WM in London begeistert
Faszination Darts: Auch in Pfaffenhofen erlebt der Sport einen großen Zulauf

31.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:29 Uhr

Auch bei den Pfaffenhofenern – hier bei den Dart Rebels – steht das „Spickern“ als Sportart hoch im Kurs. Foto: Gröhlich

Von Tom Gröhlich

Obwohl erst im März 2022 offiziell gegründet, hat der Dart Club Rebels in Pfaffenhofen die Anzahl seiner Mitglieder auf fast 40 bereits verdoppelt. Während in vielen Sportarten die Mitgliederzahlen stagnieren, scheint im Darts noch viel Luft nach oben zu sein.



Warum ist das so? Eine zugegebenermaßen nicht repräsentative Umfrage unter den Mitgliedern und Gästen des Vereins brachte ein wenig Licht ins Dunkel: Darts kann wirklich jeder bis ins hohe Alter spielen.

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Wenn im Fernsehen Darts läuft, sieht auch ein ungeschultes Auge, dass es weder auf Alter, Größe, Gewicht, Geschlecht oder sonst was ankommt. Bei der aktuellen Darts-WM, die noch bis 3. Januar läuft, ist die jüngste Teilnehmerin die 18-jährige WM-Debütantin Beau Graves. Als ältester Spieler tritt „Bronzed Adonis“ Steve Beaton mit 58 Jahren an, der bereits zum 32. Mal sein Glück bei einer WM versucht.

In Pfaffenhofen ist beispielsweise Josef Glasauer als Gastspieler dabei. „Ich spiele Darts, weil es eine unberechenbare Sportart ist. Von ,wow!‘ bis ,Oh mein Gott‘ kann alles passieren“, sagt er. „Jeder kann es spielen: Jung, Alt, Mann, Frau, Kind, egal.“ Ihn begeistert zudem die Herzlichkeit zwischen den Konkurrenten, Freude und Leid zu teilen: „Wo gibt es das den noch im Sport?“

Hobby groß im Kommen



Darts wird inzwischen geschickt inszeniert und vermarktet, was man auch bei der aktuellen WM wieder merkt. Profispieler haben in der Regel einen Kampf- oder Spitznamen und einen Einlaufsong – von „Mighty Mike“ Michael van Gerven bis zu Phil „the Power“ Taylor. Karten für die Weltmeisterschaft sind inzwischen genauso schwer zu bekommen wie Tickets für ein Rammstein-Konzert – man muss sich sehr früh darum bemühen und Glück haben. Im freien Fernsehen wird von der aktuellen Darts-WM auf Sport1 berichtet – insgesamt etwa 135 Stunden, das dürfte nicht viel weniger sein, als von der Fußball-WM gezeigt wurde. Die Stimmung bei Darts-Turnieren ist eine Mischung aus Boxkampf, Volksfest und Fußballstadion.

Jan Weideauer von den Pfaffenhofener Rebels ist über die WM 2014 zum Darts-Sport gekommen. „Da kam schnell die eigene Scheibe ins Zimmer und ich habe mein Glück versucht. Es hat mir sofort Spaß gemacht, weshalb ich jeden Tag trainiert habe“, erzählt er.

In Deutschland sehen die Darts-Sportler ihr Hobby groß im Kommen: Es heißt, dass es in fünf bis zehn Jahren einen deutschen Weltmeister geben wird. Die aktuellen deutschen Topspieler bei der WM – Gabriel Clemens, Martin Schindler und Florian Hempel – zeigten bereits bei den letzten Weltmeisterschaften Top-Leistungen. Für Florian Krüger vom Dart-Club in Pfaffenhofen ist klar: „Es ist ein Nischensport, und der wird immer populärer. Er wird auf lange Sicht mindestens an Mainstream-Sportarten wie Fußball kratzen.“

Allerdings ist in Deutschland Darts häufig immer noch als Kneipensport verpönt. In Gaststätten und Kneipen wird zumeist auf E-Dart-Automaten gespielt, die in der Regel dem Wirt oder einem Automatenaufstellen gehören. Für das Aufhängen von Steeldartscheiben sehen Wirte häufig keine Notwendigkeit. In England, dem Mutterland des Darts, ist es genau umgekehrt: In jedem Pub hängen Steeldartscheiben.

Die Frage, ob Darts nun Sport ist oder nicht, stellen sich die Pfaffenhofener derweil eigentlich nicht. Rebels-Mitglied Jan Weidauer verweist auf die Definition von Sport bei der Bundessportorganisation und bringt es auf den Punkt: „Man wirft mit seinem Arm und benötigt eine gute Hand-Augen-Koordination“, nennt er zwei sportliche Aspekte. „Wer unter dem Druck schon mal arbeitet oder Sport machen musste, weiß auch, dass dieses anstrengend ist. Wettkampf mit anderen Menschen gibt es auch.“ Ihm selbst hilft der Sport, sich während des Lernens abzulenken, hinzu kommt die soziale Komponente. Für Weidauer ist klar: „Ja, Darts ist ein Sport.“

Zusammen gewinnen und zusammen verlieren



Der Vorsitzende des Pfaffenhofener Darts-Vereins sieht Darts gegenüber anderen Sportarten sogar noch im Vorteil: „Alles, was vielleicht in anderen Sportarten mit Athletik ausgeglichen werden kann, muss im Darts eher mental gelöst werden.“ Beim Tennis könne man ohne große Technik, aber mit viel Laufarbeit einiges erreichen. „Das geht beim Darts nicht: Treffen oder nicht. Um das geht’s.“

Der Pfaffenhofener Darts-Club bietet seinen Sportlern hier die passende Mischung, ist Heiko Schlorke überzeugt. „Unser Motto ist: Wir gewinnen zusammen und wir verlieren auch zusammen. Das ist einfach nur eine super Truppe.“ Das sieht auch Elias van Zwol ähnlich: „Ich bin bei den Rebels, weil das ganze Team, jeder einzelne, auf seine Art und Weise etwas besonderes ist.“

Wer selbst einen Darts auf eine richtige Zielscheibe werfen will, hat dazu bei den Rebels Gelegenheit – sie sind inzwischen in der Raiffeisenstraße zu Hause, am Dienstagabend ist Open House. Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.dart-rebels.de.

PK