Neuburg
Traut euch! Evangelische Kirche bietet in der Schlosskapelle Spontanhochzeiten an

11.11.2022 | Stand 21.09.2023, 5:23 Uhr

Die Atmosphäre in der Schlosskapelle, eine der ältesten evangelischen Kirchenbauten Deutschlands, ist besonders: Am 11.11.22 konnten sich hier Heiratswillige spontan das Ja-Wort geben. Kümmern mussten sich die Paare um nichts: Blumen, Fotograf und Musik organisierte die Vikarin Elisabeth Görnitz (r.). Pfarrer Herbert Sperber bot bei den Trauungen seine Hilfe an. Fotos: Werner

Von Miriam Werner

Heiratswillige hatten in Neuburg am Freitag die Möglichkeit, sich ganz spontan das Ja-Wort zu geben. Von 15 bis 21 Uhr stand die Schlosskapelle in der Oberen Altstadt allen Paaren offen, die diesen Schritt wagen wollten.



Mit oder ohne Gäste, mit oder ohne Planung im Vorfeld – konnte die Trauung vollzogen werden, sagt Elisabeth Görnitz. Sie ist Vikarin in der evangelischen Kirche.

Kümmern mussten sich die Heiratswilligen an diesem Tag um nichts: Große Blumengestecke schmückten die Schlosskapelle, der Fotograf war bereits engagiert und die Musiker Tobias Kraft (Organist), Doris Peters (Sängerin) und Gabriela Lay (Organistin) standen in der Kapelle bereit. Lieder für die Trauung konnten die Paare kurz zuvor aus einer Liste auswählen – genauso wie den Trauspruch. Alles ganz unkompliziert, alles ganz spontan.

Trauungen im kleinen und intimen Rahmen

„Ich will damit zeigen, dass Trauungen in der Kirche nicht immer groß und pompös sein müssen“, betont Elisabeth Görnitz. Intime und persönliche Trauungen im kleinen Rahmen standen an diesem Tag im Vordergrund: „Wenn man es spontan fühlt, kann das etwas Wahrhaftiges haben. Manchmal, wenn eine Hochzeit lange geplant wird, kann irgendwo bei der Entscheidung, welche Farbe die Serviette haben soll, etwas verloren gehen.“

Die Idee kam der 29-jährigen Vikarin während einer Tagung. Dort ging es darum, wie Trauungen ansprechender gestaltet werden könnten. „Da wurde vom Projekt der Spontanhochzeiten erzählt“, sagt Görnitz. Ein Projekt, das in anderen Teilen Deutschlands schon einige Heiratswillige in die Kirchen gezogen habe. „In Bayern findet es hier in Neuburg nun erstmalig statt“, freut sich Görnitz, die seit Juni mit den Vorbereitungen für diesen Tag beschäftigt ist.

Die spontane Hochzeit gilt als echte kirchliche Trauung – auch wenn die Zeremonie mit rund 15 Minuten etwas kürzer sei, als gewohnt. Das kirchliche Ja-Wort konnten sich alle Paare geben lassen, die bereits standesamtlich verheiratet und noch nicht kirchlich getraut waren. Nach evangelischem Kirchenrecht konnten auch gleichgeschlechtliche Paare die kirchliche Segnung erhalten.

Für die kirchliche Trauung musste mindestens ein Kirchenmitglied evangelisch sein. „Es gibt auch einige Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind und denen der Segen Gottes trotzdem wichtig ist, auch die Paare sind willkommen“, betont Görnitz.

„Unsere Kirche steht allen Paaren offen gegenüber“

Dann sprechen die Vikarin oder Pfarrer Herbert Sperber dem Paar den Segen Gottes für die Beziehung zu. „Unsere Kirche steht allen Paaren offen gegenüber.“ Allerdings ist es dann nicht möglich, sich das Ja-Wort zu geben, also eine kirchlich anerkannte Trauung durchzuführen. Pfarrer Herbert Sperber bot seine Hilfe an, als er von dem Projekt der Spontanhochzeiten hörte. „Ich bin begeistert von der Idee.“

Das erste heiratswillige Paar kam gegen 15.30 Uhr – direkt von der Arbeit. Nach einem kurzen Gespräch im Café am Theater direkt gegenüber der Schlosskapelle ging es für sie vor den Traualtar.

DK