und auch in der Spitze spielen kann. Wir müssen aber auch im Blick haben, dass wir auf der einen Seite mit Lukas Fröde, Ryan Malone, Simon Lorenz und Leon Guwara erfahrene Spieler haben, die in den vergangenen Jahren konstant in der Zweiten Liga gespielt haben, und auf der anderen Seite auch die Youngster einbauen wollen. Ein Felix Keidel wird sicher seinen Weg bei uns machen. Für die Achterposition haben wir neben Yannick Deichmann auch David Kopacz, Benjamin Kanuric und Bryang Kayo in unseren Reihen. Es wird auch eine Rolle spielen, ob wir auswärts oder daheim spielen. Wir haben im Audi-Sportpark einen Top-Platz, auf dem wir richtig gut Fußball spielen können. Da muss man auch die Spieler bringen, die das am besten umsetzen können.

Haben die jungen Spieler das Niveau, dass alle ihre Einsatzzeiten bekommen werden?

Köllner: Da gibt es natürlich gewisse Unterschiede, weil es bei manchen in der Vorbereitung besser läuft als bei anderen. Man sieht schon, dass beispielsweise Bryang Kayo ein interessanter Spieler ist, der nah dran ist an der ersten Elf. Die Saison ist lang, und jeder wird mal an den Punkt kommen, an welchem er ein Leistungstief durchlaufen wird. In solchen Momenten ist es normal, dass man mit sich hadert. Wichtig ist, dass alle vorankommen und jedes Spiel als Chance für einen Einsatz begreifen.

Wer hat sich von den Konkurrenten gut verstärkt?

Köllner: Da gibt es viele Mannschaften, darunter die drei Absteiger aus der 2. Bundesliga. Jahn Regensburg hatte in seinem Spiel immer eine kämpferische Note, deshalb werden sie wenig Anpassungsschwierigkeiten in der 3. Liga haben. Bielefeld hat vor zwei Jahren noch in der Bundesliga gespielt und Sandhausen war ein stabiler Zweitligist. Dresden und Saarbrücken wissen auch, wie man einen richtig guten Kader aufbaut. Und dann gibt es eine Ebene dahinter, mit 1860 München und Waldhof Mannheim, die eine hohe Erwartungshaltung, aber auch einen großen Umbruch hinter sich haben. Dann muss man auch schauen, was Rot-Weiss Essen macht, auch Aufsteiger wie der SSV Ulm und Preußen Münster sind interessant. Es wird sicher keine langweilige Saison.

Und welches Prädikat geben Sie dem FCI? Mitfavorit, Herausforderer? Oder muss der Verein erst die beiden vergangenen Jahre verarbeiten?

Köllner: Wir sollten uns nicht in eine Schublade stecken lassen. Es ist alles möglich. Klar wissen wir, woher wir kommen. Zuletzt sind wir Elfter geworden, niemand im Verein ist stolz darauf, was in den vergangenen beiden Spielzeiten passiert ist. Wir wissen aber auch, dass es auch eine Chance ist, wenn Dinge neu justiert werden. Diese neue Energie kann einen Schub geben. Wir sind zwar ein junger Verein, aber auch ein selbstbewusster, der viel Power hat. Wir wollen jedenfalls eine deutlich bessere Saison spielen.

DK