Pfaffenhofen
Glaube einmal anders und vielfältig erleben bei der „Nacht der offenen Kirche“

Evangelisch, neuapostolisch, evangelisch-freikirchlich oder katholisch – Zahlreiche Teilnehmer lassen sich gerne ein

18.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:35 Uhr

In der Kreuzkirche begann die Nacht mit der evangelisch-lutherischen und der neuapostolischen Gemeinde, der Chor Cantoccini gestaltete den Auftakt. Fotos: A. Ermert

Von Anna Ermert

Pfaffenhofen – Kirche einmal anders erleben – das ist das Angebot der „Nacht der offenen Kirche“, das es in Pfaffenhofen bereits seit vier Jahren gibt – auch während Corona, jedoch unter erschwerten Bedingungen. „Dabei kann man entspannt seine Seele baumeln lassen und als Kirchgänger auch die Abläufe anderer Religionsgemeinschaften in seiner Heimatstadt kennenlernen“, erklärt Pfarrer Jürgen Arlt von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde die Intuition, die zu diesem besonderen Kirchenbesuch führte. „Nach der langen Nacht der Museen gibt es jetzt also auch die Nacht der offenen Kirche“, so Pfarrer Arlt. „Und sie kommt gut an.“

Auf einem besinnlichen abendlichen Stationengang haben knapp 30 Spaziergänger am Freitagabend die Kreuzkirche der evangelisch-lutherischen Kirche und auch die Neuapostolische Kirche, die als Gast dort derzeit untergebracht ist, die evangelisch-freikirchliche Gemeinde (Baptisten) und die katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist besuchen können – und vielleicht auch zum ersten Mal kennengelernt.

Die erste Station war ab 20 Uhr die Kreuzkirche, die vom evangelischen Pfarrer Jürgen Arlt und dem Gemeindeleiter der neuapostolischen Kirche Volker Stagge gemeinsam unter dem Thema „Gastfreundschaft“ gestaltet wurde. Passend, weil die Neuapostolische Kirche bis zur Fertigstellung ihres neuen Kirchengebäudes eine Herberge in der Kreuzkirche gefunden hat.

Man könne die Kirche wie in den Bergen als Schutzhütte oder Herberge auf den Pilgerwegen sehen, mit offenen Türen und offenen Ohren und Herzen. „Die Kirche kann und will da sein für die Pilger unserer Tage und in diese Richtung weist die Entwicklung der Kirchen“, erklärte Pfarrer Arlt. Musikalisch umrahmt wurde diese besinnliche, meditative Stunde vom Vokalensemble der Kreuzkirche Cantoccini. „Ich bin katholisch, meine Familie ist bunt gemischt, aber wir besuchen gerne evangelische Gottesdienste, sie sind abwechslungsreich und lebendig, das gefällt uns“, erzählt ein Besucher.

Und weiter ging es nach dem Abschiedssegen von Pfarrer Arlt durch die nächtliche Stille der Stadt zur nächsten Station der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde der Baptisten. Sie muss einen guten Draht zum Himmel haben, denn bei brennenden Kerzen und einem lodernden Feuer wurde im Freien in einer ganz besonderen Art und Weise mit musikalischer Untermalung von Diakonin Silvia Klinger ein erweitertes „Vaterunser“ gebetet – und das ohne einen einzigen Regentropfen am Freitagabend.

Die Besucher unterhielten sich danach, die Lockerheit kam sehr gut an, man redete entspannt, konnte sich das Kirchengebäude ansehen. Die Diakonin führte durch die Räume: den Kirchenraum, das Café im Obergeschoss, wo nach dem sonntäglichen Gottesdienst gemeinsam Kaffee und Kuchen verzehrt wird, den Raum für eine Mutter-Kind-Gruppe, die sich dort einmal wöchentlich zum Spielen trifft. Auch findet dort einmal pro Woche ein Frauenfrühstück statt zum Diskutieren mit immer unterschiedlichen Referenten.

„Das kommt alles sehr gut ein“, erzählt die Diakonin, die aus einer katholischen Familie kommt, wo dieser Glaube aber nicht gelebt wurde. Durch eine Freundin fand sie den Weg zur Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde: „Es war die richtige Entscheidung, denn mit dir Jesus will ich leben, will ich mich rufen lassen“, erzählt die Diakonin. Die letzte Station in dieser Nacht war dann die katholische Stadtpfarrkirche, wo man mit sehr ruhiger, sehr schöner zur Meditation einladender Musik begrüßt wurde. Stadtpfarrer Albert Miorin empfing die Besucher mit einem Gebet: „Wie das Licht im Dunkel leuchtet so soll dein Geist in uns erstrahlen“.

Mit einem feierlichen Kyrie eleison (Herr, erbarme dich) und dem Entzünden von Weihrauch in einer Schale durch die Besucher und einem leisen, stimmungsvollen Abschiedslied wurden die Türen der „Nacht der offenen Kirche“ geschlossen.

PK