Angebot für junge Bürger
Taxifahren zum halben Preis im Kreis Neuburg-Schrobenhausen

JU und CSU-Kreistagsfraktion wollen „Fifty-Fifty“-Modell einführen

18.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:44 Uhr

Sie wollen zusammen das „Fifty-Fifty-Taxi“ im Landkreis auf den Weg bringen: CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Angermeier (Mitte) nahm das Konzept dazu von JU-Kreisvorsitzendem Moritz Knöferl (rechts) und dem Vorstandsmitglied Alexander Stoll entgegen. Foto: S. Hofmann

Ein neuer Taxitarif wird in der Kreispolitik gerade heiß diskutiert (wir berichteten), da kommt die Junge Union (JU) Neuburg-Schrobenhausen mit einem passenden Antrag daher: Der Nachwuchs der Christsozialen möchte die Einführung des „Fifty-Fifty-Taxis“ im Landkreis voranbringen.



Das Programm, sollte es der Kreistag letztlich beschließen, richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene. Angedacht ist, dass diese für nächtliche Taxifahrten an Wochenenden nur einen Teil der Gebühren bezahlen, die übrigen Kosten soll der Landkreis an die Unternehmen entrichten.

Natürlich kann JU keinen Antrag an den Kreistag stellen, denn dort ist sie nicht vertreten. Also haben sich Kreisvorsitzender Moritz Knöferl und seine Mitstreiter an die große Schwester, den CSU-Kreisverband, gewandt. Deren Fraktionssprecher im Kreistag, Aresings Bürgermeister Klaus Angermeier, war sofort Feuer und Flamme für die Idee, wie er im Pressegespräch berichtete. „Das passt wie die Faust auf’s Auge“, sagte Angermeier, der an diesem Donnerstag seinen 60. Geburtstag feiert.

Gerade weil der neue Taxitarif und vor allem die mutmaßliche Weigerung einiger Unternehmen im Landkreis, auch nachts zu fahren, wie es die Konzession vorschreibt, derzeit heiß diskutiert werden. „Wir müssen die Nachtfahrten für die Taxifahrer attraktiver machen. Mit dem Antrag und dem neuen Tarif könnten wir ein ganzes Paket schnüren“, sagte Angermeier.

Andere Kreise haben das Modell bereits

Landtagsabgeordneter und CSU-Kreisvorsitzender Matthias Enghuber hatte in der jüngsten Kreistagssitzung als Erster angedeutet, dass von den Taxiunternehmen, die eine Konzession des Landkreises haben, nur noch eines überhaupt Fahrten in der Nacht absolviert, Dritte Landrätin Sabine Schneider (SPD) hatte in der Diskussion schließlich Ross und Reiter benannt und erklärt, dass dies nur noch das Unternehmen Bucher aus Neuburg überhaupt mache.

Eine ureigene Idee des JU-Kreisverbandes ist das „Fifty-Fifty-Taxi“ nicht, wie Vorsitzender Knöferl betonte. Man habe sich das von Schwesterverbänden aus Franken abgeschaut, die das teils vor Jahren schon angebracht und mitunter umgesetzt hatten. Erst kürzlich hatte zudem der Kreis Eichstätt diese Sonderkonditionen für junge Menschen offiziell ermöglicht, nachdem der dortige Kreistag bereits im Jahr 2019 einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte (wir berichteten). Wegen der Corona-Pandemie hatte man aber mit der Aktivierung des Programms gewartet. „Eichstätt hatten wir gar nicht auf dem Schirm“, so Knöferl.

Der Vorsitzende berichtete, dass man im JU-Kreisverband geraume Zeit über Bedarfsangebote, die heutzutage oft mit dem englischen Begriff on demand versehen werden, diskutiert habe. Schließlich sei man zu der Überzeugung gekommen, in die Offensive zu gehen. „Wir halten das einfach für eine gute Sache“, so Knöferl. Einerseits würde man gerade Fahranfänger schützen, die einer Unterschätzung der zusätzlichen Herausforderungen von Müdigkeit und Nachtfahrten leichter zugänglich seien, heißt es dazu im Antrag der JU. Weiter führen die Nachwuchspolitiker aus, dass auch Trunkenheitsfahrten durch das Konzept verhindert werden sollten. Man habe auch schon mit Taxiunternehmen unverbindlich gesprochen und positive Rückmeldungen erhalten, berichtete Knöferl weiter.

Nach den Vorstellungen der JU sollten junge Menschen aus Neuburg-Schrobenhausen, die zwischen 16 und 27 Jahre alt sind, das Angebot nutzen können. Beschränkt wäre es auf die Wochenenden und zwischen 21 und 6 Uhr. Einen Vorteil gebe es für beide Seiten, denn die Taxiunternehmen würden weiterhin den vollen Fahrpreis entrichtet bekommen, während die jungen Nutzer lediglich die Hälfte davon entrichten müssten, die andere Hälfte sollte, wie der Name „Fifty-Fifty“ andeutet, vom Landkreis bezahlt werden. „An den Verhältnismäßigkeiten, wer wie viel zahlt, könnte man natürlich auch etwas machen“, zeigte sich Knöferl diskussionsbereit.

Anreize für Unternehmen schaffen

Wie im Fall des Kreises Eichstätt, kann sich die JU Neuburg-Schrobenhausen vorstellen, dass das Angebot per personalisierter Smartphone-App genutzt wird. Die Registrierung dazu könne bei NFC-fähigen Geräten persönlich oder eine Aktivierung im Landratsamt Neuburg sowie in der Außenstelle Schrobenhausen vorgenommen werden. Damit würde sichergestellt, dass nur Bürgerinnen und Bürger im entsprechenden Alter, die auch aus dem Landkreis stammen, das Angebot wahrnehmen können. Knöferl und seine Mitstreiter können sich auch vorstellen, mit benachbarten Kreisen, die dieses Angebot schon haben oder eines Tages einführen wollen, einen Verkehrsverbund zu bilden. CSU-Fraktionsvorsitzender Angermeier sieht die Debatte nicht in Stein gemeißelt: „Das muss dynamisch sein.“ Generell befand Knöferl letztlich: „Wir sind ländlicher Raum, da passen solche Lösungen besser als die meisten Busverbindung.“

Klaus Angermeier möchte den JU-Antrag nun zügig an seine Kolleginnen und Kollegen weitergeben und damit ein Signal des Schulterschlusses mit dem Nachwuchs senden. Der Aresinger Bürgermeister hofft, dass das Thema bald im Kreistag und den Fachgremien behandelt wird. „Das ist Geld, das wir für unsere Leute ausgeben“, so der 60-Jährige. Die Diskussion müsse am Leben gehalten werden, so könne man vielleicht auch sanften Druck auf die Taxiunternehmen im Kreis ausüben, die im Verdacht stehen, keine Nachtfahrten zu machen. „Letztlich ist es ein Anreiz für Kunden und Unternehmen. Ich glaube an das Modell“, so Angermeier.

DK