Wasser läuft in die Keller:
Suche nach Lösungen zum Hochwasserschutz im Geisenfelder Ortsteil Zell

Aus der Bürgerversammlung für den Ortsteil Zell

10.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:22 Uhr

Die rote Umrandung markiert die Wiese im Geisenfelder Ortsteil Zell, die sich bei Starkregen immer wieder zu einem See verwandelt – und das Grundwasser so weit steigen lässt, dass im angrenzenden Baugebiet Fohlenhof Wasser in die Keller läuft. Foto: Skizze Stadt Geisenfeld

Auch auf den Geisenfelder Ortsteil Zell hat sich die Hochwasserfreilegung der Ilm vor gut 20 Jahren überaus positiv ausgewirkt. Ein Teil des Dorfes, nämlich die Wohnbebauung im Bereich Fohlenhof, hat aber dennoch ein Hochwasserproblem – dessen Ursachen jedoch woanders liegen. Die Darstellung dieser Problematik und möglicher Lösungsansätze waren am Donnerstagabend das einzige ortsteilspezifische Thema in der Bürgerversammlung für Zell/Ainau.

Vor den etwa 40 Zuhörern in der Birnthaler-Gaststube brachte Bürgermeister Paul Weber (USB) seinen umfassenden Vortrag zur Geisenfelder Kommunalpolitik dieses Mal bereits in rund eindreiviertel Stunden über die Bühne. Dabei erfuhren die Besucher, dass die Einwohnerzahl von Zell in 2022 auf 1924 zurückgegangen ist (minus 74) und dass die örtliche Feuerwehr derzeit über 37 Aktive verfügt.

Diese sind immer auch dann gefragt, wenn im Baugebiet Am Fohlenhof wieder mal Wasser in die Keller dringt. Die Problematik, die schon seit vielen Jahren für Ärger sorgt, war im Vorfeld der Versammlung von einem Zeller Bürger, Wolfgang Gärber, detailliert dargelegt worden. Wie es in seinem Schreiben heißt, habe Starkregen in den vergangenen Jahren wiederholt zu extrem hohen Pegeln im Moosgraben geführt, dessen Wasser aus dem Rottenegger Tal auf Zell zufließt. Auf einer Wiese, die unmittelbar an die Wohnbebauung Am Fohlenhof angrenzt (auf der Skizze rot umrandet), bilde sich in solchen Fällen ein See. Mangels eines Abflusses bleibe das Wasser hier lange stehen – mit der Folge, dass der Grundwasserspiegel so weit steige, dass das Wasser über die Schächte in die Keller läuft.

Sind die Durchlässe zu klein?



Eine Ursache, so vermutet der Antragsteller, sei wohl, „dass die Durchlässe unter den Fußgängerbrücken zu klein angelegt sind, um große Wassermassen ausreichend schnell abfließen zu lassen“. Aber auch das System der angebundenen Entwässerungsgräben funktioniere augenscheinlich nicht richtig. Konkret nennt Wolfgang Gärber in seinem Schreiben den Graben neben dem alten Bahndamm. Dieser sei seit Jahren in einem verwahrlosten Zustand und lasse so „den Durchfluss auch bei hohen Pegeln zu einem Rinnsaal verkommen“.

Um die Situation zu verbessern, schlägt Gärber ein Bündel aus drei Maßnahmen vor: eine Steuerung des Wasserflusses des Rottenegger Grabens verstärkt in Richtung Ilm, eine leichte Erhöhung des Gesamtniveaus der besagten Wiese mit etwas Gefälle zum Graben hin und eine regelmäßige Pflege der Gräben und Durchflüsse.

Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Problems konnte Bürgermeister Paul Weber den betroffenen Bürgern freilich nicht machen, und er begründete dies mit der Haltung des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt in dieser Frage. Die Behörde weise darauf hin, dass die besagte Wiese als Retentionsraum diene und sie bei einer Auffüllung diese Funktion verlieren würde. Bei einer Aufweitung von Durchlässen müssten zu Gewährung des Hochwasserschutzes weitere Rückhalteflächen im Stadtgebiet gefunden werden. Voraussetzung sei ein neues wasserrechtliches Verfahren mit komplett offenem Ausgang. Als Grund für den schlechten Zustand der Gräben nannte Weber die Hängepartie um die Auflösung des Grabenverbandes Ilm III. Wenn hier erst einmal die Zuständigkeiten final geklärt seien, werde sich die Situation bestimmt wieder bessern. „So wie jetzt ist das definitiv kein Dauerzustand“, räumte der Bürgermeister ein.

Deutlich vergrößertes Rückhaltebecken



Ein Beitrag zur Verbesserung der Situation sei allerdings bereits geleistet worden, betonte der Rathauschef – und zwar mit der deutlichen Vergrößerung des Wasserrückhaltebeckens im Rottenegger Tal, kurz vor Zell. Hier seien die Kapazitäten – auch im Zusammenhang mit den Hallenbauplänen der Firma Wolf – um immerhin 5500 Kubikmeter vergrößert worden. Um keine Chancen auf weitere Verbesserungsmöglichkeiten auszulassen, sagte Weber den betroffenen Bürgern aus Zell zu, das Thema auf die Tagesordnung eines weiteren Gesprächs mit dem Wasserwirtschaftsamt zu setzen. Dabei werde man auch den mit Fohlenhof-Betreiber Peter Breitner abgestimmten Vorschlag ansprechen, den Wasserfluss des Rottenegger Grabens stärker als bisher in Richtung Ilm abzuleiten.

GZ