Neuburg/Schrobenhausen
Parkplatznot am Landratsamt

Verantwortliche diskutieren über Kostenpflicht für Mitarbeiter – Kreischef für differenzierte Betrachtung

11.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:29 Uhr

Auslaufmodell: Der öffentliche Parkplatz auf dem Lassigny-Gelände in Neuburg fällt mittelfristig für den THI-Campus weg – ebenso wie die Mitarbeiter-Stellflächen neben dem Landratsamt. Foto: Janda

Von Stefan Janda

Neuburg – Die Mitarbeiter des Landratsamts in Neuburg müssen womöglich in Zukunft für ihren Parkplatz bezahlen. Das könnte das Resultat einer bislang ergebnisoffenen Debatte zur Situation bei der Kreisbehörde sein. Landrat Peter von der Grün (FW) muss Kritik einstecken, spricht sich aber für eine mitarbeiterfreundliche Lösung aus.

Von einer Entscheidung scheint man derzeit noch meilenweit entfernt zu sein. Vielmehr spricht der Landrat von einer offenen Diskussion über Lösungen. Denn: Ewig wird der Status quo im Umgriff der Behörde nicht mehr andauern. Um Platz für den neuen Campus der Technischen Hochschule Ingolstadt auf dem Lassigny-Gelände gleich hinter dem Landratsamt zu schaffen, fallen mittelfristig sowohl die öffentlichen Stellflächen als auch die Mitarbeiterparkplätze nördlich der Behörde weg. „Dafür gibt es noch kein Datum“, sagt von der Grün, der aber betont: „Wir müssen auf den Tag X vorbereitet sein und nach Lösungen suchen.“

Aus diesem Grund stand das Thema nun in nicht öffentlicher Sitzung im Bauausschuss des Kreistags auf der Agenda, was allerdings nicht alle Mitglieder des Gremiums als beste Lösung ansahen. Noch im öffentlichen Teil hatte CSU-Kreisrat Reinhardt Reißner den Charakter der Beratung hinter verschlossenen Türen moniert. „Mir geht es aber darum, das sehr komplexe Thema offen und konstruktiv zu diskutieren“, so der Landrat, der sich dazu eine möglichst gute Diskussionsgrundlage samt Zahlen und auch möglichen Kosten wünschte. Das vor der Öffentlichkeit zu beraten, hält er derzeit noch für den falschen Weg.

Gleichzeitig verschweigt von der Grün nicht, dass das Thema durchaus etwas unbequem ist. Immerhin steht dabei auch eine Gebührenpflicht für die Mitarbeiter der Behörde zur Debatte. Diese können ihre Autos bisher auf den Stellflächen kostenlos parken. Sobald diese Plätze wegbrechen, drohen also Mehrkosten. Kein Wunder, dass aus den Reihen der Kreistagsfraktionen bereits Stimmen laut werden, die eine Belastung des Personals strikt ablehnen – und die zumindest hinter vorgehaltener Hand Kritik am Landrat üben.

Dieser spricht sich gegenüber unserer Zeitung jedoch klar dagegen aus, den Behördenmitarbeitern einfach die Kosten für eine neue Parkplatzlösung aufzuhalsen. Immerhin geht es dabei – je nach Variante – um eine Millioneninvestition. Von der Grün macht sich daher für ein sozialverträgliches Vorgehen stark – und für eine Differenzierung. „Ich bin kein Freund von Schwarz-Weiß-Denken“, sagt er. Daher würde er einen preislichen Unterschied für Mitarbeiter und externe Parker bevorzugen. Von der Grün nennt als Beispiel das Park&Ride-Parkhaus in Fröttmaning bei München, wo Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel ihr Fahrzeug für einen Euro pro Tag abstellen können. Ein Preis, den er für vertretbar hält. „Immerhin würden wir überdachte und auch viel sicherere Parkplätze schaffen“, betont er. Ziel sei daher eine „passgenaue Lösung“. Gleichzeitig verweist er auf die Situation in vielen anderen Landkreisen. „Eine Gebührenpflicht für Mitarbeiter gibt es vielerorts bereits“, so der Landrat.

Dass ein neuer Weg her muss, steht also fest. Wie sie genau aussehen wird unterdessen nicht. „Wir überlegen in alle möglichen Richtungen“, sagt der Kreischef, der dabei auch weitere Stellflächen für die Bevölkerung im Auge hat. Daher ist die Neuburger Stadtspitze seinen Worten zufolge eingebunden, ebenso wie das Personalratsgremium im Landratsamt. Dass auf den ersten Blick ein Parkhaus auf dem sogenannten Kammerbauer-Areal direkt vor dem Jugendzentrum als naheliegendste Lösung erscheinen dürfte, weiß auch von der Grün. Genau diesen Weg werde man aber eher nicht einschlagen, betont er. Zu einer anderen Variante, nämlich einer Lösung in der Nähe des Geriatrie-Zentrums – also noch immer in fußläufiger Distanz zum Landratsamt –, äußert sich der FW-Politiker hingegen noch nicht. „Es gibt noch viele Einzelfragen zu klären“, sagt er nur.

Aus diesem Grund gibt es bislang auch keinerlei Zeitschiene für das weitere Vorgehen. „Wir versuchen, ein mögliches Szenario zu entwickeln“, sagt der Landrat, der das Thema aber vorerst weiter in nicht öffentlicher Sitzung sieht. Gleichzeitig schließt von der Grün nicht aus, dass erst mal ein Provisorium entstehen und eine Dauerlösung für die Zukunft erst später folgen könnte.

KOMMENTAR

Wenn der Weg zum Job samt arbeitsplatznahem Parkplatz für Arbeitnehmer zum Luxus oder aber gar zum Ding der Unmöglichkeit wird, sollte das Arbeitgebern massiv zu denken geben. Doch genau dieses Szenario könnte den Mitarbeitern des Landratsamts in Neuburg bald drohen. Immerhin geht es auf der politischen Ebene derzeit um die Suche nach einer neuen Lösung für die Stellflächen bei der Behörde.

Diese Diskussion verlangt nicht nur die Berücksichtigung zahlreicher Faktoren, sondern obendrein viel Fingerspitzengefühl. Denn die Mitarbeiter sind für Firmen wie für Behörden das wichtigste Gut. Und dieses gilt es nicht nur zu erhalten, sondern auch zu pflegen. Wer von seinen Angestellten verlangt, für einen günstigen Parkplatz kilometerweit zu Fuß zu gehen, der verkennt die Realität. Gleichzeitig kann es nicht sein, dass der Landkreis ein Parkhaus auf Kosten seiner Mitarbeiter errichtet. Kostenlos müssen die neuen Parkplätze deshalb nicht zwingend sein. Ausufern sollten die Gebühren aber auf keinen Fall.

Stefan Janda



DK