Einladung der Theaterfreunde
Münchner Iberl-Bühne begeistert in Geisenfeld

03.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:45 Uhr

Wenn es um Moral und Anstand geht, kennt die Pfarrersköchin (Bild oben, von links Raphaela Maier) keine Gnade, wohingegen Detektiv Schleicher (Hansi Kraus) einem schmutzigen Handel nicht abgeneigt scheint, während der Dorfpfarrer (Erwin Brantl), die geläuterte Sünderin Magda (Désirée Siyum) und der Mesner (Magnus Neumaier) eine nicht ganz heilige Allianz eingehen. Foto: ZUrek

Die in ganz Bayern bekannte Iberl-Bühne aus München hat jetzt in Geisenfeld ein Gastspiel gegeben − und das Publikum im Saal der Theaterfreunde Nötting zeigte sich begeistert.

„Hollerküacherl“ sind in Bayern eine Delikatesse, und wenn es um die gleichnamige Posse aus der Feder von Georg Maier geht, humoristisch betrachtet auch ganz nach dem Geschmack von Liebhabern des Volkstheaters. Umso mehr, wenn die Darsteller dem Ensemble der vom Autor selbst anno 1966 gegründeten Iberl-Bühne angehören. Und sich sogar der Ex-Kinderstar Hansi Kraus die Ehre gibt. Ihrer aller Auftritt im Geisenfelder Fuchs-Saal ist am Sonntag jedenfalls mit tosendem Applaus, Jubel und lautstarken Bravorufen quittiert worden.

Urbairischer Wortwitz und überraschende Wendungen



Der Erfolg liegt in den mit Verve und ausdrucksstarker Mimik agierenden Schauspielern ebenso begründet wie im Stück selber. Es wartet mit viel urbairischem Wortwitz (bisweilen rasch noch augenzwinkernd für die „Preißn“ in den Zuschauerreihen eingedeutscht) und überraschenden Wendungen auf. Die Regie sorgt für zusätzliche Dynamik, indem sie die Grenze zwischen Zuschauerraum und Bühne immer wieder auflöst. Noch bevor der Vorhang die Szenerie – ein Pfarrhof im Oberbayern des Jahres 1928 – überhaupt freigibt, durchschreitet Erwin Brantl als verschmitzter Dorfgeistlicher auf dem Weg zu seinem neuen Wirkungsort den Saal. Flugs werden die Zuschauer zu seinen „Schäfchen“, zwischen denen später der Mesner in der Pause gar den Klingelbeutel herumreichen wird.

Sie werden Zeugen des Machtkampfs zwischen „ihrem“ Seelsorger und dessen „Zölibatsverstärker“, der resoluten Pfarr-Köchin (Raphaela Maier). Diese verweigert dem Hausherrn die geliebten Hollerküacherl und droht gar mit Gottesdienst-Boykott, sollte er tatsächlich über die Sünderin Maria Magdalena predigen. In die nun folgende, verzwickte Geschichte um Moral, Anstand und Bigotterie sind auch der gewiefte Mesner Zachei (Markus Neumaier), die geläuterte Sünderin Magda (Désirée Siyum) und der ausg’schamte Privatdetektiv Schleicher (Hansi Kraus, dem auch mit 70 Jahren noch der Schalk aus den Augen blitzt) verwickelt. Nur ein selbst inszeniertes Wunder und Gottes gnädiges Eingreifen führen zum Happy End einer immer wieder von Applaus unterbrochenen Darbietung.

Anerkennung für die „richtigen Profis“ gab es am Ende auch von den anwesenden Laiendarstellern, zu denen auch die Schwoagara Dorfbühne und die Theaterbühne Manching zählten.

Lob von den Profis für die Gastgeber



Über ein ausgesprochenes Schulterklopfen seitens der allseits als „nahbar“ und „frei von Starallüren“ empfundenen Ensemble-Mitglieder durften sich jedoch auch die Gastgeber freuen. „Einfach irre, was die Nöttinger Theaterfreunde spontan aufgebaut haben“, urteilte Hansi Kraus angesichts der Tatsache, dass im Vorfeld des Auftrittes „so einiges schief gelaufen ist“. Unter anderem hatte sich die Anfahrt des Iberl-Teams durch eine Sperrung des Münchner Altstadtrings verzögert. Die Zeit für den Aufbau der mitgebrachten Bühnendeko war also knapp. „Und dann mussten wir auch noch feststellen, dass die hier gar nicht reinpasst“, so Erwin Brantl, letztlich erleichtert, dass die Gastgeber flugs für ein passendes Szenario sorgten.

Markus Neumaier freute sich wie seine Kollegen über ein Publikum, das „super mitgemacht“ und sich als „fachkundig“ in Sachen bairischen Humors erwiesen habe. Der werde nämlich in der Stadt von manchem gar nicht mehr verstanden. Beeindruckt von der „tollen Zusammenarbeit“ der Nöttinger Theaterfreunde, der Bewirtung und der familiären Aufnahme urteilt Raphaela Maier zusammenfassend: „Wir kommen alle gerne wieder.“

GZ