Basketball in Schrobenhausen
„Zu selten rübergekommen, dass es Spaß macht“: Die beiden Green-Devils-Abteilungsleiter im großen Interview

22.03.2024 | Stand 22.03.2024, 21:21 Uhr

Was bleibt noch von der Faszination Basketball in Schrobenhausen? Die Zuschauerreihen bei der ersten Herrenmannschaft wurden in der jetzt zu Ende gehenden Saison immer lichter, die Erfolge dramatisch weniger. Es soll einen Neuanfang geben. Foto: M. Schalk

Das Auswärtsmatch der Green Devils an diesem Samstag beim SB DJK Rosenheim II ist das vorerst letzte Bayernligaspiel eines Schrobenhausener Basketball-Herrenteams. Zehn Jahre nach Meistertitel, Aufstieg in die 2. Regionalliga und Riesenhype waren die Green Devils 2023/24 eher eine triste Angelegenheit. Um diese Saison aufzuarbeiten – aber auch, um optimistisch auf die Zukunft und auf andere Bereiche zu blicken, haben sich die beiden Abteilungsleiter Josef Höllbauer und Jürgen Peter mit unserer Zeitung zu einem Gespräch getroffen.

Herr Höllbauer, Herr Peter: Die Schrobenhausener Basketballherren unterhalb der Bayernliga – gab’s das eigentlich überhaupt schon mal in Ihrer Zeit?
Höllbauer: Das letzte Mal müsste 1996 gewesen sein. Bevor damals Andreas Bernitt als Coach übernommen hat und es wieder nach oben ging. In den vergangenen 28 Jahren waren wir dann tatsächlich immer mindestens auf diesem Niveau.

Wie weh tut es denn nun? Wenn man beispielsweise auf das letzte Saisonheimspiel vor einer Woche blickt, das ja in früheren Jahren eigentlich immer eine große Party war.
Peter: Man hat es ja die ganze Saison über an den Zuschauerzahlen gemerkt. Das ist das, was mir wehtut: Wenn du in die Halle gehst und nur noch die Hälfte der Leute da ist, die wir gewohnt sind. Letztendlich haben wir uns aber mit dem ersten Herrenteam nicht so verkauft, wie wir uns das alle wünschen. Da ist zu selten rübergekommen, dass Basketball auch Spaß macht.
Höllbauer: Vor dem letzten Heimspiel kam beispielsweise die Frage nach der Verabschiedung von Trainer und Spielern auf. Dass manche davon ziemlich überrascht waren, spiegelt für mich ganz gut die Situation wider, dass die Mannschaft nicht so zusammengewachsen ist, wie es der Wunsch war.
Peter: An was genau diese integrativen Punkte gescheitert sind, möchte ich übrigens weder nur an der einen Person Coach, noch an einzelnen Spielern festmachen. Auch nicht an der Pfaffenhofener Fraktion im Kader. Wir haben auch langjährige Schrobenhausener, die müssten wir dann genauso an der Nase packen.
Höllbauer: Die wissen doch auch, wie sowas geht. Wir sind zwar nicht ganz nah dran, aber ich glaube, dass unsere Mannschaft zum Beispiel kein einziges Mal in dieser Saison zusammen weg war...

Die Teamchemie läuft ja letztlich beim Coach zusammen. Hätte man spätestens in der Winterpause auf dieser Position reagieren müssen?
Peter: Es ist jetzt müßig, darüber zu diskutieren. Die Entscheidung an Weihnachten war letztendlich so, dass wir den Trainer wechseln und dass wir den Vollzug mit Ende der Saison machen, weil der Nachfolger Peter Trübswetter noch Coach unserer zweiten Mannschaft war.
Höllbauer: Die zweite Mannschaft ist ein zusammengeschweißtes Team. Sie hatte es sich verdient, dass sie nicht auseinandergerissen wird, um vielleicht die Erste zu retten.
Peter: Ehrlicherweise waren wir an Weihnachten ja auch nicht knapp an irgendetwas dran – sondern ein gutes Stück weg davon, um zu sagen: Wir wuppen das noch. Und wir hätten auch spielerisch keine großen Verstärkungen bekommen. Die Hoffnung war deshalb, dass wir das die zehn Wochen noch gemeinsam durchstehen. Letztendlich muss man festhalten, dass die Entscheidung nicht den erhofften Impuls ausgelöst hat, sondern die Spiele in der Rückrunde genauso gut oder vielmehr genauso schlecht waren wie vorher. Es bestätigt uns jetzt zumindest, dass der Wechsel fällig war und dass etwas passieren muss.

Ein Vorwurf, der manchmal von außen kam, ist, dass das Team seine „DNA“, seine eigentlichen Stärken – also Schnelligkeit und Technik statt Größe – nicht genug ausgespielt hat.
Höllbauer: Das stimmt. Von einigen Zuschauern ist dieser Einwurf schon gekommen, die gesagt haben: Wenn man mit der Mannschaft was holen will, muss man auf das setzen, bei dem man vielleicht stark ist.
Peter: Wahrscheinlich ist es auch nicht ganz unwahr. Aber wir werden uns jetzt nicht anmaßen, von außen zu sagen: Hätten wir’s so gemacht, wäre es so gelaufen. Dafür haben wir ja einen Coach.

Waren Verstärkungen irgendwann ein Thema?
Höllbauer: Fremde Spieler holen, damit man eine Liga höher spielt: Ich glaube, das funktioniert hier nicht. Die Schrobenhausener wollen schon Schrobenhausener sehen. Wenn drei Amerikaner spielen würden, die die anderen aus der Halle schießen, wäre das zwar schön anzuschauen...
Peter: ... aber ob das einem Abteilungsgefüge guttun würde? Wir hatten in der Vergangenheit ja immer wieder mal den Luxus, dass von außen jemand dazukam, der stark war, gut aufgenommen wurde, sich integriert hat und Bock hatte. Aber das muss eben passen.

