Bauernproteste
Gummistiefel an Ortsschildern im Kreis Pfaffenhofen und Aufruf zu Fahrt nach München

28.12.2023 | Stand 28.12.2023, 19:00 Uhr

Nicht etwa zum Lüften, sondern aus Protest hängen derzeit Landwirte ihre Gummistiefel auch an Ortsschilder im Landkreis Pfaffenhofen. Foto: Steinbüchler

„Die Politiker drehen uns alles ab, es reicht“ – sehr deutlich wird Vorsitzender Manfred König, worum es bei zwei Aktionen des Bauernverbandes (BBV) geht, an denen sich auch der Kreisverband Pfaffenhofen beteiligt. Zum einen zieren aktuell mancherorts aufgehängte Gummistiefel die Ortstafeln, zum anderen planen viele der im Verband organisierten Ökonomen, am 8. Januar in München ihrem Ärger Luft zu machen. Doch der Protest könnte noch weiter gehen.

König erklärt, was es mit der Gummistiefel-Aktion auf sich hat: „Unsere Politiker stellen uns Landwirten quasi die Stiefel vor die Tür. Vor zwei Jahren waren wir noch systemrelevant, heute spricht keiner mehr davon“, ärgert sich Landwirt Manfred König. „Es gibt Hunderte Auflagen, aber wie wir das Ganze finanzieren sollen, sagt keiner.“

König nennt als Beispiel die immer strengeren Tierwohlauflagen für die Fleisch- und Milcherzeuger, aber auch die Streichung der Subventionen des Agrardiesels oder der Kfz-Steuer-Befreiung. „Das sind für viele von uns Tausende von Euro mehr im Jahr – das Maß ist voll“, meint BBV-Kreischef König.

Kreisbäuerin setzt auf Information



Kreisbäuerin Waltraud Daniel freut der Zusammenhalt der Landwirte bei den Protestaktionen; Sie setzt aber auch auf die Aufklärung der Bevölkerung: „Wir brauchen unsere großen landwirtschaftlichen Maschinen auf den Feldern, um dort Nahrungsmittel zu erzeugen“, sagt sie. Es sei doch auch beispielsweise in den Büros selbstverständlich, dass mit modernen Computern gearbeitet wird, dafür und in die Digitalisierung werde viel Geld investiert.

Waltraud Daniel betont, dass die Streichungen nicht nur die hauptberuflich tätigen Landwirte treffen, sondern auch die Nebenerwerbslandwirte im Landkreis, die derzeit einen Anteil von 60 Prozent der landwirtschaflich tätigen Betriebe stellen. „Und auch die kommen immer mehr ins Minus“, betont die Kreisbäuerin, die anderseits festgestellt hat, dass gerade die Verbraucher ja eher die kleinteiligeren landwirtschaftlichen Betriebe schätzen würden.

Doch sowohl BBV-Chef König als auch Kreisbäuerin Daniel wollen nicht nur protestieren – sei es mit der derzeit laufenden Gummistiefel-Aktion oder am 8. Januar bei der großen Kundgebung in der Landeshauptstadt –, sondern vielmehr liege ihnen auch an Aufklärung. Deshalb gibt es am Samstag, 13. Januar, auf dem Wochenmarkt am Pfaffenhofener Hauptplatz einen Infostand, bei dem die Kreisbauernschaft über die Situation und die Probleme der Bauern informieren möchte.

LsV ruft zu Schlepperfahrt nach München auf



Was die Protestaktion am 8. Januar in München angeht, so schätzt König, dass sich auch wieder Landwirte aus dem Landkreis Pfaffenhofen mit ihren Traktoren auf den Weg in die Landeshauptstadt machen werden. Wie Daniel spricht er davon, dass die Bauernschaft in der Region zehn Busse zum Einsatz bringt, um die Berufskollegen zur Protestaktion zu bringen. Busse sollen auch für die bundesweite Bauern-Demonstration am 15. Januar in Berlin organisiert werden. Und wenn das nichts nützt, mutmaßt der BBV-Kreisvorsitzende, dann stehe wohl auch ein „Generalstreik“ der Bauern im Raum.

In die Vollen geht auch der Verein „Land schafft Verbindung“, kurz LsV, der sich in Bayern vor drei Jahren neu formiert hat. „Wir machen mit dem Bauernverband natürlich in dieser wichtigen Angelegenheit gemeinsame Sache“, sagt Sebastian Wagner jun., Sprecher im Landkreis Pfaffenhofen. Mit rund 200 Schleppern, schätzt Wagner, geht es am 8. Januar von Manching über Pfaffenhofen und Reichertshausen entlang der B13 in Richtung Münchner Odeonsplatz, wo man etwa gegen 10.30 Uhr zur Kundgebung eintrifft. Derzeit ist er mit dem Organisationsteam noch in den Vorbereitungen, doch dem LsV sei ein massiver Protest gegen die kritisierten politischen Entscheidungen, die Landwirtschaft betreffend, wichtig: „Wir wollen nicht mehr die Blöden sein“, meint Wagner unverblümt: „Wir sind schließlich die Versorger der Bevölkerung.“ Und wie seine Mitstreiter vom BBV will auch er nicht schon bald seine Gummistiefel nicht an den Nagel, respektive Ortsschild, hängen müssen.

PK