Kripo verfolgt jede Spur
Leiche trieb bei Ingolstadt in der Donau - Schicksal des toten Buben bleibt ein Rätsel

17.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:57 Uhr

Mit Plakaten entlang der Donau bei Ingolstadt bittet die Kriminalpolizei die Bevölkerung um Hinweise zur Klärung des mutmaßlichen Verbrechens an dem kleinen Buben. Das tote Kind war am 19. Mai 2022 aus der Donau geborgen worden und ist bis heute nicht identifiziert. Foto: Richter

Einen Namen hat er bis heute nicht: An diesem Freitag jährt sich der Tag, an dem ein Kanufahrer kurz vor der Staustufe Vohburg (Landkreis Pfaffenhofen) die Leiche eines Buben in der Donau entdeckte.



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Trotz intensiver Bemühungen der Kriminalpolizei Ingolstadt ließ sich die Identität des Vorschülers nicht klären. „Wir arbeiten weiter mit Nachdruck an diesem Fall“, sagt Andreas Aichele vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. „Leider waren unsere Ermittlungen noch nicht von Erfolg gekrönt. Aber wir geben auf keinen Fall auf. Das sind wir dem Kind schuldig.“

Der Leichnam lag wohl über viele Wochen in der Donau

Der Leichnam des Buben war in Folie eingewickelt und mit einem Pflasterstein beschwert worden, bevor Unbekannte ihn irgendwo zwischen den Staustufen Ingolstadt und Vohburg in die Donau warfen – möglicherweise von der Brücke der Autobahn München-Nürnberg. Er lag für Wochen oder Monate im Wasser, bevor Faulgase ihn an die Oberfläche trieben. Dort hatte der Kanufahrer ihn dann am 19. Mai vor einem Jahr entdeckt. Die Polizei sicherte alle möglichen Spuren um den Fundort, setzte Sonargeräte, Suchhunde sowie Taucher ein und sicherte alles, was mit dem Fall in Verbindung stehen könnte. Eine Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Fluvius“ (lateinisch für Fluss) arbeitet sich seither akribisch durch alle Spuren, mögen sie noch so klein sein. Selbst minimale Ansätze würden verfolgt, hieß es.

Die Fahndung der Polizei läuft inzwischen weltweit

„Wir sind bei unsere Arbeit kreisförmig vorgegangen“, sagt Polizeisprecher Aichele. „Wir haben erst in der Region angesetzt, die Ermittlungen dann auf Bayern und Deutschland ausgeweitet, schließlich auf Europa ausgedehnt, und jetzt läuft die Fahndung sogar weltweit.“ Die Polizisten hatten gehofft, die Identität des drei bis sieben Jahre alten Kindes über offene Vermisstenfälle klären zu können, doch bisher war kein Treffer dabei. Die internationale Suche gestaltet sich oft nicht einfach, aus manchen Staaten gibt es nicht einmal eine Antwort auf Anfragen der Ingolstädter Kriminalpolizei.

Im Herbst keimte neue Hoffnung auf, als nach monatelanger Arbeit einer Rechtsmedizinerin eine Gesichtsrekonstruktion des Buben vorlag. Die Skulptur wurde unter anderem in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ gezeigt. Fotos davon sind außerdem auf Fahndungsplakaten zu sehen, sie hängen entlang der Donau zwischen Ingolstadt und Vohburg. Doch der Durchbruch blieb aus. Das Bundeskriminalamt unterstützt die Ingolstädter Polizei und macht über Soziale Medien und andere Kanäle auf den Fall aufmerksam.

Die Kripo-Ermittler verfolgen mehr als 200 Hinweise

„Insgesamt liegen uns mehr als 200 Hinweise vor“, fasst Andreas Aichele den Stand der Dinge zusammen. Sie würden genauestens verfolgt. Eine „ganze Menge“ Gutachten stünden noch aus, ebenso warte man auf etliche angefragte Zeugenvernehmungen von außerhalb. „Wer hier von einem Cold Case spricht, liegt völlig falsch – das ist noch ganz heiß“, stellte der Polizeisprecher klar. Gerade bei einem Kind seien die Ermittler besonders motiviert und „mit Herzblut“ dabei.

Der unbekannte Bub ist 110 Zentimeter groß, hat blaue Augen sowie dunkelblonde bis braune Haare und wog etwa 15 Kilogramm. Für Hinweise zur Klärung des mutmaßlichen Gewaltverbrechens ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. Wer etwas über die Identität des Kindes weiß, kann sich unter der Telefonnummer 0841-93430 melden.