Basketball in Schrobenhausen war nicht zuletzt deshalb so populär und „besonders“, weil das Team – im Vergleich zu anderen Sportarten – so hochklassig gespielt hat. In fünf Jahren ging es jetzt von der 2. Regionalliga in die Bezirksoberliga nach unten. Wie sehr schadet dieser Statusverlust dem Verein?
Höllbauer: Natürlich war vor allem die 2. Regionalliga ein Zugpferd. Da sind auch Leute gekommen, die prinzipiell nicht so basketballaffin waren, die aber gesagt haben: Wenn das so eine hohe Liga ist, schauen wir uns das in Schrobenhausen auch mal an.
Peter: Wenn du das aber aufgrund deiner Ressourcen, sprich Spieler, nicht darstellen kannst, dann kannst du es drehen und wenden, wie du willst. Wir hatten das Glück, dass wir über Jahre konstant gute Spieler hatten. Aber wenn dann der eine die Karriere beendet, der andere wegzieht und so weiter, dann ist das Thema „Liga halten“ eben nicht so einfach. Natürlich würden wir lieber in der Bayernliga vernünftig mitspielen oder um den Aufstieg in die 2. Regionalliga kämpfen. In einem Punkt muss ich allerdings widersprechen.

Und zwar?
Peter: Ich glaube schon, dass wir dieses „Besondere“ noch haben und noch immer ein spezieller Verein sind. Dass es Wirkung zeigt, wenn sich das Aushängeschild sportlich nicht mit Ruhm bekleckert, ist leider Gottes klar. Aber der Zuspruch im Bereich der anderen Mannschaften und in der Jugend ist weiterhin gigantisch.
Höllbauer: Man hat es auch bei der zweiten Mannschaft gesehen. Oder bei der dritten. Wenn die ein Event aus ihren Spielen gemacht haben, war die Halle richtig schön voll.
Peter: Die Erste hat nicht so viel Spaß gemacht. Dafür haben die Schrobenhausener die anderen beiden Herrenvertretungen und die Damen angenommen. Wenn man auch sieht, wie sich diese Teams einbringen, zum Beispiel bei der Jugendarbeit, dann muss man sagen: Abgesehen von den Herren I stehen wir nicht schlecht da. Übrigens: Auch früher gab es immer wieder die eine oder andere Diskussion. Da war man sportlich erfolgreich – damit hat’s gepasst und man hatte Ruhe. Das sind wir jetzt nicht – und deshalb gibt es auch den Knatsch.

Was muss passieren, damit sich ein positives Gefühl auch wieder bei der ersten Herrenmannschaft einstellt?
Höllbauer: Basketball ist eine Teamsportart, das ist das A und O. Da kannst du noch so viele tolle Einzelspieler reinstecken, aber mit dem Teamgedanken steht und fällt es.
Peter: Peter Trübswetter wird sich aus der jetzigen ersten und zweiten Mannschaft seinen Kader zusammenstellen. Dann gilt es, daraus ein schlagkräftiges Team zu formen. Man hat schon bei den Herren II gesehen, dass Peter seinen Fokus ganz besonders darauf richtet, dass man als Team in ein Spiel geht, gewinnen will – aber wenn man verliert, erhobenen Hauptes wieder rausgeht. Da denke ich absolut positiv. So ein Neuanfang ist doch auch immer eine gewisse Chance.

Mit Johannes Dengler, der seine Karriere nach dieser Saison beenden möchte, wird erneut eine wichtige Stütze aus dem Kader ausscheiden.
Höllbauer: Leider! Er würde der Mannschaft so sehr helfen. Auch, dabei die jungen Spieler zu integrieren.
Peter: Er ist ein absoluter Leistungsträger, dieser Verlust ist schwer auszumerzen. Da gibt’s keinen Ersatz, der morgen dasteht. So kommen vor jeder Saison immer wieder ein paar Themen hinzu.

Ist der Wiederaufstieg überhaupt ein Ziel, das sich mittel- oder sogar kurzfristig verwirklichen lässt?
Peter: Wir werden jedenfalls nicht gleich zum Saisonende den Druck auf das neue Team erhöhen und sagen, dass wir nächstes Jahr wieder in die Bayernliga aufsteigen müssen. Natürlich wollen wir so gut wie möglich abschneiden. Aber vor allem geht es darum, wieder den Spaß zu vermitteln, dem Publikum etwas zu bieten und dieses bereits angesprochene „Besondere“ noch intensiver zurückzuholen. Das müssen wir jetzt erst mal in der Bezirksoberliga schaffen. Wann und wie es mal wieder in die Bayernliga geht, werden wir sehen.
Höllbauer: So einen Umbruch gibt es alle paar Jahre mal, wenn eine Generation ausscheidet. Dann muss halt eine andere nachwachsen und in die Fußstapfen treten.

Apropos, noch kurz ein kleiner Blick auf die Jugendarbeit, die ja offenbar recht zufriedenstellend läuft.
Peter: Ich würde nicht sagen, dass sie zufriedenstellend läuft, sondern richtig gut. Während Corona haben sich ja viele die Frage gestellt: Ist das das Ende des Vereinssports? Aber es ist glücklicherweise genau das Gegenteil: Der Zuspruch, den wir derzeit in der Abteilung haben, ist enorm. Wir haben jetzt auch eine Handvoll Aktiver, die den Trainerschein machen, um das Jugendtraining bei uns auch in Zukunft qualitativ hochwertig anzubieten.

SZDas Gespräch führte Matthias Vogt