„Müssen nicht gleich alles schwarzsehen“
Nach bitterem Abstieg am Wochenende: Handballer des SSV Schrobenhausen versuchen, Blicke nach vorne zu richten

11.04.2024 | Stand 11.04.2024, 18:36 Uhr

Bittere Schrobenhausener Momente: Während die SSV-Handballer im Kreis versuchten, ihren schmerzhaften Abstieg zumindest einigermaßen zu verdauen, feierte im Hintergrund die Mannschaft der HSG Straubing ausgelassen den Klassenerhalt. Foto: M. Schalk

2023/24 – eine Saison des Grauens für den SSV Schrobenhausen: Zunächst erwischte es die Volleyballherren des Vereins, dann die Basketballherren – und jetzt verpassten zu allem Überfluss auch die Handballherren den Klassenerhalt. Also drei extrem bittere Abstiege innerhalb von nur wenigen Wochen – das tut schon immens weh.

„Wahrscheinlich einen Tick zu unerfahren“

Wobei das Scheitern der Handballer wohl am schmerzlichsten war – denn es kam komplett unerwartet. Zugegeben: Die Mannen um Cheftrainer Christian Moritz mussten in die Play-downs der Bezirksliga Altbayern – aber dort hätte ihnen in zwei Partien gegen die HSG Straubing bereits ein Sieg zur Rettung gereicht. Wohl gemerkt gegen ein Team, das in der offiziellen Punktrunde zuvor ausnahmslos Niederlagen kassiert hatte. Aber nichts da. Zunächst unterlagen die Schrobenhausener in Niederbayern mit 27:32 – um jetzt in eigener Halle mit 32:34 das Nachsehen zu haben.

Wie bitte schön konnte das passieren? Eine Frage, die sich auch Andreas Häusler immer wieder stellt. „Wahrscheinlich waren wir doch einen Tick zu unerfahren“, mutmaßt der SSV-Handballchef beziehungsweise Top-Torjäger (124 Treffer in 15 Matches): „Aber es war ja nicht so, dass wir komplett ängstlich in die alles entscheidende Heimpartie gegangen waren. Wir freuten uns sogar richtig darauf. In unserem vollen ,Dreifach-Tempel’ den Klassenerhalt fix zu machen, darauf hatten wir so richtig Bock. Wir hätten doch nur gewinnen müssen...“

Nein, so recht kann er das am vergangenen Samstag Geschehene immer noch nicht fassen. „Aber es hilft ja nichts“, so der 33-Jährige: „Wir müssen nach vorne blicken. Es wird auch in der neuen Saison wieder Herrenhandball beim SSV Schrobenhausen geben, die Welt geht wegen unseres Abstiegs definitiv nicht unter.“

Nur wie geht’s konkret weiter? Dass Moritz in der kommenden Spielzeit nicht mehr als verantwortlicher Coach fungieren wird, das steht bereits seit längerem fest – und das war dem Team auch frühzeitig so kommuniziert worden. Ein Fehler? „Im Nachhinein könnte man das vielleicht so sagen“, räumt Häusler ein: „Aber wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden. Wir hofften, dass dadurch ein positiver Effekt entstehen könnte – dahingehend, dass unsere Mannschaft dem Christian unbedingt den Klassenerhalt zum Abschied schenken möchte.“

Michael Hiermeier folgt auf Christian Moritz

Das ging nun eben in die Hosen – und man wird die SSV-Handballherren in der neuen Saison nur mehr in der untersten Liga Altbayerns, der Bezirksklasse, sehen. „Aber am Christian lag es am wenigsten“, betont Häusler ausdrücklich: „Ihm ist nicht der geringste Vorwurf zu machen. Er war von uns im vergangenen Jahr förmlich ins kalte Wasser geworfen worden – und er tat dann sein Möglichstes.“

Moritz’ Nachfolger auf dem Cheftrainerposten wird Michael Hiermeier. Oder, wie es Häusler ausdrückt, „ein echter Typ, der Handball förmlich lebt“. Zwischen 2015 und 2023 hatte jener beim BHC Königsbrunn regelrecht eine Ära geprägt, hatte den Verein südlich von Augsburg zu zwei Aufstiegen geführt – um sich dann ein Sabbatjahr zu gönnen. Jetzt juckt’s Hiermeier allerdings wieder – und wie es der Zufall so will, lebt er mit seiner Familie in Hörzhausen, also direkt vor den Toren Schrobenhausens. „Dass er in der neuen Saison tatsächlich Lust auf das Projekt ,SSV‘ hat, ist einfach nur ,saucool’“, so SSV-Handballboss Häusler: „Michael kennt sich in Sachen Handball aus wie kaum ein anderer, ist sehr ehrgeizig – und besitzt zudem die Gabe, gerade unseren Jungen eine Menge beibringen zu können.“

Da kann das Ziel für die neue Saison doch nur der sofortige Wiederaufstieg sein. Oder? „Ich sage es mal so: Jeder Einzelne von uns, der jetzt gerade beim Abstieg dabei war, der möchte das unbedingt so schnell wie möglich korrigieren. Da muss ich als Abteilungsleiter wirklich nicht noch zusätzlich irgendeinen Druck ausüben“, meint Häusler. Und wie sieht’s in Sachen Personal für die kommende Saison aus? Droht nach dem Absturz in die Bezirksklasse gleich der zweite Umbruch in Folge? Der 33-Jährige schüttelt den Kopf: „Nein, diese Angst müssen wir wohl nicht haben. Der Großteil unseres Kaders 2023/24 dürfte uns auch 2024/25 wieder zur Verfügung stehen.“

„Wir alle freuen uns schon riesig auf neuen Coach“

Letzte Klarheit bringt eine Zusammenkunft aller SSV-Spieler am Freitagabend: „Danach wissen wir hundertprozentig, mit wem wir in der neuen Saison planen können oder nicht“, so Häusler. Was ihn persönlich auf jeden Fall freut: 2024/25 haben die Schrobenhausener auch mal wieder einige A-Jugendliche in ihren Reihen, die in den Herrenbereich mit hineinschnuppern dürfen. „Allein schon deshalb ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass wir ,nur’ noch in der Bezirksklasse beheimatet sind – denn dann ist für sie der Sprung vom Nachwuchs- in den Seniorenbereich nicht ganz so groß“, so der Abteilungschef.

Der bittere Abstieg – also doch nicht nur Fluch, sondern auch ein bisschen Segen? Na ja, ganz so weit möchte der SSV-Handballboss nicht gehen: „Aber wir müssen auch nicht gleich alles schwarzsehen. Es wird weiterhin Herrenhandball beim SSV Schrobenhausen geben, unsere Fans werden uns treu bleiben. Und wir alle freuen uns schon riesig auf unseren neuen Coach Hiermeier.“

SZ