Schrobenhausen
Kurzfilme voller Emotionen

Äußerst gelungene Jubiläumsausgabe des Bundesfilmfestival Fiction (BFF) zum 10.Geburtstag

09.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:33 Uhr

Der Kurzfilm „Mach’s Licht aus!“ überzeugte im Wettbewerb „Offenes Fenster“ die Jury und im Vergleich aller Festival-Filme die Zuschauer, so dass der Streifen mit gleich zwei Sonderpreisen ausgezeichnet wurde. Die Produzenten Rebekka Schug, Max Waldmann und Paul Beck wurden von Marcus Siebler interviewt. Foto: Budke

Von Heidrun Budke

Schrobenhausen – Beziehungsgeschichten, mal lustig, mal tragisch. Horror, Fantasy, Komödien. Pessimistisches, Kritisches, Zuversichtliches. Berührend, bewegend, beängstigend oder Mut machend. Die Vielfalt der Themen, die bei dem 10. Bundesfilmfestival Fiction (BFF) in 427 Filmminuten von Freitag bis Samstagnacht im Herzog-Filmtheater zu sehen waren, lässt sich nicht in wenigen Zeilen aufzählen. Doch sie sorgten vor allem für eines: Ein rundum gelungenes Festival, das viele Besucher anzog und diese Aufmerksamkeit voll verdient hat.

So viele glückliche Gesichter gab es an drei aufeinander folgenden Tagen im Schrobenhausener Herzog-Filmtheater wohl schon lang nicht mehr: Vom Schirmherren Bürgermeister Harald Reisner (FW), dem Ausrichterteam um Marcus Siebler, dem Sponsoren-Vertreter Rainer Wörz über die Zuschauer bis zu den wichtigsten Protagonisten des 10. Bundesfilmfestivals Fiction, den eigens angereisten Filmemachern, waren alle glücklich über die endlich wieder in Präsenz stattfindende Veranstaltung des Bundesverbandes deutscher Filmautoren e.V. (BDFA).

Gleich infiziert von der lockeren Atmosphäre, die unter den Filmemachern und den Zuschauern im stimmungsvollen Kino bereits am Freitagabend vorherrschte, legten Reisner und Wölz ihre Skripte zur Seite und sprachen frei und herzlich. Zuerst hatte Ausrichter und BDFA-Vorsitzender Marcus Siebler betont: „Es ist so schön, in echte Gesichter schauen zu dürfen.“ Reisner hob hervor: „Das Festival ist ein fester Bestandteil unserer Kulturstadt – was Cannes für den großen Film ist, ist Schrobenhausen für den Kurzfilm.“ Dann fügte er lachend hinzu: „Es ist bekannt, der Bürgermeister übertreibt gern.“ Ganz ernsthaft lobte er das ehrenamtliche Engagement des Ausrichterteams und eröffnete in seiner Funktion als Schirmherr das Festival offiziell. Wörz unterstrich, dass das BFF nationale Bedeutung habe und bekannte sich zum Genre: „Film ist etwas, das transportiert Emotionen und Botschaften – das ist etwas Besonderes.“

So gab es in 55 Kurzfilmen eine unendlich scheinende Palette an Themen, von denen viele dank Ideenreichtum, professioneller Umsetzung und natürlich vor allem einprägsamer Bilder die Zuschauer berührten. Zudem lag Wölz mit seiner Einschätzung der Bedeutung des BFF unter den Filmemachern richtig, denn die interessantesten Filme aus dem hiesigen Programm werden an die Deutschen Filmfestspiele weitergeleitet. Dort wird es nochmal spannend für die Schrobenhausener DramFilmer um Marcus Siebler, denn es wird sich zeigen, ob ihre Produktion „Tebbutt“ ähnlich gut abschneidet wie jetzt in Schrobenhausen: Alle fünf Jurymitglieder stimmten für eine „Gold“-Medaille.

So gehörte Tebbut bei dem Heimspiel nach Meinung der Jury zu den stärksten Filmen im Programm – neben zwei weiteren Streifen, die ebenfalls mit „Gold“ prämiert wurden. Dies waren zum einen „Der Löffel“, eine in höchstem Maß unterhaltsame Komödie um einen Gärtner, der beim Rasenmähen eben jenes Essbesteck überfährt. Zum anderen wurde mit „The Awakening“ ein Film zum Thema Depressionen ausgezeichnet, der durch eine sehr intensive, symbolisch-starke Bildsprache überzeugt. Der Macher Matthias Spehr war speziell zum Festival aus Rostock angereist und hatte wohl an diesem Wochenende den weitesten Weg zu bewältigen.

Den bei den Filmemachern grundsätzlich sehr beliebten Publikumspreis erhielt „Mach’s Licht aus“, eine Komödie um einen jungen Mann, der versucht, den nächtlichen Frauenbesuch vor seinen Eltern geheim zu halten. Der Film, der ein Feuerwerk an Situationskomik bot, lief im ersten Block des neuen BFF Fiction-Wettbewerbs „Offenes Fenster“ und überzeugte auch die Jury, die den Streifen mit dem entsprechenden Sonderpreis auszeichnete.

Der Preis für den besten Jugendfilm liegt dem Verband besonders am Herzen und ging heuer an den Achtminüter „Angekommen“. Zur Frage, ob man schon im digitalen Zeitalter zuhause ist, erzählen Grundschüler sehr witzig, aber auch teils kritisch von ihren Erfahrungen hierzu. Beeindruckend ist, wie natürlich die Mädchen und Jungen im Alter um die zehn Jahre vor der Kamera agieren. Das macht zuversichtlich im Hinblick auf eine heranwachsende Generation von kreativen jungen Menschen, die vielleicht dem Genre Kurzfilm treu bleiben. Zu wünschen wäre es dem Bundesverband, dessen Mitglieder sich gemeinsam mit den Zuschauern in Schrobenhausen als eine sehr herzliche, aufgeschlossene und vielseitige Familie präsentierten. So versprach Schirmherr Reisner: „Wir werden euch gern weiter eine Heimat bieten.“

SZ