Neuburg
Veranstalterinnen von „Mut zum Hut“ denken über Umzug nach

Neuburgs Finanzausschuss beschließt Offerte und begrüßt die Anfrage

14.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:42 Uhr
Timo Schoch

Stilecht mit Hut: Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (Mitte) würde sich über eine Rückkehr der Veranstaltung „Mut zum Hut“ sehr freuen. 20 Jahre lang hatte sie ihre Heimat in Neuburg – zuletzt wurde die weltgrößte Hutschau vor zwei Jahren veranstaltet. Foto: Archiv

Von Timo Schoch

Neuburg – Die weltgrößte Hutschau „Mut zum Hut“ könnte wieder nach Neuburg umziehen. Der Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss der Stadt rollte bei seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend den Veranstalterinnen deshalb verbal den roten Teppich aus. Das Gremium zeigte sich sehr erfreut über die Option, dass die Hutschau im September 2023 – nach dann zweijähriger Abstinenz in Ingolstadt – zu ihren Wurzeln zurückzukehren könnte.

Es gibt diese versteckten Signale. Worte, die nachdrücklich sind, die selbst in einem bürokratischen Umfeld eine Emotion ausdrücken – wie bei Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU), als er den Antrag formulierte. Beim Satz „Das Gremium begrüßt die mögliche Rückkehr von ,Mut zum Hut‘“, betonte er besonders das Wort „begrüßt“. Das war ihm enorm wichtig, denn eigentlich schien eine Rückkehr ausgeschlossen. Noch vor rund neun Monaten sagten die Veranstalterinnen der weltgrößten Hutschau gegenüber dieser Zeitung: „Mut zum Hut“ würde definitiv nicht mehr nach Neuburg zurückkommen. Nun also die Kehrtwende.

Der zweite Bürgermeister Neuburgs, Hans Habermeyer (Freie Wähler), erklärte zu Beginn der Sitzung die bisherige Entwicklung. „Die Kontaktaufnahme erfolgte vergangene Woche“, erzählte er. Die Anfrage lautete: Ob für das Jahr 2023 noch Räumlichkeiten frei wären, denn in Ingolstadt werde das Armeemuseum im Neuen Schloss renoviert. Damit wiederholt sich quasi die Geschichte – denn auch in Neuburg war die Sanierung des Schlosses ein Grund, warum die Veranstalterinnen nach 20 Jahren die Stadt verließen. „Wir waren in Neuburg an für sich zufrieden“, sagte Gründerin Ute Patel-Mißfeldt gegenüber unserer Zeitung – auch wenn das Ende der Veranstaltung im Jahr 2020 nicht geräuschlos verlief.

Für Neuburg könnte die Rückkehr ein Glücksfall sein. Denn die Hutschau bietet eine weltweite Werbeplattform und ist natürlich auch eine Bereicherung für die Gastronomie und die Einzelhändler. Deshalb warb Habermeyer auch in einem Plädoyer für die Hutschau: „Ich wäre intensiv dafür, alles gewesene professionell hinter uns zu lassen“, sagte er. „Wir sollten uns bemühen, die Veranstaltung zurück zu bekommen.“ Denn neben Neuburg hätte auch das Münchner Nationalmuseum ein klares Interesse signalisiert, diese Veranstaltung auszurichten. Für Neuburg spräche allerdings deutlich mehr; natürlich die Rückkehr zu den Wurzeln und damit der Heimat der Gründerin Ute Patel-Mißfeldt und ihrer Tochter Isabel Patel. Aber in erster Linie natürlich dem Umfeld, mit Marstall, Boxenstall und dem repräsentativen historischen Ambiente, in welchem eine solche Hutschau eine perfekte Symbiose bildet. Dazu würde die Veranstaltung in München nicht die notwendige Kontinuität bieten können.

