Neuburg
Reichart setzt die Segel ins Priesterleben

Neuburger wird Priester – Pfarrei St. Peter bei der Weihe in Augsburg dabei

26.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:51 Uhr

Manuel Reichart (v.r.) mit Bischof Bertram Meier und seinen Kollegen Markus Kraus und Roland Kiechle. Unten links die Anreise der Neuburger Gruppe, rechts die Litanei. Fotos: Schnall, pba/Gigler

Von Nicole Gigler

Neuburg/Augsburg – Bei bestem Sommerwetter haben sich am Sonntag 22 Gläubige aus Neuburg auf den Weg in den Augsburger Dom gemacht, um die Priesterweihe des 26-jährigen Feldkircheners Manuel Reichart mitzuerleben. Seine Heimpfarrei Neuburg St. Peter und Heilig Geist hat für dieses besondere Spektakel sogar eigens einen Bus angemietet.

Um 12 Uhr ging die Fahrt an der Schlösslwiese los. „Ich dachte, die Plätze gehen weg wie warme Semmeln“, sagte Pfarrer Herbert Kohler, Leiter der Pfarreien Gemeinschaft Neuburg St. Peter und Heilig Geist. Aus familiären und gesundheitlichen Gründen haben in letzter Minuten jedoch noch einige abgesagt. Nichtsdestotrotz schmissen sich die Mitfahrerinnen und Mitfahrer in ihre besten Kleidungsstücke – neben klassischen Kleidern und Anzügen entschied sich manch einer auch für einen hellblauen Anzug oder ein Dirndl. Da kam die Klimaanlage im Bus genau richtig – in der heißen Mittagssonne stieg das Thermometer auf 29 Grad.

Auf der Busfahrt schwelgte Pfarrer Kohler noch etwas in Erinnerungen und erzählte die ein oder andere Anekdote. „Als Manuel Oberministrant war, hatte ich den Eindruck, dass er mit der Oberministrantin anbandelt, das hat sich aber dann in eine ganz andere Richtung entwickelt“, erzählte er lachend. „2014 sagte er mir dann, dass er sich Gedanken darüber mache, die Priesterausbildung zu beginnen.“ Im September desselben Jahres setzte er dieses Vorhaben in die Tat um. Sehr zeitig, um kurz nach 13 Uhr, betraten die Neuburger den kühlen Dom. Doch obwohl die Priesterweihe erst um 14.30 Uhr startete, waren viele Plätze schon belegt. Dennoch schaffte es die Busgruppe Plätze in der Mitte des Kirchenschiffes zu ergattern.

Pünktlich verließen Reichart, Markus Kraus (34) und Roland Kiechle (36) den Nebenraum und zeigten sich der Menge. „Da ist der Manuel“ und „Jetzt wird es spannend“ war aus den Reihen der Neuburger zu hören, während sich das Gesicht von Reichart beim feierlichen Einzug in Weihrauch hüllte. Dabei sang der Chor Eugène Gigouts „Grand chœur dialogué“.

Bischof Bertram Meier sagte in seinen einleitenden Worten: „Es heißt, es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, und diese Dörfer seien nun hier. Doch auch wenn dies ein feierlicher Tag war, dass die Katholische Kirche momentan wenig zu feiern hat, wollte auch Bischof Meier in seiner Predigt nicht verschweigen: „Heute dürfen wir die Sektkorken knallen lassen.“ Doch eine Sektflasche zu öffnen berge auch Risiken, vor allem wenn der Druck groß sei. „In der Kirche herrscht Druck.“ Druck nach Reformation, der seit Jahren ausgesessen werde. „Doch keine Angst. Auch diese Zeit ist Gottes Zeit.“ Sie lade ein, neue Wege zu suchen, um den Menschen das Evangelium anzubieten.

Und auch zu den Themen Priesternachfolge und Kirchenaustritte äußerte sich der Bischof und stellte einen Vergleich zu Fischernetzen auf: „Haben die Menschen vielleicht Angst, ihre Freiheit könnte sich in den Maschen unserer Netze verfangen?“ Wie man Menschen aus ihren Ängsten und Nöten holen und „in das Wasser des Lebens“ betten kann, zeigte er ihnen anhand von drei Tipps: Bescheiden bleiben und die Mitte stärken. Die Mitte sei eine Person – Jesus Christus. Zum Ende seiner Predigt verglich er die Kirche mit einem Rettungsboot, für die, die gestrandet sind im Leben und den richtigen Kurs suchen. Mit den drei neuen Priestern seien neue Mitglieder zu der Mannschaft an Deck hinzugestoßen. Seine letzten Worte: „Schiff ahoi!“

Ein Highlight der Priesterweihe war die Litanei. Dabei mussten sich die drei Weihkandidaten auf den Bauch auf einen roten Teppich legen. Dadurch wird ausgedrückt, dass sie ihr ganzes Leben in die Hände Gottes legen. Danach wurde Pfarrer Kohler eine Ehre zuteil. Er durfte Reichart als Heimatpfarrer das Messgewand anlegen. Dabei spürte man, wie die Spannungen von den Dreien abfiel. Reichart nickte Kraus und Kiechle lachend zu. Danach gingen sie in ihren neuen Gewändern zum Bischof hinter den Altar. Er salbte ihre Hände mit Chrisam. Mit der Kommunion endete die Priesterweihe und unter Klängen des Chors verließen die neuen Priester den Dom. Doch bevor sie ganz im Nebenraum verschwunden waren, gab es tosenden Applaus.

„Eine sehr schöne Zeremonie“, da war sich die Busgruppe der Pfarrei St. Peter einig. Mitfahrerin Rebecca Rein war sogar extra wegen des Ritus der Weihe mitgekommen, „der ist immer so schön“, sagt sie – und sie wurde alles andere als enttäuscht, wie sie am Ende erzählte.

Nach über zwei Stunden Messe gab es gleich im Anschluss im Kolpinghaus für alle Kuchen und Brezen. Für die drei „Stars“ des Nachmittags war es jedoch gar nicht so einfach, es vor lauter Glückwünschen ans Buffet zu schaffen. „Es war sehr intensiv, sehr bestärkend, alle am Ende applaudieren zu hören“, sagte Reichart. Er habe sich sehr gut von den Menschen aufgenommen gefühlt, ist sich aber auch im Klaren: „Es werden auch schwere Zeiten kommen.“

DK