Zweite Karriere zwischen den Pfosten
„Umschulung“: Stürmer Nils Lahn und sein Weg zum Neuburger Bezirksligatorwart

22.03.2024 | Stand 22.03.2024, 19:54 Uhr

Hab dich: Auch als Torhüter macht der gelernte Stürmer Nils Lahn (im grünen Trikot) eine gute Figur. Seinen ersten außerplanmäßigen Einsatz bei der Bezirksliga-Mannschaft des VfR hatte er beim Heimspiel gegen Gersthofen, hier eine Szene aus diesem Spiel. Am Freitag war das Rückspiel und erneut stand Lahn im Neuburger Tor. Foto: Worsch

Eigentlich kannte man Nils Lahn im Landkreis als abgezockten Torjäger, dessen Anzahl an Saisontreffern regelmäßig höher war als die der Saisonspiele. Inzwischen hat der 34-Jährige jedoch „umgeschult“ – zum erfolgreichen Torwart in der Bezirksliga.

Nein, der 26. August 2023 ist kein Tag, an den man sich beim VfR Neuburg so gerne zurückerinnert. Zwar feierte das Team damals, beim 1:0 gegen den TSV Gersthofen, seinen ersten Heimsieg dieser Saison. Die Stimmung wurde jedoch von der schweren Verletzung des Torhüters Dominik Jozinovic getrübt, der sich in der ersten Halbzeit die Achillessehne riss und seitdem ausfällt. Der ganze Verein und sein Umfeld litten damals mit. Trotz allem war es der Auftakt einer besonderen Geschichte.

In der Bezirksliga noch ungeschlagen

Seither hütet Nils Lahn das VfR-Tor – auch im Spiel am Freitag gegen Gersthofen. Das wäre soweit nichts Besonderes, wäre Lahn der etatmäßige Ersatztorhüter bei den Neuburgern. Ist er aber nicht. Genau genommen ist beziehungsweise war der 34-Jährige überhaupt kein Torhüter. Nach mehreren schweren Verletzungen in den vergangenen Jahren sei er aber „vorsichtiger geworden“, erzählt der Routinier, der früher als Stürmer beim BSV Neuburg und dann beim SC Rohrenfels vor allem den gegnerischen Torhütern Sorgen bereitete. Da er aber auch immer mal wieder zwischen den Pfosten gestanden und dadurch ein wenig Erfahrung gesammelt hatte, habe er in Absprache mit dem Verein beschlossen, auf Torhüter „umzuschulen“.

Die Dinge nehmen ihren Lauf

„Wohlgemerkt für die zweite Mannschaft“, betont Lahn mit einem Schmunzeln. Doch nach Jozinovic’ Verletzung, der Verletzung von Moritz Maiershofer (Sprunggelenk) und bei den allgemeinen Problemen des VfR auf dieser Position, „nahmen die Dinge irgendwann ihren Lauf“, erzählt er weiter. Nicht nur, dass Lahn damals gegen Gersthofen eine Halbzeit lang spontan ranmusste (und ohne Gegentor blieb), danach gab es noch drei weitere Einsätze über 90 Minuten. Lahns Bilanz in der Bezirksliga Schwaben Nord: dreieinhalb Spiele, zwei Siege, zwei Unentschieden, fünf Gegentore. „Als Spieler habe ich es nie über die Kreisliga hinaus geschafft und als Torwart spiele ich jetzt in der Bezirksliga“, strahlt Lahn, selbst ein bisschen ungläubig darüber. Sich dafür abzufeiern, ist allerdings nicht seine Art. Stattdessen geht der bescheidene Dank in eine andere Richtung: „Das hat ja auch viel mit defensiver Stabilität zu tun, für die unsere Abwehr sorgt“, sagt er.

Selbstbewusst und motiviert zwischen den Pfosten

Außerdem habe Torwarttrainer Thomas Schimmer ihn so unter seine Fittiche genommen, dass er jetzt selbstbewusst und motiviert sogar im Bezirksligator stehen könne. Und was ja eigentlich das Wichtigste ist: „Es macht wahnsinnig viel Spaß“, betont der Neu-Keeper. „Es fühlt sich fast an, wie meine erste Saison im Herrenbereich, wie eine zweite Karriere.“

Wie es nun weitergeht, wenn irgendwann Jozinovic und Maiershofer zurückkehren? Ob Nils Lahn dann seinen Anspruch auf einen Platz im Tor im Konkurrenzkampf verteidigen will? „Nein, nein“, wiegelt er sofort ab. „Ich kenne meine Rolle. Ich bin da, wenn ich gebraucht werde. Aber wir haben in der Bezirksligamannschaft zwei Torhüter, die in einer ganz eigenen Liga unterwegs sind.“ Er werde dann zum A-Klassen-Team zurückkehren: nicht mehr als Stürmer, sondern als erfolgreich umgeschulter Torhüter mit Bezirksligaerfahrung.

DK