„Die Musik ist einfach passiert“

Abschlusskonzert der Masterclass Bandworkshop in der Neuen Welt

31.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:53 Uhr

Im Rahmen der Jazztage hatte der Musikdozent Julian Hesse (r.) mit sechs Nachwuchstalenten aus der Region intensiv geprobt. Das Ergebnis war in der Neuen Welt zu hören. Foto: Ulrike Klepp

Ingolstadt – Eineinhalb Tage können ziemlich lang sein – wenn man beispielsweise intervallfastet. Oder ziemlich kurz – wenn man Erholung sucht. Man kann jedoch diese Zeit einfach nur nutzen, indem man eben nicht sucht und einem vermeintlichen Ziel hinterher hastet, sondern den Flow einfach fließen lässt. So wie der Bandworkshop dieser Jazztage 2022, dessen Ergebnis die Zuhörer in der fast vollen Neuen Welt am Sonntagabend hören konnten.

Eineinhalb Tage hatten sechs junge Musiker aus der Region unter der Leitung von Julian Hesse geprobt und ausprobiert. „Es war eine sehr angenehme, entspannte Atmosphäre“, berichtet Jazzförderpreisträger Quirin Birzer. Julian Hesse machte Vorschläge, aber alle konnten mitreden. Und taten es auch. „Die Musik ist einfach so passiert“, erzählt Cathy Cyfka. Ein Konzept, das beim Proben, aber auch auf der Bühne auch genügend Raum für Spontanes lässt.

Viel Lob gab es umgekehrt auch von Julian Hesse für die Nachwuchstalente. „Ich hatte jede Menge Stücke mit dabei“, sagt der gefragte Musikpädagoge, der schon viele Workshops geleitet und Masterklassen geschult hat. „Aber es war sehr schnell klar, dass wir nur die Eigenkompositionen der Teilnehmer spielen. Das ist nicht selbstverständlich.“ Hesse weiß, wovon er spricht, er ist ein europaweit tätiger Jazztrompeter und Komponist sowie Dozent, war unter anderem sogar in Ulan Bator in der Mongolei. Und in der Tat erklangen in der Neuen Welt nur selbst geschriebene Stücke (mit Ausnahme eines Wayne-Shorter-Titels).

Wer die Formation gehört hat, der weiß, dass es um die Zukunft des Jazz wahrlich nicht schlecht bestellt ist. Vom Trio bis zum Sextett war alles geboten, mal mit, mal ohne den angenehm weichen, meist zurückhaltenden Gesang von Cathy Cyfka, die auch ihre Fähigkeiten als Texterin und Songschreiberin unter Beweis stellte. Gleiches gilt für Malik Diao, der weit mehr als nur ein Bassist ist: Produktion oder Theatermusik kann er genauso wie das Komponieren, wie am Beispiel von „The Fog“ zu hören war, einem mysthischen Stück, das die wabernden Nebelschwaden förmlich spürbar macht.

Linda Scharnagl studiert Schulmusik mit Hauptfach Jazz-Saxofon und ließ ihr Bariton-Sax in dem von ihr geschriebenen, locker-lässigen „Before“ wie für eine Einladung zum Tanzen ertönen. Makellos und inspiriert das Spiel von Trompeter Raphael Greil, der in „Rails“ mit Hesse und Cyfka demonstrierte, wie Zusammenspiel und Verständnis auf der Bühne funktionieren. Pianist Josef Heinl hat dieses Stück geschrieben und stellte mit seinen weit ausholenden und dabei stets die Band unterstützenden Ausflügen auf dem Klavier seine bereits jetzt schon enorme Erfahrung unter Beweis. Und nicht zu vergessen natürlich der aktuelle Jazzförderpreisträger Quirin Birzer, der am Schlagzeug auch bei vertrackteren Passagen den Überblick behielt und dessen Stärken am besten mit dem Besen zur Geltung kamen.

peh