Bloß keine Partylöwen!
ERC Ingolstadt will nicht zum Aufbaugegner für zehn Spiele sieglose Frankfurter werden

11.01.2024 | Stand 11.01.2024, 12:10 Uhr

Zwei Vielspieler der DEL: Panther Leon Hüttl (links) und Löwe Maksim Matushkin zählen zu den Profis mit der meisten Eiszeit. Foto: Traub

Auf dem Papier ist es die derzeit leichteste Aufgabe in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) − doch für den ERC Ingolstadt verspricht die Partie bei den seit zehn Spielen sieglosen Löwen Frankfurt an diesem Donnerstag (19.30 Uhr/Magenta Sport) eine ziemlich knifflige zu werden.

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Panther-Verteidiger Leon Hüttl warnt vor dem „brutalen Kader“ des Gegners, für Stürmer Brandon Kozun ist das Spiel gar „extrem gefährlich“.

Zwar rangiert Frankfurt nur noch fünf Punkte vor dem Tabellenletzten Iserlohn, doch seit Montag weht ein anderer Wind in der Höhle der Löwen: Sportdirektor Franz-David Fritzmeier entließ Trainer Matti Tiilikainen und stellt sich vorerst selbst hinter die Bande. Gegen den ERC sollen auch zwei Neuzugänge debütieren: der slowakische Goalie Julius Hudacek (35) und der dänische Verteidiger Markus Lauridsen (32), beide mit viel Erfahrung aus Europas Top-Ligen und zusammen 16 WM-Turnieren ausgestattet. „Sie sollen frische Energie und Leadership einbringen und für Stabilität sorgen“, sagte Fritzmeier dem HR. „Unser oberstes Ziel ist es, in der Liga zu bleiben. Es geht nicht um Einzelpersonen, ab jetzt geht es um den Klub.“

Für Hüttl sind Frankfurt-Spiele „etwas Besonderes

Der letzte Sieg der auf Platz zwölf abgestürzten Frankfurter ist exakt einen Monat her: Am 10. Dezember 2023 gab es ein 4:2 gegen die Düsseldorfer EG. „Sie sind überfällig und werden heiß sein“, weiß Kozun. Der 33-Jährige fordert „eine besonders gewissenhafte Vorbereitung“, damit die Panther nicht zum Aufbaugegner werden. „Wir unterschätzen sie nicht, auch wenn sie einen brutalen Kader und jetzt noch zwei Ausländer geholt haben“, stellt Hüttl klar.

Für den Vizeweltmeister ist die Busfahrt an den Main keine alltägliche Dienstreise: Der 23-Jährige nutzte die damals noch zweitklassigen Löwen zwischen 2018 und 2021 als Sprungbrett in die DEL. Fritzmeier – wie Hüttl aus Bad Tölz – holte den Rechtsschützen nach Frankfurt, förderte ihn, begleitete ihn zu einem Talentecamp der Edmonton Oilers. „Ich habe nicht ständig Kontakt mit ihm“, sagt Hüttl. „Aber er hat schon damals mal nach einer Trainerentlassung das Team übernommen. Das ist ganz witzig.“

Auch auf die in die Jahre gekommene Frankfurter Eissporthalle freut sich der Panther: „Ich feiere es, dort zu spielen. Es ist zwar etwas wärmer und die Auswärtsfans sind komischerweise oben unterm Hallendach. Aber es herrscht gute Stimmung und es ist geil, da zu spielen.“ Partien in Frankfurt seien für ihn generell „etwas Besonderes, und das werden sie auch bleiben“, sagt Hüttl, der mit einigen Teamkollegen am Mittwochabend im Restaurant eines alten Kumpels zum Essen weilte.

Duell der vier Vielspieler

Frankfurt gegen Ingolstadt – das ist auch das Duell der vier Profis mit der ligaweit meisten Eiszeit pro Partie. Auf beiden Seiten handelt es sich dabei um das Top-Verteidigerpaar: Bei den Panthern heißen die Workaholics Mat Bodie (im Schnitt 25:47 Minuten) und Hüttl (24:32), die Dauerbrenner der Löwen sind Maksim Matushkin (25:46) und Ville Lajunen (24:37) – beides ehemalige Teamkollegen Kozuns in der KHL. „Sie sind offensiv gefährlich“, sagt der Ingolstädter, der speziell mit Matushkin (14 Treffer/32 Scorerpunkte) noch gelegentlich in Kontakt tritt.

Hüttl gefällt die Vielspielerei: „Man will so oft auf dem Eis stehen wie möglich. Man muss halt mit seiner Energie haushalten und smart spielen“, sagt der 23-Jährige, der am Sonntag beim 5:4 gegen die Kölner Haie nicht nur seinen sechsten Saisontreffer, sondern den persönlichen Saison-Spitzenwert von 29 Minuten Einsatzzeit schaffte. „Als Verteidiger geht das, aber als Stürmer würde ich 29 Minuten nicht überleben“, meint Hüttl.

Angreifer Kozun kommt in seinen bislang 15 DEL-Spielen auf durchschnittlich 16 Minuten. Gegen Köln bereitete der Kanadier das 4:4 von Patrik Virta und den Siegtreffer Andrew Rowes vor, insgesamt kommt er auf neun Scorerpunkte. „Meine Eingewöhnungszeit hat sich wegen einer kleinen, aber etwas verzwickten Blessur ein bisschen verzögert, aber gegen Köln hat es sich gut angefühlt“, sagt Kozun. Und sollte der ERC auch die hungrigen Löwen in Schach halten, dürfte dieses Gefühl noch ein bisschen anhalten.

Personal: Enrico Henriquez ist aktuell der einzige verletzte Panther, der Stürmer fällt für das Frankfurt-Spiel aus.

Zitterbart: Wie berichtet schließt sich der ehemalige ERC-Verteidiger Luca Zitterbart seinem Heimatverein EV Landshut in der DEL2 an. Der 25-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2025, wie die Niederbayern am Mittwoch bekanntgaben. „Er ist ein toller Mensch, ich mochte unsere gemeinsame Zeit. Er hat eine Entscheidung getroffen, die ihm sicher nicht leichtgefallen ist“, sagt ERC-Trainer Mark French über Zitterbart, der 28 Spiele (zwei Vorlagen) für die Panther bestritten hat.

Jubiläumswoche: Das Heimspiel gegen die Adler Mannheim am Sonntag (16.30 Uhr) läutet die Jubiläumswoche des ERC ein, in der sowohl der 60. Geburtstag des Klubs als auch die deutsche Meisterschaft vor zehn Jahren gefeiert werden sollen. Als Ehrengäste für Sonntag haben sich die ehemaligen Funktionäre Manfred Schuhmann und Jochen Kleinbauer sowie die Ex-Spieler Klaus Seitz, Josef Friedl, Rudi Retzer, Horst John, Eugen Niesporek, Andy Malysiak, Ritchie Herbert, Bernie Stribel, Thomas Gayerhoss und Sven Zywitza angesagt.