Opfer aus dem Raum Rosenheim
Missbrauchs-Prozess um Kirchenmitarbeiter (37) aus Neumarkt: Verteidigung will Deal

19.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:24 Uhr

Ein 37-jähriger Ex-Gemeindereferent von drei katholischen Pfarreien in Rosenheim, der gemäß Geständnis im November 2018 eine psychisch beeinträchtigte 19-Jährige in einem Hotel in München vergewaltigt hatte, beim Prozessauftakt vor der Jugendkammer am Landgericht Traunstein. Rechts sein Verteidiger Rouven Colbatz aus Weiden. −Foto: Kretzmer

Im Prozess um Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch gegen den Gemeindereferenten einer katholischen Pfarrei im Landkreis Neumarkt strebt die Verteidigung des Angeklagten einen Deal an.



Sie bat am Mittwoch zu Prozessbeginn am Landgericht Traunstein um ein sogenanntes Rechtsgespräch, das die Verhandlung deutlich abkürzen könnte. Grundlage eines solchen Deals ist in der Regel ein umfassendes Geständnis. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 37-Jährigen, verheirateten Mann vor, sich 2016 als Jugendseelsorger einer Kirchengemeinde in Rosenheim an einer Jugendlichen vergangen zu haben.

Opfer litt unter Depressionen



Laut Anklage bot der Mann den Eltern an, sich um das Mädchen zu kümmern, das an Depressionen litt. Er soll sich regelmäßig mit der damals 16-Jährigen getroffen haben - im Musik-Proberaum der Kirche oder auch zu Spaziergängen. Bei diesen Treffen und unter anderem auch bei einer Ferienfreizeit soll er sie missbraucht haben. Als die Eltern davon erfuhren, sollen sie der ihrer Tochter den Umgang mit dem Mann verboten haben. Nach ihrem 18. Geburtstag soll er ihn aber wieder aufgenommen und die junge Frau, die damals wieder depressiv gewesen und Antidepressiva genommen haben soll, in einem Münchner Hotel gefesselt und brutal vergewaltigt haben.

Anwalt des Opfers begrüßt Vorschlag



Der Nebenklageverteter gab vor Gericht an, auch seine Mandantin habe Interesse an dem geforderten Rechtsgespräch und begrüße einen kürzeren Prozess ohne umfangreiche Beweisaufnahme. Immer wieder werden Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche bekannt. Der Prozess vor dem Landgericht Traunstein zeigt, dass diese Fälle nicht nur weit in der Vergangenheit liegen.

− dpa