Landkreis Pfaffenhofen
Drei Gemeinden zahlen eine Zulage für Kita-Personal – Am Nutzen gibt es Zweifel

„Ein Zuckerl, aber kein wirklicher Vorteil“

08.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:26 Uhr

Gefragte Mitarbeiter: Fachkräfte im Kita-Bereich – hier eine Aufnahme von den Hettenshausener Ilmtalmäusen bei ihrem Ackerprojekt im vergangenen Herbst – sind schwer zu finden. Einige Kommunen setzen deswegen auf eine finanzielle Zulage um Personal zu gewinnen. Foto: Wassermann/Archiv

Von Simone Diaw

Wer derzeit offene Stellen im Kindergarten- und Krippenbereich zu besetzen hat, muss sich meist auf eine lange Suche nach Personal gefasst machen. Der Markt ist quasi leer gefegt. Die Stadt Ingolstadt hat deshalb die in der Region umstrittene Arbeitsmarktzulage für Kita-Personal beschlossen. Diese stößt bei den umliegenden Kommunen auf wenig Gegenliebe. Und es gibt auch Zweifel an der Wirksamkeit.



Zwei Gemeinden im südlichen Landkreis Pfaffenhofen zahlen bereits aufgrund der sogenannten Großraumzulage ihren Mitarbeitern einen Zuschlag, eine weitere macht dies freiwillig, um konkurrenzfähig zu bleiben. Doch bringt ein Extrageld für die Mitarbeiter wirklich mehr Bewerbungen mit sich? Wir haben bei den Kita-Trägern nachgefragt.

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Andere Faktoren als die Zulage spielen größere Rolle

„Wir konnten nicht feststellen, dass die Zulage ein ausschlaggebender Grund für Bewerbungen auf offene Stellen ist“, sagt Manfred Betzin, Bürgermeister der Gemeinde Jetzendorf (parteilos). Seine Kommune und die Gemeinde Reichertshausen sind die einzigen im Landkreis, denen es erlaubt ist, ihren tariflich Beschäftigten eine sogenannte Großraumzulage zu zahlen, da sie noch zum Ballungsraum München gezählt werden. Betzin hält andere Gründe als das finanzielle Extra-Schmankerl für weitaus ausschlaggebender.

„Wir mussten einige Stellen im Kita-Bereich nachbesetzen und haben das auch erfolgreich geschafft.“ Die Zulage habe aber nie den Ausschlag gegeben. Die Arbeitsbedingungen hält der Bürgermeister hingegen für viel entscheidender. „Ein gutes Stammpersonal, der Umgang mit Corona, ein gutes Arbeitsumfeld, die Erreichbarkeit und Nähe des Arbeitsplatzes sind für die Meisten wichtigere Bedingungen als das Extra-Geld“, ist er überzeugt. Dementsprechend kämen die meisten Mitarbeiter auch aus der näheren Umgebung. Bisher sei noch niemand beispielsweise aus Pfaffenhofen oder Scheyern aus Zulagegründen nach Jetzendorf gewechselt. „Das Kita-Personal ist uns sehr wichtig und daher ist es wichtig, dass sie generell auch gut bezahlt werden“, stellt Betzin aber grundsätzlich klar.

Auch in Reichertshausen konnte noch kein Ansturm auf freie Kita-Arbeitsstellen festgestellt werden. Aktuell ist dort die Personalnot im Krippenbereich so groß, dass man erwägen müsse eine Gruppe zu schließen, berichtet Günter Fuchs, der im Reichertshausener Rathaus die Geschäfte leitet. „Die Frage nach der Zulage kam schon mal auf, aber ich habe nicht feststellen können, dass es ein Muss für Bewerber ist“, erzählt er. Viel entscheidender sei die Frage: „Gefällt mir die Arbeit oder nicht.“ Fuchs Ansicht nach fruchte das Extra-Schmankerl deshalb nicht, da es einen allgemeinen Personalmangel im Kita-Bereich gebe. „Es ist ein Zuckerl, aber kein wirklicher Vorteil.“ Reichertshausen zahle die Zulage aus Rücksicht auf seine Nachbarn nicht in voller Höhe, so Fuchs. „Anstatt 270 Euro für niedrige Lohngruppen, zahlen wir 200 Euro. Wir liegen am Schnittpunkt zu anderen Gemeinden, die die Großraumzulage nicht erhalten.“ Man wolle die gute Zusammenarbeit nicht gefährden, so der Geschäftsleiter.

Freiwillige Zahlungen in Hettenshausen eingeführt

Hettenshausen gehört nicht zum Geltungsbereich für die Großraumzulage. Der Gemeinderat hat aber entschieden, eine Arbeitsmarktzulage, vergleichbar mit der Großraumzulage, die Reichertshausen gewährt, einzuführen, um mit den Nachbargemeinden konkurrenzfähig zu bleiben. Auch die Hettenshausener haben einige Kita-Mitarbeiter gesucht und konnten alle Stellen besetzen, erzählt Bürgermeister Wolfgang Hagl (UWG). Auch er hält die Zulage nicht für ausschlaggebend. „Die Arbeitszeit, der Weg zum Arbeitsplatz, ein gutes Team und die Wertschätzung der Mitarbeiter sind mitentscheidend“, ist Hagl überzeugt. „Ich besuche ab und zu die Einrichtungen und frage dort nach, was gebraucht oder gewünscht wird. Wir haben auch viel gemacht in den Gruppen, einen neuen Sandkasten gebaut.“

Zulagen in Paunzhausen haben positiven Effekt

Im benachbarten Paunzhausen, jenseits der Landkreisgrenze zu Freising, hat man hingegen keinerlei Zweifel, dass die Zulage ein Vorteil bei der Personalsuche ist: „Wer einen neuen Job sucht, bei dem spielt die Zulage eine Rolle“, ist Bürgermeister Johann Daniel (FW) überzeugt. Paunzhausen bildet mit der Gemeinde Allershausen eine Verwaltungsgemeinschaft (VG) – was zu einer kuriosen Konstellation führt: In Allershausen gilt die Großraumzulage noch, in Paunzhausen hingegen nicht mehr. Das hat zur Folge, dass VG-Beschäftigte am Standort Allershausen mehr Geld bekommen als ihre Kollegen im nur fünf Kilometer entfernten Paunzhausen. Einem Hinweis auf die unglückliche Situation mit der Bitte um Aufnahme in die Gebietskulisse wurde nicht entsprochen. Daraufhin hat sich der Gemeinderat dazu entschlossen, freiwillig eine Zulage zu gewähren, um Ungleichheiten bei der Bezahlung der Mitarbeiter zu verhindern. „Es ist allgemein schwer, Kita-Mitarbeiter zu gewinnen, trotzdem bekommen wir Personal – wegen der Zulage – und meist aus den nördlichen Gemeinden“, verrät der Rathauschef. „Es gibt Kollegen aus den südlichen Gemeinden, die schalten schon gar keine Stellenanzeigen mehr in den dortigen Kommunen, nur noch in den nördlichen, da dort die Erfolgsaussichten wegen der fehlenden Extra-Vergütung größer sind“, weiß Daniel.

PK