Mark French im Interview
ERC-Trainer über die Rolle seines Torhüters im Halbfinale und die Planungen für die Titeljagd

11.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:46 Uhr

Taktikfuchs Mark French coachte den ERC gleich in seiner ersten Saison in Ingolstadt ins Finale. Foto: Anspach, dpa

Er kam, sah – und stürmte ins Finale: Gleich in seiner ersten Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hat Mark French alle überrascht und geht nun mit dem ERC Ingolstadt auf Titeljagd.



Der 51 Jahre alte „Trainer des Jahres“ trug mit seiner taktischen Cleverness entscheidend dazu bei, dass sich die Panther im Viertelfinale gegen die Düsseldorfer EG und im Halbfinale gegen die Adler Mannheim durchsetzten. Für French ist es der vierte Finaleinzug seiner Trainerkarriere, nachdem er 2009 und 2010 die AHL-Meisterschaft mit den Hershey Bears sowie 2022 den Vizemeistertitel mit dem KHL-Klub Metallurg Magnitogorsk feierte.

Herr French, Sie sind gleich in Ihrer ersten Saison in Ingolstadt ins Finale eingezogen. Was geht in Ihnen vor?

Mark French: Ich bin natürlich stolz auf unsere Jungs. Es war eine harte Serie, besonders die letzten drei Spiele waren wirklich sehr eng. Aber wir haben uns da souverän durchgekämpft, genau wie wir das während der Hauptrunde getan haben.

Im entscheidenden sechsten Spiel verzeichnete Ihre Mannschaft nur elf Schüsse. War das geplant, dass die Panther so defensiv agieren?

French: Nein, das war definitiv nicht der Plan, dass wir so passiv spielen (lacht). Wir wollten so spielen wie immer, und natürlich hätte ich es gerne gesehen, wenn wir häufiger nach vorne gekommen wären. Wir hätten uns das Leben damit definitiv einfacher machen können. Aber Mannheim hat uns richtig unter Druck gesetzt. Im Endeffekt haben wir uns diesem Druck allerdings erfolgreich entgegengestemmt und trotzdem die Tore gemacht. Zwar nicht so, wie wir das geplant hatten, aber so lange die Jungs Arbeitsmoral zeigen und eine Antwort finden, ist alles gut. Das war auf jeden Fall eine hervorragende Teamleistung.

Wieso gelang es Ihrer Mannschaft nicht, sich häufiger vom Druck der Adler zu befreien?

French: Wir hatten das schon erwartet, dass Mannheim gleich zu Beginn der Partie alles nach vorne werfen würde. Es war wichtig, dass unsere Jungs sich in den ersten fünf Minuten den drückenden Adlern entgegenstellen. Aber der Ansturm der Mannheimer hat länger als fünf Minuten gedauert. Sie spielten sehr aggressiv, sie drückten uns in unser Drittel. Wenn wir mal durchkamen, hatten wir einige gute Chancen, so konnten wir auch das erste Tor erzielen. Aber wir haben insgesamt zu selten gepusht. In gewisser Weise war es ein verrückter Sieg.

Torhüter Kevin Reich hielt den Sieg mit vielen starken Paraden fest.

French: Kevin agierte über das ganze Spiel hinweg bärenstark. Wir haben eine gute defensive Leistung gezeigt, aber die Mannheimer hatten dennoch einige Chancen, und Kevin wuchs in vielen dieser Situationen über sich hinaus.

Sie betonen immer wieder, wie wichtig ein guter Start in die Partie ist. Im Halbfinale gegen Mannheim gelang es dem ERC, in jedem Duell in Führung zu gehen. War dies der Schlüssel zum Seriensieg?
French: Ich weiß die genauen Prozentzahlen nicht, aber wenn ein Team in Führung geht, hat es wirklich eine viel größere Chance, das Spiel zu gewinnen. Deshalb ist das immer von Vorteil. Am Montag gab uns das die Möglichkeit, etwas defensiver zu spielen, um die Führung zu verteidigen. Das hat uns allerdings auch ein paarmal in der Serie geschadet, wenn wir uns nach dem 1:0 zurückgezogen haben und Mannheim zurückschlug. Aber am Montag hat es sich ausgezahlt.

Was war außerdem entscheidend dafür, dass Ihre Mannschaft die kämpferischen Adler bezwingen konnte?

French: Das Unterzahlspiel war sehr wichtig. Mannheim hat ein hervorragendes Powerplay-Team. Vor allem im Drei gegen Vier haben wir gut agiert, Colton Jobke oder Fabio Wagner haben sich immer wieder bravourös in die Schüsse geworfen. Außerdem konnten wir es verhindern, dass die Mannheimer zum Schluss, wenn wir mit einem Tor vorne lagen, im Sechs gegen Fünf noch den Ausgleich erzielten. Das war enorm wichtig, dass wir das so gut gemeistert haben.

Auf welchen Gegner bereiten Sie sich nun vor – München oder Wolfsburg?

French: Das Gute ist: Wir können uns das siebte Spiel zwischen München und Wolfsburg am Mittwochabend in aller Ruhe anschauen. Für uns ist es auf jeden Fall von Vorteil, dass wir nach dieser anstrengenden Halbfinalserie ein bisschen Pause haben und die Jungs ihre Batterien aufladen können.

DK