Freystadt
Streit in Thannhausen um geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage

Bürger fordern Standort in anderem Teil der Großgemeinde oder ein Bürgerwindrad – Öffentlichkeitsbeteiligung läuft noch bis zum 14. Oktober

18.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:35 Uhr
Annamaria Schöll

Auf diesem Areal am südlichen Ortsrand von Thannhausen soll auf neun Hektar eine Freiflächen-Photovoltaikanlage entstehen. Foto: Schöll

Von Anne Schöll

Thannhausen – Die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage, die am südlichen Ortsrand von Thannhausen gebaut werden soll, stört einige Bewohner des Freystädter Gemeindeteils und war deshalb der Anlass für heftige Diskussionen bei der jüngsten Bürgerversammlung.

Zunächst berichtete Bürgermeister Alexander Dorr vor den 75 anwesenden Bürgern, dass der Stadtrat im März den Beschluss zur Einleitung des Bauleitverfahrens für die 9,2 Hektar große Anlage gefasst habe. Die Höhe der Anlage betrage maximal 3,5 Meter. Schon 2010 sei diese Fläche als geeigneter Standort für eine PV-Anlage im Freystädter Konzept zur Förderung von Freiflächen-PV-Anlagen markiert worden. Derzeit laufe die vorgezogene Öffentlichkeitsbeteiligung, bei der Bürger und Fachstellen bis zum 14. Oktober schriftliche Einwände und Anregungen bei der Stadt einreichen könne.

„Diese PV-Anlage verschandelt die Ortseinfahrt und das Ortsbild“, empörte sich lautstark einer der Gegner. „Wenn ich schon sowas anschauen muss, will ich was davon haben und der Strom soll im Ort verbraucht werden“. Als Alternativstandort schlug der Mann vor, eine PV-Anlage auf Freystadts Wasserschutzgebiet zu stellen. Dorr wehrte ab: „Geht nicht. Aus den Modulen könnte Öl auslaufen“.

Auch ein anderer Bürger zeigte sich erschüttert von dem Vorhaben: „So eine große PV-Anlage verbraucht landwirtschaftliche Flächen, die für die Nahrungsmittelversorgung nicht mehr zur Verfügung stehen“. Der Mann sprach sich deshalb dafür aus, lieber Dachflächen zu bestücken. Mit dem Hinweis, dass man auch nachts Strom brauche, brachte der Mann einen Windradbau ins Spiel – womöglich auch als Bürgerwindrad, an dem man sich beteiligen könnte.

Auf Nachfrage bestätigte Dorr im Anschluss, dass die bereits bestehende PV-Anlage an der Straße von Freystadt nach Sulzkirchen – die damit ebenfalls in der Nähe von Thannhausen liegt – erweitert werden soll. Das müsse doch für Thannhausen genügen, sagte einer der Bürger. Nun seien die anderen Ortsteile dran, ihren Beitrag zur erneuerbaren Stromerzeugung zu leisten. Der Stadtrat sollte jedenfalls seine Entscheidung zu der neuen PV-Anlage überdenken, so eine andere Wortmeldung. Auch eine Abstimmung in Thannhausen wurde ins Spiel gebracht. Bürgermeister Dorr sagte dazu, das Planungsrecht sehe keine Bürgerabstimmung vor. Die Entscheidungshoheit hätten die gewählten Volksvertreter im Stadtrat.

Auch eine Grundstücksbesitzerin – für die neue PV-Anlage wollen insgesamt vier Grundstückseigner ihre Flächen an den Investor verpachten – meldete sich zu Wort: „Wir wohnen daneben. Uns ist wichtig, dass die Fläche gut eingegrünt wird und weiterhin als Lebensraum für Tiere dient. Wir finden die Sache sinnvoll.“

Ortssprecher Tim Klein wies nach der langen Diskussion nochmals auf die Möglichkeit der schriftlichen Äußerung im Rahmen des öffentlichen Auslegungsverfahrens hin.

Zum Schluss noch ein Themawechsel: Ein Rollstuhlfahrer merkte an, dass der Container, der als Post-Filiale in Freystadt dient, auf einem Schwerbehindertenparkplatz steht. Angesprochen wurde auch noch eine unzureichende Internetversorgung in Thannhausen, die nicht erst mit dem Glasfaserausbau beseitigt werden sollten. In seinem Vortrag vorab hatte Dorr unter anderem bekanntgegeben, dass das Thannhausener Glasfasernetz von der Telekom-Tochter „GlasfaserPlus“ bis 2025 eigenwirtschaftlich ausgebaut werde und der Breitbandausbau in Ohausen ebenfalls in zwei bis drei Jahren erfolgen werde.

HK