Spitzenkoch gestorben
Zum Tod von Ludwig Grieser

30.11.2023 | Stand 30.11.2023, 17:15 Uhr

Auch wenn er in seinem Berufsleben immer viele Menschen um sich hatte, Gäste im Restaurant und im Hotel – Unruhe und Trubel gehörten nicht zu seinem Wesen, Ludwig Grieser war eher einer der Stillen. An einer schweren Krankheit, die sich lange hingezogen hat, ist er im stillen Monat November gestorben, in seinem 75. Jahr.

Nun liegen die Zeiten unter dem Markennamen „Hotel Restaurant Grieser“ schon lange zurück, für Schrobenhausen war das über Jahrzehnte eine feste Größe mit Ausstrahlung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Gourmetführer nannten das Haus unter Deutschlands Spitzenrestaurants, Anerkennung gab es im Guide Michelin, bei Varta und im Gault Millau. Zu dieser Außenwirkung kam auch die große Anerkennung, die Ludwig Grieser im Kreis der Spitzenköche genoss, man kannte ihn. Die Gourmetgilde der Rotisseure und auch der Orden „Cordon bleu de Saint Esprit“ versammelte sich bei ihm und nahm ihn in seine Reihen auf. So kam es auch, dass Verlage an ihn herantraten und das eine und andere Spezialkochbuch in Auftrag gaben, gerade für Meeresfrüchte, die er in seiner Küche besonders pflegte.

Anspruchsvolles Publikum



Für ein anspruchsvolles Publikum musste das Haus in eine neue Richtung gelenkt werden. Ludwig Grieser absolvierte die Hotelfachschule und kam zur Lehre ins Haus Walterspiel, dem Münchner Luxushotel „Vier Jahreszeiten“. Bald darauf reiste der junge Koch mehrfach nach Frankreich, manche große Küche gewährte ihm Einblick in ihren Umgang mit Fisch und großen Weinen. Wieder zuhause setzte er Akzente mit französischer Orientierung und war dabei immer eingebunden in die heimische Gastronomie und in die Szene um den Spargel, am Aufbau des Spargelmuseums wirkte er engagiert mit.

Grieser hatte einen Namen, und über viele Jahre kamen regelmäßig Mitglieder des bayerischen Kabinetts nach Schrobenhausen, um sich den spezifischen Genuss im Spargelland zu leisten. Eine besondere Freude war ihm aber, wenn er in einer ruhigeren Phase im Restaurant seine Kreativität ausspielen konnte. Dann kam er zu Stammgästen mitunter auch an den Tisch, lenkte von der Speisekarte ab mit der Verführung: „Ich tät Euch was Schönes machen!“ Das bedeutete eine feine Kreation, und dazu diesen oder jenen ausgesuchten Wein, ganz speziell. Es lag dann an seiner Krankheit, dass er sich schon vor Jahren zum Rückzug gezwungen sah, im Herbst 1999 war die Geschichte des Restaurants Grieser zu Ende.

Lange Spaziergänge und die Liebe zu Kultur



Was blieb, waren lange Spaziergänge und die Liebe zu Kultur und Bildung. Mit Ehefrau Heidi und Sohn Sebastian, die nun zurückbleiben, schätzte Ludwig Grieser Konzerte und das Theater. Auf Musik mochte er nie verzichten, er hatte seine Favoriten wie etwa Gustav Mahler. Und für den Literaturliebhaber stand Thomas Mann über allem. Das Stichwort „über allem“ führt noch weiter hinaus und hinauf: Bei klarem Nachthimmel beobachtete er die Sterne, dazu war er mit feinem Equipment gerüstet.

SZ