Pfaffenhofen
Rückkehr mit Pauken und Trompeten

Pfaffenhofener Neujahrskonzert als musikalischer Höhepunkt gleich zu Jahresbeginn

02.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:21 Uhr

Lange vermisst und jetzt endlich wieder wahr: Das traditionelle Neujahrskonzert unter der Leitung des früheren Pfaffenhofener Kirchenmusikers Max Penger begeisterte die Gäste in der Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist. Fotos: Steininger

Pfaffenhofen – Es war ein festliches Entrée ins neue Jahr, wie man es schöner kaum beginnen hätte können: Mit Johann Sebastians Bachs ersten drei Kantaten aus dem Weihnachtsoratorium bescherten der frühere Pfaffenhofener Kirchenmusiker Max Penger und sein Ensemble dem Publikum ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk erster Güte.

Die Freude über die Geburt Christi kennzeichnet das sechsteilige Werk, das Bach im Jahr 1734 nicht etwa komplett neu komponierte. Er bediente sich dazu teilweise aus seinem umfangreichen Archiv, das etliche festliche Musik für weltliche Gelegenheiten enthielt, die durch eine Verwendung für geistliche Zwecke aber eine Aufwertung erfuhr.

Die erste Kantate beschreibt die Geburt Jesu. Gelegenheit für das Kammerorchester St. Johannes und dem Kammerchor A-cappella-nova, gleich zu Beginn mit dem vierstimmigen Eingangschor „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ dem Titel ausdrucksvoll gerecht zu werden. Unter Pengers Dirigentenstab waren Chor und Orchester vom ersten Paukenschlag an höchst präsent, ein schwungvoller Auftakt, der gleich einen Maßstab setzte für das folgende Programm. Im Gegensatz zum jubilierenden Auftakt ist die weitere Instrumentierung dieser Kantate eher sparsam. Es dominieren die Oboen und Querflöten, jeweils unterstützt vom Continuo mit Gerhard Weinberger an der Truhenorgel, der über alle drei Kantaten hinweg für das harmonische Fundament sorgte.

Die das Geschehen von der Geburt Jesu bis zur Anbetung durch die Hirten erläuternden Rezitative sang Tenor Moon Yung Oh, der insbesondere in der zweiten Kantate mit der Arie „Frohe Hirten, eilt, ach eilet“ eine überzeugende Leistung bot. Wie überhaupt die Arien die solistischen Höhepunkte der einzelnen Kantaten darstellen. Mit Altistin Carolin Cervino beginnt der Reigen an Solostimmen mit der Arie „Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben“. Bass-Solist Nikolai Ardey serviert eine erste Kostprobe mit „Großer Herr, o starker König“, die mit Jürgen Wüst und seinem Trompetensolo zu Ende geht.

Die zweite Kantate beschäftigt sich mit der Nachricht der Geburt Jesu an die Hirten und
beginnt mit einem reinen Instrumentalstück unter Konzertmeister Thomas Hofer von den Münchener Philharmonikern. Die „Sinfonia“ komponierte Bach in einem ganz eigenen Rhythmus, vom Kammerorchester mit viel Gefühl interpretiert. Instrumentale Höhepunkte sind die Soli an der Querflöte von Pierre Verrept sowie der Oboe mit Cvetomir Velkov, der später in der dritten Kantate zusammen mit Angela Metzger an der zweiten Oboe und dem Continuo den musikalischen Hintergrund für das Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“ aus Bass und Sopran bildet. Für letztere Tonlage sorgt die Sopranistin Sigrid Plundrich, die mit Ardey hervorragend harmoniert.

Mit der ganzen Klangfülle des Ensembles beginnt die dritte Kantate mit der Anbetung durch die Hirten im Stall zu Bethlehem. „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ ertönt durch das Kirchenschiff, erneut eine eindrucksvolle Darbietung von Chor und Orchester, die sich bestens ergänzen. Ein Violinsolo von Thomas Hofer leitet ein zur Alt-Arie von Carolin Cervino, bevor ganz am Ende der Eingangschor der dritten Kantate da capo erneut erklingt: ein jubelnder Abschluss mit Gesang, Pauken und Trompeten, gleichsam ein musikalischer Auftakt für ein neues Jahr voller Hoffnung.

Diese Aufführung war ein echter Hörgenuss, dank orchestraler und vokaler Höhepunkte. Penger dirigierte mit Verve und Feingefühl eine vitale wie auch kontemplative Aufführung, forderte Chor und Orchester, gab präzise Einsätze und war quasi omnipräsent für Orchester, Chor und Solisten. Letztere haben sich an vielen Bühnen längst bewährt.

Schön, dass diese Künstler Pfaffenhofen die Ehre geben, der lange, schier nicht enden wollende Applaus des Publikums war verdient und schloss Chor und Orchester mit ein. Landrat Albert Gürtner überreichte Blumen an die Solisten und lud das Publikum ein zu einem Sektempfang im Landratsamt, dem viele Zuhörer gerne nachkamen.

PK