Pilotprojekt H2Direkt
In Hohenwart fast alles bereit für die Wasserstoffheizung

14.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:36 Uhr

In solchen Trailern soll der Wasserstoff, der im Rahmen des Pilotprojekts Wohnhäuser heizt, nach Hohenwart geliefert werden. Foto: Westfalen AG

Die in der kommunalen Energie- und Wasserversorgung tätige Thüga AG, der Energieversorger Energie Südbayern (ESB) und sein Tochterunternehmen Energienetze Bayern kommen bei ihrem Wasserstoff-Pilotprojekt H2Direkt in Hohenwart entscheidende Schritte voran.

Inzwischen haben auch die vorbereitenden Baumaßnahmen für die Anlage zur Wasserstoffeinspeisung im Baugebiet Am Kerschberg II begonnen. Alle Bauteile im Netz und in den Heizungsräumen der Wohnhäuser seien auf ihre Wasserstofftauglichkeit überprüft, das Eichamt habe das H2-Messkonzept bestätigt, vermelden Thüga und ESB in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Damit rücke die Umstellung eines bestehenden Erdgasnetzes auf 100 Prozent Wasserstoff in greifbare Nähe.

Reiner Wasserstoff im Erdgasnetz

Noch im Herbst dieses Jahres soll es losgehen. Zehn Haushalte und ein Gewerbekunde werden, wie berichtet, im Pilotprojekt H2Direkt ab der Heizperiode 2023/2024 über ein umgewidmetes, ehemaliges Erdgasnetz für zunächst 18 Monate mit reinem Wasserstoff versorgt. Nachdem das Landratsamt Pfaffenhofen die Baugenehmigung erteilt hatte, begannen Anfang Juli die Tiefbauarbeiten in Hohenwart.

Wie Thüga und ESB weiter berichten, werde auf einem Grundstück von Regens Wagner aktuell das Fundament für die H2-Bereitstellungs- und -Einspeiseanlage errichtet. Diese Anlage diene dazu, den Druck des gelieferten Wasserstoffs zu reduzieren und ihn mit 250 mbar in den entsprechenden Netzabschnitt einzuspeisen. Da der Wasserstoff noch nicht direkt in Hohenwart produziert werden kann, wird er in Trailern angeliefert. Dafür habe man inzwischen auch einen Vertrag abgeschlossen, teilen Thüga und ESB mit: Den benötigten grünen – also mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen hergestellten – Wasserstoff liefert die Westfalen AG.

„Mit H2Direkt wollen wir zeigen, dass bestehende Gasverteilnetze mit reinem Wasserstoff betrieben werden können. Unser Projekt ist in Deutschland bislang einzigartig: In Hohenwart entsteht das erste umgewidmete Gasnetz, das Haushaltskunden mit 100 Prozent Wasserstoff versorgt“, sagt laut Pressemitteilung Elke Wanke, Referentin Erneuerbare Gase bei Energienetze Bayern und Projektleiterin von H2Direkt. Sie dürfte vielen Hohenwartern bereits bekannt sein: Wanke hat am vierten virtuellen Bürgerdialog mit Bürgermeister Jürgen Haindl (FW) teilgenommen, der Stream der Veranstaltung ist weiterhin unter markt-hohenwart.de online abrufbar.

Alle Bauteile sind geeignet für Wasserstoff

Das Forschungsinstitut DVGW-EBI hat nach Angaben von Thüga und ESB grünes Licht für alle im Verteilnetzbereich verbauten Komponenten gegeben. Diese Komponenten seien für 100 Prozent Wasserstoff geeignet. H2-tauglich seien auch alle verbauten Komponenten in den Heizungsräumen der Haushalte, die im Vorfeld detailliert erfasst worden seien. „Wir haben einkalkuliert, dass möglicherweise einzelne Komponenten wie Gasströmungswächter oder Hauseinführungsanlagen ausgetauscht werden müssen. Aber alle Bauteile sind einsatzbereit für 100 Prozent Wasserstoff“, erklärt laut Pressemitteilung der bei Energienetze Bayern für H2-Installationen in den Gebäuden zuständige Jonas Heilhecker. Sogar die vorhandenen volumetrischen Gaszähler seien in punkto Material und Messrichtigkeit für H2 geeignet. Wegen des größeren Volumenstroms von Wasserstoff sollen sie trotzdem durch handelsübliche, aber größer ausgelegte Zähler ersetzt werden. Die auf 100-prozentigen Wasserstoffbetrieb ausgelegten Brennwertthermen werden von einem weiteren Kooperationspartner, der Firma Vaillant, geliefert.

Als Teil des Forschungsvorhabens seien zudem Regularien für die Messung von Wasserstoff aufgestellt worden. Ein entsprechendes Messkonzept, das Energienetze Bayern und Thüga zusammen mit dem DVGW-EBI erstellt haben, sei vom Eichamt beziehungsweise Landesamt für Maß und Gewicht (LMG) für den Feldtest freigegeben worden.