Wolnzach
Ein Volksfestplakat aus Kinderhand: Elfjähriger malt Wolnzach als Nabel der Welt

Jason Kersten gewinnt mit seiner Zeichnung Malwettbewerb zum Volksfestplakat – Insgesamt 106 Einsendungen

15.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:14 Uhr

Das sind die drei besten Entwürfe: Gewonnen hat Jason Kersten mit seinem Bild, das zweitbeste Bild malte die erst sechsjährige Mathilde Kraus, auf den dritten Platz schaffte es die achtjährige Lisa Merz mit ihrer Zeichnung.Markt Wolnzach

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – Ein Maßkrug vor blauen Strahlen, als Schatten angedeutete Menschen vor weiß-blauen Rauten, um die sich eine Hopfenrebe wickelt – das alles ist nicht so wirklich gut angekommen. Deshalb geht der Markt Wolnzach in Sachen Volksfestplakat seit sechs Jahren andere Wege – und lässt nicht mehr Fachbüros, sondern Kinder die Entwürfe zeichnen. 106 Vorschläge sind heuer eingegangen, das Siegerplakat wird gedruckt.

Brigitte Hackl, Schulreferentin, Gemeinderätin und Lehrerin, ist immer wieder begeistert. „Unglaublich und beeindruckend, wie Kinder das Volksfest sehen und was sie alles zu Papier bringen“, sagt sie. Sie gehört von Anfang an zur Jury, also zu der kleinen Gruppe, die aus den eingegangenen Zeichnungen jene auswählt, die als Volksfestplakat gedruckt wird. Weil sie es war, die vor sechs Jahren die Idee eines Malwettbewerbs hatte. Grund: Zuvor hatte Wolnzach – wie die meisten anderen Kommunen auch – jeweils Designbüros mit dem Entwurf des Volksfestplakats beauftragt – und zwar stets ausgefeilte Vorschläge bekommen, die aber nicht so wirklich ins Herz trafen.

Also zeichnen seit sechs Jahren Kinder und eine Jury wählt aus, ohne zu wissen, von wem die Zeichnungen stammen, denn die Namen werden verdeckt. 106 Entwürfe sind heuer eingegangen, die meisten davon haben Kinder der Grundschule Wolnzach gezeichnet, weil der Malwettbewerb dort im Unterricht begleitet wird. Und was die Kinder da zu Papier gebracht haben, wie viel Enthusiasmus sie auch noch daheim in ihr Werk steckten, das habe man den Bildern angesehen, sagt Hackl: „Manche waren so motiviert, dass sie gleich noch ein zweites Bild eingereicht haben.“

Die Jury, zu der neben ihr selbst auch Zweiter Bürgermeister Josef Schäch, Volksfestreferent Alois Brummer, Kindergartenreferentin Katharina Gmelch sowie als Fachberaterinnen in Sachen Kunst Gerti Wetterich als Vorsitzende des Kunst- und Hobbykreises sowie ihre Amtsvorgängerin Gisela Brandl-Giesel zählten, tagte am Montag – und hatte es schwer, wie Brigitte Hackl erzählt: „Es waren lauter schöne Bilder.“ Zeichnungen auf denen Brezen und Maßkrüge prangten, Hand in Hand gehende Familien, Herzen, Hopfen, Karussell, Schweinshaxe, Grillhendl und Softeis.

Das Problem an der Sache: Oft waren laut Hackl die Bilder zwar wunderbar, aber aus verschiedenen Gründen nicht zum Druck geeignet. Warum, das erklärt sie so: „Es braucht klare Formen und kräftige Farben, damit ein Plakat auch richtig wirkt.“ Damit es also das tut, was es soll, nämlich dem Vorbeikommenden auf einen Blick zeigen, worum es geht: um das liebenswerte 72. Hallertauer Volksfest in Wolnzach vom 12. bis zum 22. August.

Nach diesen Kriterien bewertete die Jury die eingegangenen Arbeiten. Unter den Vorgaben am meisten überzeugt hat das Bild eines Elfjährigen: Jason Kersten aus Gosseltshausen hat einen Ausschnitt der Weltkugel mit Wolnzach als Herzstück gezeichnet, aus dem sich eine mit Dirndl und Lederhose behängte Hopfenrebe rankt. Blasinstrument, Bierkrüge und Noten stehen für die richtige Volksfeststimmung. Eine Botschaft, die an- und als Plakat gut herüberkommt. Ganz knapp hinter Jason platzierte sich die erst sechsjährige Mathilde Kraus, deren Darstellung eines Karussells mit Süßigkeitenbude inklusive Zuckerwatte und Eis sowie zweier Hand in Hand darauf zugehender Mädchen so überzeugt hat, „weil man sah, dass sie das wirklich alles selbst gemacht hat“, so Hackl. Den dritten Preis holte sich die achtjährige Lisa Merz, deren Pärchen in Tracht mit Herz, Hopfen und Breze ebenfalls das Zeug zum Plakat gehabt hätte. Aber gedruckt wird nur eins, nämlich der Siegerentwurf.

Wer heuer nicht gewonnen hat, für den hat Brigitte Hackl einen Tipp: „Es im nächsten Jahr noch einmal versuchen – und auf kräftige Farben und klare Formen achten.“ Sie hoffe sehr, dass es im kommenden Jahr wieder viele Einsendungen gibt – am liebsten auch von Nicht-Grundschülern und Jugendlichen. Denn die Altersgruppe ab 13 Jahre war heuer gar nicht vertreten. „Schade“, meint Hackl. Denn seinen eigenen Entwurf als Volksfestplakat überall hängen zu sehen, das sei doch schon was.

Das meinte übrigens auch Dritter Bürgermeister Werner Hammerschmid bei der Preisverleihung am Dienstagnachmittag. Denn auch er war von der Qualität der Zeichnungen begeistert: „Ihr braucht euch vor den großen Designern nicht zu verstecken.“

WZ