Junge Oper Neuburg
Zwei Aufführungen am Wochenende von Franz Lehars „Lustige Witwe“

21.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:43 Uhr
Josef Heumann

Ihr liegen die Männer nur so zu Füßen, da bräuchte es die vielen Millionen wohl gar nicht mehr: Lauren Francis als Hanna Glawari. Foto: Heumann

Das Leichte ist oftmals das Schwierigste auf der Bühne. Mehr noch als ganz häufig in der Oper kommt es in der Operette ganz entscheidend in Drive und Verve auf das Ensemble an. Und gerade in der Ensemble-Leistung punktet diese Produktion der Jungen Oper zweimal am Wochenende im Stadttheater.

Franz Lehars „Lustige Witwe“ ist zweifelsohne ein, für manchen gar der Juwel am Operettenhimmel, streift in seinem musikalischen Anspruch schon das Genre Oper und wahrt zugleich das Volksstückhafte, verhandelt im Grunde gnadenlos menschliche Schwächen, fällt indes über Berechnung, Überheblichkeit, Großmannssucht und nachtragender Krämerei das schelmisch schmunzelnde Urteil der Leichtigkeit.

Platz für Phantasie



Der Plot ist rasch erzählt: Armes Madel ist nicht standesgemäß für vornehmen Grafen, landet erfolgreicher beim Geldadel, wird rasch Witwe und ist jetzt natürlich eine ganz andere Partie. Was gemeinhin Klatschspalten füllt, wächst sich in der Operette zur wahren Staatsaffäre aus. Und bildet so sattes Betätigungsfeld für reichlich Personal in sämtlichen Chargen. Und wie gesagt: In diesem Mit- und Ineinander schillerndster Charaktere liegt dann auch die Stärke der Junge-Oper-Produktion. Die Musik kommt zwar vom Band – wurde aber extra für diese Aufführungsreihe aufgenommen. Als Bühnenbild reichen wenig Versatzstücke, die viel Platz für die Phantasie lassen. Jeder Akteur bringt eine eigene Schattierung mit ein.

Am Ende kriegen sie sich



Die beiden Macher der Jungen Oper sind auch deren Hauptakteure. Franz Garlik begegnet seinem Grafen Danilo in dandyhafter Leichtigkeit, was zugleich seiner Stimme sehr entgegenkommt. Lauren Francis geht ungleich dramatischer ihre Glawari an – so oder so: Am Ende kriegen sie sich. So ist Operette.

DK