Verrückter Hauptrundenabschluss
ERC Ingolstadt gewinnt mit 5:4 nach Verlängerung gegen Nürnberg

08.03.2024 | Stand 09.03.2024, 13:48 Uhr

Enges Duell: Der ERC Ingolstadt um Philipp Krauß (hinten) lieferte sich mit den Nürnbergern (vorne Julius Karrer) eine mitreißende Partie zum Hauptrundenabschluss. Foto: Traub

Der ERC Ingolstadt startet mit einem Sieg im Rücken in die Pre-Play-offs: Die Panther schlossen die Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) am Freitagabend mit einem 5:4 (3:0, 0:4, 1:0, 1:0) nach Verlängerung im Derby gegen die Nürnberg Ice Tigers ab.



Damit verteidigten sie im direkten Duell den neunten Tabellenplatz und treffen in den Pre-Play-offs an diesem Sonntag (14 Uhr) zu Hause auf die Kölner Haie, die im Parallelspiel den Adlern Mannheim mit 1:6 unterlagen.

Dabei machten es die Ingolstädter nach einer 3:0-Führung mit einem völlig verkorksten zweiten Drittel unnötig spannend. „Das war eine Partie voller Emotionen. Wir hatten einen starken Start und gleich den Ton angegeben. Aber nach der Pause hat sich das Blatt komplett gewendet“, meinte ERC-Trainer Mark French. „Die Partie hat uns gezeigt, dass wir den Fuß wirklich nie vom Gaspedal nehmen dürfen. Aber ich bin stolz auf die Jungs, dass sie im dritten Drittel noch mal zurückgekommen sind – es ist ganz schön schwer, das nach nach vier Gegentoren in Folge zu schaffen. Emotional ist dieser Sieg wichtig vor dem Play-off-Start.“

Die Panther mussten im oberbayerisch-fränkischen Derby in der ausverkauften Saturn-Arena auf das erkrankte Geburtstagskind Brandon Kozun verzichten; weshalb Wayne Simpson nicht mit von der Partie war, wollte French nicht verraten. Dafür kam Nicolas Schindler zu seinem zweiten Saisoneinsatz, zudem war der zuletzt erkrankte Patrik Virta wieder dabei.

Starkes Auftaktdrittel des ERC



Läuft es in den Play-offs so wie im ersten Abschnitt gegen die Franken, könnte der Vizemeister eine bislang enttäuschende Saison noch zu einem ordentlichen Abschluss bringen. Die Panther holten schon nach 32 Sekunden ein Überzahlspiel heraus und wirkten auch im restlichen Drittel, als hätten sie einen Spieler mehr auf dem Eis. Mat Bodie ließ die erste gute Chance auf Zuspiel des starken Wojciech Stachowiak noch liegen (5.), doch Noah Dunham brachte seine Mannschaft nach gut sechs Minuten in Führung: Nach einem Schuss von Maury Edwards von der Blauen Linie traf der Youngster, der schon am vergangenen Wochenende beim 3:5 gegen Köln erfolgreich war, aus der Luft zum 1:0 (7.).

Bei einem Konter des ERC über Virta veredelte Travis St. Denis den Nachschuss zum 2:0 (12.). Während Torhüter Devin Williams in seinem sechsten Saisoneinsatz zunächst wenig gefordert war, machten die Panther munter weiter – wobei sie nur die haarsträubenden Fehler ihrer Gäste nutzen mussten: Denn nachdem Nürnbergs Goalie Niklas Treutle einen Schuss von Mirko Höfflin erneut nur abprallen ließ, lag der Puck nach einem fatalen Missverständnis von Tim Fleischer und Ryan Stoa völlig frei vorm Tor. Stachowiak, der die Aktion selbst eingeleitet hatte, nutzte das Geschenk zum 3:0 (19.).

Vier Gegentore in viereinhalb Minuten



Doch 18 Minuten Pause reichten den Panthern, um das Eishockeyspielen scheinbar völlig zu verlernen. Plötzlich machte Nürnberg, das fünf der jüngsten sechs Spiele gewonnen hatte, Druck und drehte mit vier Treffern innerhalb von vier Minuten und 23 Sekunden das Spiel. Los ging das Ingolstädter Drama mit einem Schuss von Topscorer Daniel Schmölz, den Stoa im Powerplay zum 3:1 abfälschte (23.). Charlie Gerard traf den Pfosten (24.), Ian Scheid nach einem Querpass von Danjo Leonhardt ins lange Eck zum 3:2 (26.). French rief zur Auszeit – ohne Erfolg. Die vogelwilde Panther-Abwehr ließ einen Konter über Constantin Braun zu, im Nachschuss erzielte Leonhardt das 3:3 (27.). 17 Sekunden später war das Fiasko nach Schmölz’ Treffer zum 3:4 komplett (27.).

Kaum eine Schuld daran traf Goalie Williams, der dennoch das Eis verlassen musste – immerhin jedoch von den ERC-Fans aufgemuntert wurde. „Ich hatte gehofft, dass die Auszeit Abhilfe schafft, aber das hat nicht funktioniert“, meinte French. „Und als Trainer hat man halt nicht viele Optionen in so einer Situation.“

Torwartwechsel mit positivem Effekt



Tatsächlich aber konnte Michael Garteig die Panther, die bis dahin im zweiten Drittel keinen einzigen Schuss auf Nürnbergs Tor gebracht hatten, mit seiner Ruhe und Souveränität wieder zur Räson bringen. Der ERC hatte allerdings auch Glück, dass Leonhardt in Überzahl völlig frei über das Tor schoss (31.).

Im letzten Drittel fanden die Panther zu ihrer Normalform zurück, hatten eine gute Chance von Dunham (46.) und schafften in Überzahl durch Leon Hüttl den 4:4-Ausgleich (51.). Die Zeit lief damit für Ingolstadt, denn Nürnberg half im Kampf um den neunten Tabellenplatz nur ein glatter Sieg. Die Franken machten es ohne Torwart und in Überzahl noch einmal richtig spannend und schafften es in die Verlängerung. Dort aber machte Bodie den erfolgreichen Hauptrundenabschluss für den ERC mit dem Treffer zum 5:4 doch noch perfekt (62.).
ERC Ingolstadt: Williams (27. Garteig) – Farrance, Bodie; Maginot, Wagner; Hüttl, Jobke; Edwards – Nijenhuis, Virta, St. Denis; Friedrich, Krauß, Pietta; Dunham, Höfflin, Stachowiak; Bailey, Bertrand, Schindler.
Nürnberg Ice Tigers:
Treutle – Scheid, Byström; Shaw, Braun; Weber, Karrer; Ribarik – Hede, Leonhardt, Barratt; Fleischer, Stoa, Schmölz; Gerard, Fox, Kechter; Lobach, Maier, Kislinger.
Schiedsrichter: MacFarlane/Hinterdobler. – Zuschauer: 4815 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Dunham (7.), 2:0 St. Denis (12.), 3:0 Stachowiak (19.), 3:1 Stoa (23./PP1), 3:2 Scheid (26.), 3:3 Leonhardt (27.), 3:4 Schmölz (27.), 4:4 Hüttl (51./PP1), 5:4 Bodie (62.). – Strafminuten: 8/6.