Parkbad-Schließung
Sein oder nicht sein

Sondersitzung: Werkausschuss diskutiert, das Hallenbad mit eingeschränktem Programm doch zu öffnen

20.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:32 Uhr

Diesmal nicht wegen Corona: Dem Neuburger Parkbad droht heuer eine Schließung, damit Energie eingespart werden kann. Als Alternative diskutiert der Werkausschuss in einer Sondersitzung allerdings ein verringertes Winterangebot. Foto: Riß, DK-Archiv

Von Sebastian Hofmann

Neuburg – Schwimmen im Winter in Neuburg oder nicht – oder mit William Shakespeare: Sein oder nicht sein? Der Werkausschuss des Neuburger Stadtrats diskutiert in einer Sondersitzung an diesem Dienstag, welche Maßnahmen zum Energiesparen im Herbst und Winter umgesetzt werden können, damit das Parkbad, entgegen eines Beschlusses vom Sommer, vielleicht doch geöffnet werden kann. „Ich sehe das als abwendbar an“, sagt Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) bezüglich der noch gültigen Schließung. Die Sitzung findet um 17 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt.

Immerhin einen Hoffnungsschimmer für alle Freunde des Innenraum-Badespaßes gibt es, denn eine Schließung scheint aufgrund einiger Veränderungen tatsächlich vermeidbar. So legt es zumindest die Tischvorlage des entsprechenden Tagesordnungspunktes nahe. Dort haben die Stadtwerke allerlei Zahlen aufgelistet, die ein reduzierter Bäderbetrieb nach sich ziehen würde. Dabei kommt allerdings schon ein großes Aber: Selbst wenn sich die Mitglieder des Werkausschusses an diesem Dienstag für die angepasste Winter-Badesaison entscheiden würden, es würde teuer. Und wie viel Geld der Betreiber auf den Tisch legen müsste, lässt sich in diesen unsicheren Tagen der stetig schwankenden Kosten nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen.

Einsparpotenzial bei Gas und Strom vorhanden

Fest steht, dass sich tatsächlich 50 Prozent der Wärmeenergie, 1,3 Gigawattstunden insgesamt, einsparen ließen, wenn man auf den Betrieb des Außenbeckens, des Rutschenturms und der Sauna mit Dampfbad verzichten und zudem die Temperaturen der Hallenluft und des Wassers absenken würde.

Weitere 25 Prozent können beim Stromverbrauch durch weglassen besagter Bad-Teile eingespart werden. Noch dazu müssten die Umwälzpumpen in ihrer Leistung reduziert werden.

Was an aufzuwendender Energie – ob nun in Form von Wärme oder Strom – für einen reduzierten Betrieb bleibt, muss allerdings in Relation zu den drastisch gestiegenen Beschaffungspreisen am Energiemarkt (wir berichteten) gestellt werden. Und in diesem Punkt zeichnet die Sitzungsvorlage ein eher düsteres Bild. Wie die Experten der Stadtwerke berechnet haben, würden allein bei der benötigten Wärme Mehrkosten von 443000 Euro zu Buche schlagen. Grundlage für die Berechnung sind zum einen die Verbrauchsmengen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 und der am 9. September abgerufene Spotmarkt-Gaspreis von 22 Cent. Hatte der Verbrauch vor drei Jahren die Stadtwerke noch 130000 Euro gekostet, stehen in der Prognose nun 573000 Euro.

Gleiches gilt bei den Stromkosten. Diese betrugen 2019 noch rund 179000 Euro, bei den Stadtwerken kalkuliert man mit Stand 9. September nun mit 316000 Euro. Zusammengenommen ergibt sich ein Mehraufwand von 580000 Euro – immer vorausgesetzt, dass die Preise für Gas und Strom im Vergleich zu den Berechnungsgrundlagen nicht noch weiter steigen.

Oberbürgermeister Gmehling ist sich dieses potenziellen tiefen Griffs in den Geldbeutel bewusst, hofft aber dennoch, dass sich am Dienstag eine Mehrheit für diese Variante findet und die Herbst/Winter-Badesaison in Neuburg somit gerettet werden kann. „Ich bekomme dieser Tage eine Unzahl an Zuschriften“, berichtet das Stadtoberhaupt. Sportvereine, Senioren, die Bundeswehr, Eltern und viele mehr hätten sich an ihn gewandt und dargelegt, warum der Betrieb des Parkbades für sie so wichtig sei. „Ich verstehe all diese Menschen, die sich nach zwei harten Corona-Jahren für eine Öffnung des Parkbads einsetzen.“

Die Voraussetzungen hätten sich geändert

Den Beschluss vom Sommer, dass die Einrichtung in dieser Saison geschlossen bleibt, verteidigt Gmehling. „Damals sah es so aus, als hätten wir kein Gas; als ginge es im Winter darum, dass Wohnungen nicht beheizt werden können. Wäre es soweit gekommen, dann würde ich das Parkbad geschlossen lassen, keine Frage“, so Gmehling. Damals seien die Parameter schlicht andere gewesen. Aber man habe ja jetzt Gas, es sei halt nur „sauteuer“.

Werkreferent Roland Harsch (FW) macht keinen Hehl daraus, dass er die Diskussion sehr kritisch begleitet und bei der Sondersitzung alle Zahlen genau hinterfragen möchte. Auch er versteht, dass viele Menschen das Bad nutzen wollen. Für sich selbst hat er aber eine Finanz-Linie gezogen, die er nicht überschritten sehen will. „Letztlich möchte ich wissen, wie hoch das Gesamtdefizit ausfallen könnte“, so der Unternehmer. An dieser Zahl werde er seine Entscheidung festmachen. Eine Lösung sieht Harsch darin, dass die Stadt Neuburg alle Zusatzkosten, die durch den Betrieb in diesem Herbst und Winter entstehen, für die Stadtwerke übernehmen würde. „Da würde ich sofort mitgehen“, sagt Harsch. Nur: „Woher soll die Stadt in dieser Situation das Geld nehmen?“

Letztlich hofft Oberbürgermeister Gmehling, eine Mehrheit im Werkausschuss zu bekommen. „Ich denke, wir werden in den sauren Apfel beißen – hoffentlich nur dieses Jahr“, sagt er. Ihm sei wichtig, zu betonen, dass das Parkbad „mehr als nur eine Spaßfunktion“ erfülle. Allein die zahlreichen und schnell ausgebuchten Schwimmkurse seien Beleg für die Wichtigkeit der Einrichtung. „Und wenn man das nur nach wirtschaftlichen Kriterien betrachtet, dann hätten wir schon vor zehn oder 20 Jahren zumachen müssen“, so Gmehling.

DK