Ingolstadt
Das Ende der Kunstpause

Messe in der Exerzierhalle markiert einen Neubeginn nach der Corona-Flaute

10.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:22 Uhr

Die Ingolstädter Kunstmesse in der Exerzierhalle im Klenzepark ist am Samstag, 11. Juni, von 11 bis 20 Uhr und am Sonntag, 12. Juni, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Fotos: Eberl

Von Johannes Hauser

Ingolstadt – Der Schwere der Pandemie und der belastenden Nachrichtenlage aus dem Krieg setzt Babette Ueberschär empfindsame Leichtigkeit entgegen. „Kunst-Stoff“ heißt das Werk, das sie noch bis Sonntag auf der Ingolstädter Kunstmesse präsentiert. „Ich experimentiere mit ganz verschiedenen Materialien“, sagt die Künstlerin. Die vorgestellte Arbeit besteht aus Draht und einfacher Küchenfolie. Mit der warmen Bemalung erinnert sie an einen organischen Körper. Entstanden ist das Kunstwerk in der Hochzeit der Pandemie. Und auch, wenn Ueberschär gerne für sich ist, wenn sie an ihren Kunstwerken arbeitet, genießt sie die Begegnungen, die mittlerweile dank der abgeebbten Corona-Welle wieder möglich sind. „Es ist wie ein Befreiungsschlag“, sagt sie.

Insgesamt zeigen in diesem Jahr 47 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Bayern ihre Arbeiten. „Es ist schön, Bekannte zu treffen, aber auch, neue Bekanntschaften zu machen“, sagt die Künstlerin. In der Koje ihrer direkt gegenüber stellt Teresa Wiechova aus Berching aus. „Wir haben schon über Ausstellungsmöglichkeiten gesprochen“, erzählt Ueberschär.

Juliane Schölß und Christoph Straube, die auf der anderen Seite des Gangs ausstellen, müssen sich nicht bekannt machen. Sie kennen sich schon lang. Die gebürtige Ingolstädterin hat schon öfter bei der Kunstmesse in ihrer Heimatstadt mitgemacht und dieses Mal auch Straube zu einer Bewerbung bewegt. Schölß zeigt unter anderem filigrane Silbergefäße. Das Metall ist gerade einmal 0,3 Millimeter dick. Die Becher sehen fast aus, als seien sie aus Papier gefertigt. Tatsächlich sind sie nicht geschmiedet, sondern montiert, wie es in der Fachsprache heißt. Die Silberschmiedin hat Spaß daran, das Jahrhunderte alte Handwerk bei modernen Kunstwerke anzuwenden. Bemerkenswert ist auch die Methode, mit der sie die Ringe schafft, die sie neben den Gefäßen in ihrer Koje zeigt: Sie schnitzt die Gussformen in Kartoffeln und füllt den Hohlraum mit flüssigem Metall. Für Schölß hatte die unvermittelte Corona-Zwangspause durchaus auch etwas Positives, sagt sie. „Und ich finde auch, sie hat dem Publikum gut getan.“ Verglichen mit der letzten Kunstmesse 2018 seien die Besucherinnen und Besucher noch offener und interessierter, hat sie beobachtet. „Es herrscht eine allgemeine Freude und die Lust daran, etwas nachzuholen.“

Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll nannte die Kunstmesse bei der Eröffnung am Donnerstagabend das „Ende einer erzwungenen Kunstpause“. Ingolstadt könne stolz auf die Kunstmesse sein, die sich als eine der bedeutendsten ihrer Art in Bayern etabliert habe. Solche Veranstaltungen seien als ein Standortvorteil für Ingolstadt zu sehen. Deswegen unterstütze die Stadt die Messe gerne. „Es ist wichtig, Kunst und Kultur Raum zu geben“, betonte sie.

Wegen der Corona-Pandemie musste die sechste Ingolstädter Kunstmesse zweimal verschoben werden. Viele Besucher loben das hohe Niveau der diesjährigen Auflage, berichtet Stefan Wanzl-Lawrence, Geschäftsführer des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberbayern Nord und Ingolstadt (BBK), der die Kunstmesse ausrichtet und organisiert. „Es ist wirklich für jeden etwas dabei“, ist er überzeugt. Den Organisatoren ist wichtig, dass die Messe trotz des künstlerischen Anspruchs einen niederschwelligen Zugang zur Kunst bietet. Wanzl-Lawrence hofft auf ein paar spontane Besucher, die bei einem Spaziergang durch den Klenzepark einen Abstecher in die Exerzierhalle machen. Die Messe ist bewusst als Begegnungsraum gestaltet. Unter anderem ist ein Café eingerichtet. Am Samstagabend gibt es ab 20 Uhr Musik von Alex Sayed & Hupkonzert, am Sonntag ist ein Weißwurst-Jazzbrunch mit Livemusik geplant.

DK