Kongeniales Musizieren
Auf dem neuen Album des Bluesers Wolfgang Bernreuther hat der Trompeter „Stofferl“ Well einen brillanten Gastauftritt

16.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:00 Uhr

Die Bühne ist das zweite Zuhause des Neumarkter Bluesmusikers Wolfgang Bernreuther. Sein neues Album „Still A Fool“, seine 17. Platte in 30 Jahren, ist nun im Handel. Einer von vielen bekannten Gastmusikern ist Christoph „Stofferl“ Well, mit dem Bernreuther ein Instrumental schrieb. Foto: privat

Kann das klappen? Der Blueser und der frühere Biermösl-Bläser schreiben und spielen gemeinsam ein Instrumental. „Beyond Open Skies“ heißt die Nummer, die der Gitarrist und Sänger Wolfgang Bernreuther mit dem Multiinstrumentalisten und Schuhplattler Christoph „Stofferl“ Well komponiert hat. Der Oberpfälzer aus Neumarkt und der Oberbayer aus dem Biermoos haben ein außergewöhnliches Stück Musik geschaffen: nicht Blues und nicht Volksmusik, vielleicht Folk und am ehesten Weltmusik.

Veröffentlicht wurde der Song Ende April auf Bernreuthers neuer LP/CD „Still A Fool“. Die Scheibe ist eine erlesene Sammlung aus Blues, Balladen, Rock – und eben einem Quäntchen Weltmusik. Teilweise stammen die Lieder aus Bernreuthers scheinbar unerschöpflichem eigenen Kreativitätspool, „Still A Fool“ ist immerhin seine 17. Platte in 30 Jahren. Dabei geht der 61-Jährige noch einem zivilen Beruf als Berufsberater nach. Doch Bernreuther bedient sich auch ungeniert an rockmusikalischem Tafelsilber und covert kongenial Bob Dylan und Jimi Hendrix („All Along The Watchtower“), Julie Driscoll („A Word About Colour“) oder Johnny Cash („I Still Miss Someone“).

Erste Zusammenarbeit nach einer Strawanzer-Tour



Doch wie verirrt sich Bernreuthers und Wells exotisches Gemeinschaftswerk unter solche Preziosen? „Still A Fool“, wer eine derart närrische Frage stellt. Bernreuther kann sie im Gespräch mit unserer Zeitung selbst nicht beantworten: „Anfangs klingt es wie Miles Davis, später erinnert es an Ravels Bolero.“ Aber immerhin erfährt man die Vorgeschichte zu „Beyond Open Skies“. Die erste Zusammenarbeit der beiden überzeugten Bajuwaren resultierte aus einer Strawanzer-Tour für die gleichnamige BR-Serie, die „Stofferl“ Well nach Neumarkt geführt hatte. Zuvor waren sich beide bei einem Konzert von Kevin Coyne über den Weg gelaufen. „Der Stofferl ist ein supernetter Typ“, schwärmt Bernreuther. Deshalb konfrontierte er ihn mit dem Ansinnen, als einer von vielen bekannten Gastmusikern an „Still A Fool“ mitzuwirken. Well sagte zu und Bernreuther spielte auf einer Vootar die Basics ein. Bei der Vootar handelt es sich um ein von Klaus Voormann, Freund der Beatles und von Bernreuther sowie weltbekannter Grafiker und Musiker, bereits 1965 gebautes achtsaitiges Instrument. Es vereinigt die Vorzüge von Bass und Gitarre in sich, Voormann verewigte sogar seinen Namen in der Vorsilbe des Vootar.

Stimmiges Gesamtwerk aus vielen Spuren



Bernreuther erschrak fast, als er von Well die Soundfiles zu seinem simplen Grundmotiv zurückbekam: „Drei Spuren Bachtrompete, drei Spuren Baritonhorn, eine Spur Harfe und eine Spur Basstuba – das ist fast orchestral, was er da spielt. Das unglaubliche Solo auf der Basstuba ist der Hammer.“ Was Wunder. Bevor er sich der einzigartigen Mischung aus Kabarett und Stubnmusi widmete, brillierte Well als Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern.

Sound-Guru Wolfgang Feder zauberte dann aus den vielen Spuren ein stimmiges Gesamtwerk. Er zeichnet auch verantwortlich für den audiophilen Klang der gesamten Scheibe, der vor allem die LP-Version adelt. Die ersten 1000 Exemplare der Vinyl-Edition enthalten eine 180-Gramm-LP in 33 1/3 RPM, eine Vier-Track-Single in 45 RPM, ein beidseitig bedrucktes Poster und einen Kunstdruck mit einer Zeichnung von Klaus Voormann. Der 85-Jährige hatte 1966 das legendäre Artwork für das Beatles-Album „Revolver“ geschaffen und ließ es sich nicht nehmen, für das schwarz-weiße Hingucker-Cover von Bernreuthers „Still A Fool“ erneut zum Zeichenstift zu greifen.

Mehr Musik miteinander geplant



Mit dem opulenten Gesamtkunstwerk aus Grafik und Musik feiert das Unternehmen Clearaudio, fränkische Edelschmiede für Plattenspieler, 45 Jahre Firmengründung und 20 Jahre Zusammenarbeit mit ihrem Vorzeige-Blueser. Das doppelte Jubiläum wird mit einem Konzert begangen, das für die nächste LP mitgeschnitten wird. Zum Geheimnis dieser branchenunüblich langlebigen Zusammenarbeit sagte Bernreuther nur: „Clearaudio überlässt mir bei meiner Musik völlige Freiheit.“

So kann es gut sein, dass der Bläser „Stofferl“ Well auf der nächsten Veröffentlichung des Bluesers Wolfgang Bernreuther wieder mitmischt: „Wir harmonieren total und wollen mehr Musik miteinander machen.“