Somit dürfte es also ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Neuburg und Ingolstadt sein. Denn: „Die Stadtverwaltung in Ingolstadt war immer sehr kooperativ und hat uns wahnsinnig gut unterstützt“, sagt Patel-Mißfeldt. So suche die Stadt Ingolstadt bereits nach alternativen Räumlichkeiten. „Die Veranstalter von ,Mut zum Hut‘ haben signalisiert, dass im nächsten Jahr die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten im Neuen Schloss nicht ausreichend seien“, sagte der Pressesprecher der Stadt Ingolstadt, Michael Klarner. „Die Stadt Ingolstadt hat daraufhin mögliche alternative Räumlichkeiten benannt, die bei den Veranstaltern auf Interesse gestoßen sind. Die letztliche Entscheidung über den Austragungsort liegt bei den Veranstaltern.“ Gleichwohl würde es die Stadt begrüßen, wenn die Veranstaltung in Ingolstadt bleiben würde.

Unisono betonen deshalb sowohl Ute Patel-Mißfeldt als auch ihre Tochter Isabel Patel: „Es ist noch alles offen und nichts entschieden.“ Es gilt also für die beiden Frauen jetzt erst einmal die Rahmenbedingungen abzustecken und zu eruieren.

Eine mögliche Rückkehr nach Neuburg knüpfen die Veranstalterinnen deshalb an einige Wünsche und Bedingungen. In Ingolstadt erhielten sie die Räumlichkeiten kostenlos, was auch ihre Vorstellung für Neuburg wäre. Gleichzeitig solle der Werbekostenzuschuss erhöht werden, weil durch einen erneuten Umzug nicht nur Flyer und Plakate neu gedruckt werden müssten, sondern es sei auch mit einem vorübergehenden Besucherschwund zu rechnen. Dieser Werbezuschuss der Stadt betrug vor dem Wegzug 5500 Euro.

Dem Wunsch der kostenlosen Überlassung von Marstall und Boxenstall stoppte Gmehling allerdings umgehend. „Wir würden damit eine Präzedenz schaffen“, sagte er. Schließlich erhielten lediglich Benefizveranstaltungen eine Möglichkeit, repräsentative Räumlichkeiten in der Stadt mietfrei zu erhalten. Der Neuburger Oberbürgermeister schlug deshalb einen 50-prozentigen Rabatt bei der Miete vor – während aber die Nebenkosten im kompletten Umfang anfallen würden. „Dafür sollten wir allerdings den Werbekostenzuschuss erkennbar erhöhen“, ergänzte Gmehling.

Die Mitglieder des Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschusses waren sich in allen Punkten einig – in erster Linie natürlich über die Chance, dass „Mut zum Hut“ nach Neuburg zurückkommen könnte. „Es wäre toll, wenn die Hutschau an ihren Ursprungsort zurückkehren würde“, sagte Klaus Babel (Freie Wähler). Gabriele Kaps (CSU) schlug deshalb einen Werbekostenzuschuss von 8000 Euro vor. Parteikollege Otto Heckl erhöhte umgehend: „Die Ausstellung sollte uns 10000 Euro wert sein.“ Karola Schwarz (Bündnis90/Die Grünen) stimmte diesem Vorschlag zu: „Dieses Event hat eine hohe Ausstrahlung. Der höhere Zuschuss ist deshalb gerechtfertigt.“ Gerade aus Werbesicht schlug Klaus Babel vor, dass man dies als Stadt auch nutzen sollte. „Wir sollten nicht nur das Logo aufdrucken lassen, sondern auch Bilder von Neuburg.“

Aus diesen Vorschlägen formulierte Gmehling schließlich den Beschluss, dem das Gremium einstimmig folgte: Die Veranstalterinnen würden bei einer Rückkehr nach Neuburg mit „Mut zum Hut“ einen 50-prozentigen Erlass der Mietkosten für die Räumlichkeiten erhalten. Der einmalige Werbekostenzuschuss beträgt 10000 Euro. Für die Folgejahre muss der Zuschuss dann aber nochmals neu bestimmt werden. Außerdem versucht die Stadt nicht nur das Logo auf den Werbeträgern der Veranstaltung zu platzieren, sondern auch repräsentative Bilder Neuburgs.

Ansonsten waren sich alle Beteiligten einig: Sie würden ein Comeback von „Mut zum Hut“ in Neuburg begrüßen. Ausdrücklich sogar. Das betonten alle unisono.

DK