Dietfurt
Blaskapelle wird Corona-Opfer

Weiß-Blaue Siebentäler-Musikanten lösen sich zum Jahresende auf – Musikantenausbildung läuft weiter

12.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:55 Uhr

Das Standkonzert am Dietfurter Rathaus vor dem Volksfestauszug gehörte zum Pflichtprogramm der Weiß-Blauen Siebentäler-Musikanten. Foto: Archiv

Dietfurt – Exakt 50 Jahre lang sind sie in Dietfurt und der Region tonangebend gewesen. Und exakt 20 Jahre nach dem Zusammenschluss der Siebentäler-Musikanten mit den Weiß-Blauen werden die Weiß-Blauen Siebentäler-Musikanten für immer von der Bildfläche verschwinden. „Wir werden uns zum Jahresende offiziell auflösen“, bestätigt Stefan Röll auf Anfrage unserer Zeitung. Immer wieder war in Dietfurt und dem umliegenden Gemeinden erzählt worden, dass die Tage der „Stimmungskapelle aus dem Altmühltal“, wie sie sich selbst auf ihrer Homepage bezeichnet, gezählt seien. Spätestens seit dem Sieben-Täler-Volksfest, das heuer komplett ohne Beteiligung der Weiß-Blauen Siebentäler-Musikanten stattfand, war klar, dass dies kein Gerücht war.

Röll, der den Musikanten seit der Fusion der beiden Kapellen vor 20 Jahren vorsteht, bedauert die Entwicklung. Er nennt mehrere Gründe. „Hauptsächlich Corona“ sei dafür verantwortlich. Zwei Jahre lang seien weder Proben noch Auftritte möglich gewesen. In dieser Zeit hätten sich etliche der zuletzt nur noch 16 aktiven Musikantinnen und Musikanten neu orientiert und andere Freizeitaktivitäten gesucht. Der Sport sei ein großer Konkurrent für die Musik, denn Proben wie Training würden vorwiegend in den Abendstunden stattfinden.

Nachdem sich zwischenzeitlich auch noch zwei Musikantinnen in Babypause befinden und ein Musikant weggeheiratet habe, sei ihre Zahl weiter geschrumpft. Für einen Neustart nach der Corona-Pause, in der weder Proben noch Auftritte möglich waren, hätten viele Instrumente gefehlt, die zum Klangkörper eines Blasorchesters gehören. „Ohne Schlagzeug, Tuba und Holzblasinstrumente wie Klarinette geht es einfach nicht“, so Röll. Vor vier Wochen hätten nur noch Trompeten und Bariton zur Verfügung gestanden.

Hinzu komme, dass es immer schwieriger werde, Anfragen, die bis ins Jahr 2025 reichen, verbindlich anzunehmen, da die Bereitschaft, sich frühzeitig festzulegen, immer mehr zu wünschen übrig lasse.

Für große Kapellen seien die Zeiten generell schwierig geworden, meint Röll. Auf die Frage, warum das bei den Blaskapellen aus Mühlbach und Töging, die zuletzt in die Bresche sprangen, anders sei, meint Röll, dass auch die Probleme hätten. „Uns hat es halt als erste erwischt“, so der Vorsitzende. Auch die anderen hätten sicher zu kämpfen.

Hoffen lässt ihn die Musikantenausbildung. Sie hat weder unter Corona noch unter dem Zeitgeist zu leiden. Das Interesse daran, ein Instrument zu erlernen, sei ungebrochen. Die Musikantenausbildung, die in Dietfurt als eigenständiger Verein betrieben wird, laufe nach wie vor gut, so Röll. Im Herbst sei ein neuer Kurs geplant.

Und was ebenfalls Zukunftspotenzial hat, seien die kleinen Besetzungen mit sechs oder sieben Musikanten. In Dietfurt gibt es einige dieser Zusammenschlüsse, Röll nennt exemplarisch Kabölle, die Eckbanklmusi, Altmühlblech und die 5 blousad’n 6, zu denen er selbst gehört. Sie hätten zwar unter strengen Hygienevorschriften, aber immerhin auch während der Pandemie proben dürfen.

„Es gibt keine Alternative“, so lautet Rölls Fazit. Er könne die Leute nicht hertragen. Beim letzten großen Auftritt, dem Böhmischen Herbst am 26. Oktober 2019 , habe keiner geahnt, dass dieser wirklich der letzte sein werde. Doch sei der Beschluss, die Weiß-Blauen Siebentäler aufzulösen, einstimmig gefallen.

Die Noten und das restliche Vereinsvermögen werden an die Musikerausbildung gehen, die ja vielleicht irgendwann die große Tradition der Blasmusik in der Sieben-Täler-Stadt unter einem neuen Namen fortsetzen wird. „Ganz ausgeschlossen ist das ja nicht“, hofft Stefan Röll.

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