Neuburg
Paketzentrum: Stadtrat hat Zweifel am Gutachten

Gremium verabschiedet einstimmig Stellungnahme zu Weicheringer Vorhaben – Gmehling: Brücke weiter östlich bauen

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:01 Uhr

Paketzentrum: Der Stadtrat hat noch einige Fragen. Foto: Junges Blut

Von Thorsten Stark

Neuburg – Bis 1. Juli läuft noch die erste Auslegung der Unterlagen für das geplante Paketzentrum in Weichering. Am Dienstagabend haben die Planer noch einige Hausaufgaben mitbekommen. Der Neuburger Stadtrat verabschiedete eine mit kritischen Fragen gespickte Stellungnahme zu dem Vorhaben, das nicht weit vom Ortsteil Maxweiler vorgesehen ist. Nicht nur einmal gab es von den Maxweilerern, die zur Sitzung im Kolpinghaus gekommen waren, Applaus für Wortbeiträge.

Weicherings Bürgermeister Thomas Mack (CSU) und vor allem Alois Rieder vom zuständigen Planungsbüro Weinzierl hatten das Projekt zuvor vorgestellt. Auf rund elf Hektar Fläche will die DHL ein Paketzentrum hinstellen, das über die auszubauende B16-Zufahrt Maxweiler angebunden werden soll. Rund 2590 Lkw-Bewegungen und 770 Pkw-Fahrten der Mitarbeiter sind auf 24 Stunden gerechnet vorgesehen.

Stadtplanerin Gertrud Huis, die die Stellungnahme verfasst hat, stört sich unter anderem am Lärmschutzgutachten des TÜV Rheinland, bei dem sie aus ihrer Sicht einige Ungereimtheiten ausgemacht hat. So habe der Gutachter etwa nicht wie vorgeschrieben Emissionswerte aufgerundet. Sonst wären an zehn von 13 Stellen in Maxweiler die nächtlichen Grenzwerte deutlich überschritten, an zweien wäre sogar die Grenze der Gesundheitsgefährdung erreicht, erklärte sie. Ungestörter Schlaf sei überall nur bei geschlossenem Fenster möglich. Zudem schreibe der Gesetzgeber vor, dass bestehende Lärmkonflikte durch Überplanungen in vorbelasteten Gebieten wie Maxweiler nicht weiter verschärft werden dürften. Es fehlten zudem Angaben zu den Spitzenbelastungen in der Nacht.

Auch im Verkehrsgutachten sieht Huis Klärungsbedarf, etwa bei der starken Krümmung von der B16-Brücke auf die Straße an der Allee, die die Leistungsfähigkeit der schmalen Straße weiter einschränke. Auch dass die Beleuchtung des Geländes laut Unterlagen höher als die Lärmschutzwände sein soll, irritierte die Stadtplanerin. Bisher haben die Gutachter ihre Fragen nicht beantwortet. Wie Rieder und Mack versicherten, werde das aber bei der Abwägung der Stellungnahmen passieren.

OB Bernhard Gmehling (CSU) sagte, es sei elementar, dass die Wände höher als die Beleuchtung stünden, dass die Allee, die von Heinrichsheim aus nach Maxweiler führt, nur für Anlieger frei sei, um nicht als Ausweichstrecke für die Pendler zu dienen, und dass DHL die Brücke für den Anschluss des Paketzentrums weiter östlich errichten solle, anstelle das alte Bauwerk nur zu ertüchtigen. „Die jetzige Brücke ist nicht leistungsfähig genug.“ Matthias Enghuber (CSU) erklärte, er bringe der DHL ein gewisses Grundvertrauen entgegen, da das Unternehmen ja nicht das erste Paketzentrum baue. Bisher sei auch die Gemeinde Weichering bei ihrer Informationspolitik mit Fingerspitzengefühl vorgegangen, er hoffe nur, dass das so weitergehe. Denn die Angst der Bürger in Maxweiler sei groß. „Die Weicheringer sollen ihr Paketzentrum bekommen“, sagte CSU-Fraktionschef Alfred Hornung. „Aber da müssen genaue Antworten her.“

Florian Herold (FW) sah das ähnlich. Er sei ein starker Befürworter des Projekts, versicherte er. „Aber wir sollten die Bürger da mitnehmen.“ Denn die gesamten Anrainer der B16 seien von dem zusätzlichen Verkehrsaufkommen betroffen. Hans Mayr stimmte ihm zu: „Man muss genau abwägen, dass sich keine Verschlechterung der Lebensqualität ergibt.“ Grünen-Fraktionschef Gerhard Schoder sagte: Wenn er die Lärmwerte sehe, dann könne er sich nicht vorstellen, wie man als Neuburger Stadtrat diesem Projekt zustimmen könne.

Auch zwei Ortssprecherinnen meldeten sich zu Wort: Alexandra Plenk (Maxweiler) appellierte an die Stadt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den zu erwartenden zusätzlichen Lärm zu mindern. Hildegard Weis (Marienheim) ging deutlich weiter. Sie forderte die Erstellung eines Lärmgutachtens für alle Anrainer der B16. „Denn die Schmerzgrenze ist schon erreicht.“ Gmehling machte ihr da wenig Mut: So ein Gutachten sei Aufgabe des Staatlichen Bauamts, das allerdings dazu nur bei einem Neubau der Straße verpflichtet wäre.

Einstimmig verabschiedete der Stadtrat schließlich die Stellungnahme. Eines gab der OB der Öffentlichkeit mit: „Wenn alle bei uns in der Innenstadt einkaufen würden, bräuchten wir kein Paketzentrum.“

DK