Paunzhausen
Streit über Ökoprojekte in Paunzhausen eskaliert

Disput im Gemeinderat: Naturschutzbeauftragte verlässt wutentbrannt den Sitzungssaal

01.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:41 Uhr

Streit um Naturprojekte in Paunzhausen entbrannt: Die Fläche für die Eidechsen nimmt einen Teil der Ökofläche ein, der Rest kann vielleicht im Sinne der Ökobeauftragten genutzt werden. Die Entscheidung wurde vertagt, um den Streit darüber beilegen zu können. Foto: Schmid

Von Birgit Schmid

Paunzhausen – Erneut haben die Öko-Projekte den Paunzhausener Gemeinderat beschäftigt. Der Streit darüber geriet im Laufe der Sitzung dermaßen aus den Fugen, dass Regina Chalupper (CSU) die Sitzung mittendrin verließ.

Zum Hintergrund: Im Dezember wurde im Gemeinderat beschlossen, dass einige Flächen der Gemeinde als Ökoflächen verwendet werden, bei denen die beiden Umweltbeauftragten Chalupper und Josef Nadler (FW/BL) freie Hand erhielten. Die beiden hatten sich mit dem LBV zusammengeschlossen und ein Konzept entwickelt, bei dem sich die bayerische Regierung finanziell beteiligt. Dabei sollten auf bestimmten Flächen Streuobstwiesen angelegt werden. Dazu wollten sie eine andere Fläche mit einem Landwirt tauschen, damit dieser im Gegenzug die Fläche für die Umstellung auf Magerboden mäht und das Mähgut abträgt. Diese andere Fläche gehörte jedoch zu den Ökoflächen. Als der betreffende Bauer schließlich auf Bürgermeister Johann Daniel (FW/BL), der von dieser Abmachung nichts wusste, zukam, verweigerte Daniel diese Fläche, da sie ja schließlich als Ökofläche versprochen worden war. Entsprechend der „Ökovereinbarung“ siedelte Daniel hier kurzfristig Eidechsen an (PK berichtete).

Chalupper wirft nun dem Bürgermeister „Wortbruch“ vor, da ihr ja schließlich freie Hand zugesprochen worden war. Daniel wiederum ist sich keiner Schuld bewusst, da er nur im Sinne der Ökoflächen gehandelt hat. Hinzu kommt, dass es für die Eidechsenumsiedelung auf dieser Fläche sogenannte Ökopunkte gibt. „Gerade das hat das Projekt der Ökobeauftragten zunichte gemacht, denn wenn es Ökopunkte gibt, zahlt der Staat nichts“, sagte Chalupper. Noch braucht die Gemeinde zwar keine Ökopunkte: Aber schaden können diese normalerweise nicht, besonders im Hinblick auf künftige Baugebiete. Für die von Nadler und Chalupper angedachten Projekte gibt es zwar keine Ökopunkte, für die Natur sind diese jedoch ebenfalls hochwertig.

Im Laufe der Diskussion über die Flächen und deren Verwendungen ging Daniel noch einmal auf die Hintergründe aller Gemeindeflächen ein und erläuterte, wie diese momentan aussehen und warum er froh war, dass der Bauer diese mäht.

Als Chalupper von einer Übergangslösung sprach, fragte Markus Aschauer (FW/BL), warum sie nicht gleich gesagt haben, dass sie nicht diese sondern eine andere Fläche hätten haben wollen. Während Silvia Lachermeier (FW/BL) feststellte, dass generell zu wenig miteinander gesprochen oder Informationen ausgetauscht werden, wollte Annette Baier (FW/BL) den Streit beilegen und lieber darüber reden, wie es ab jetzt weitergehen soll. Birgit Kasper (FW/BL) war der Meinung, man könne den Plan Chaluppers durchaus auch jetzt noch umsetzen. Der Bauer dürfe eben ab jetzt keine Gülle mehr ausbringen.

Franz Bauer (FW/BL) schlug jedoch vor, diese Streuobstwiese selbst zu pflanzen. „Der Tausch mit den Flächen war nie im Gemeinderat erwähnt worden und dann schmeißt du mit Vorwürfen um dich“, richtete Bauer seinen Vorwurf an Chalupper und wurde dabei lauter, woraufhin Chalupper mit den Worten: „Das lasse ich mir nicht gefallen!“, wutentbrannt den Sitzungssaal verließ.

Nadler und Daniel versuchten im Anschluss die Angelegenheit ruhiger zu klären. Fritz Boos (CSU) schlug schließlich vor, in der nächsten Sitzung alle Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Projekte darstellen zu lassen und dann gemeinsam zu entscheiden, wie vorgegangen werden soll. Gegebenenfalls sollten Nadler und Chalupper Vollmachten erhalten. Daher wurde einstimmig beschlossen, dass Nadler sich nun erneut mit LBV auseinandersetzen und Details zukommen lassen soll, um Angebote für die Flurnummern 585, 583 und 282/2 einzuholen. Mit der Verschiebung von Entscheidungen hofften alle den Streit friedlich beilegen zu können.

PK